Marco Alles über Red Bull Leipzigs Scheitern im DFB-Pokalfinale.

Sein Versprechen hat er nicht eingelöst. Als Julian Nagelsmann 2019 bei RB anheuerte, kündigte er nassforsch den ersten Titel binnen drei Jahren an. Nun zieht der Jungtrainer bereits nach zwei Spielzeiten weiter und lässt die Leipziger ohne Trophäe zurück. Ein Scheitern, das den Club mehr schmerzen dürfte als den Coach selbst. Während sich RB aufgrund des personellen Aderlasses (Nagelsmann, Krösche, Upamecano) in der kommenden Saison neu sortieren muss, warten auf den 33-Jährigen etliche Titelchancen mit den unersättlichen Bayern.

Das Werk des talentierten Architekten bleibt unvollendet; und die 1:4-Niederlage im Pokalfinale bewies: Auch Hochbegabte machen Fehler. Nagelsmann verzockte sich bei Aufstellung und Taktik – und korrigierte erst, als das Kind bereits in den Brunnen gefallen war. Ärgerlich für Leipzig, lehrreich für den Trainer, gut für die Münchner. Solche Patzer werden ihm so schnell nicht noch einmal passieren.

Was aber bleibt von Nagelsmann in Leipzig? Satte 25 Millionen, ja. Der Einzug ins Halbfinale der Champions League im Vorjahr, ja. Ein dritter und höchstwahrscheinlich ein zweiter Platz in der Bundesliga, ja. Doch vor allem hinterlässt er Spieler, die er besser gemacht hat und eine Mannschaft mit weiterhin großer Perspektive. Was sie zu leisten imstande ist, bekam Dortmund in der zweiten Halbzeit zu spüren.

Für den Pokalsieger geht es jetzt darum, die verkorkste Saison mit der Qualifikation für die Königsklasse zu retten. In den letzten beiden Liga-Spielen muss die Leistung von Berlin der Maßstab sein. Gelingt das nicht, sind die Jubelarien im Olympiastadion rasch vergessen – und die Goldjungen Haaland und Sancho erst recht nicht zu halten.