Pokljuka. Im WM-Sprint auf der Pokljuka verpasst Denise Herrmann die erste WM-Medaille für die deutschen Biathleten knapp. Trotzdem macht ihre Leistung Hoffnung - etwa für Olympia.

In den dichten Fichtenwäldern und tiefen Schluchten der Pokljuka sollen wertvolle Schätze versteckt sein. Wer nach Art und Lage der Kostbarkeiten fragt, erhält von den Einheimischen meist ein lächelndes Schulterzucken zur Antwort. Schon seit Generationen ranken sich Sagen und Mythen um die Hoch-Alm im Nordwesten Sloweniens. Lange, bevor die Biathleten in den 1990-er Jahren ihr Domizil aufschlugen. Zum zweiten Mal nach 2001 ermitteln sie in diesen Tagen dort ihre Weltbesten.

Die deutschen Skijäger gehören bislang nicht dazu. Sie suchen nach dem Fehlstart in die WM auch nach dem dritten Wettkampftag weiter ihren ersten Medaillenschatz. Doch im Gegensatz zur Mixed-Staffel, die nicht über den siebten Platz hinausgekommen war, und den völlig enttäuschenden Männern in ihrem historisch schlechten Sprint kam Denise Herrmann dem Edelmetall ganz nahe.

In einem spannenden 7,5-km-Rennen belegte sie am Ende den undankbaren vierten Platz. Nach einer Strafrunde betrug ihr Rückstand 22,3 Sekunden auf die siegreiche Tiril Eckhoff. Die Norwegerin überragte mit fehlerfreiem Schießen und der schnellsten Laufzeit auf der hart gefrorenen Strecke.

Norweger überragen beim Schießen und beim Laufen

„Ich bin schon traurig, dass es nicht mit der Medaille geklappt hat. Niemand steht gern neben dem Podium“, sagte Herrmann nach bangem Warten im Zielraum. Als Siebente gestartet, hatte sie zunächst die Bestzeit gesetzt. Aber nicht nur Eckhoff, sondern auch die Französin Anais Chevalier-Bouchet (1 Strafrunde) und die überraschend starke Weißrussin Hanna Sola (0) stürmten noch an ihr vorbei.

Der Sächsin fehlten letztlich 7,9 Sekunden zum Sprung auf das Podest. Ihre Teamkolleginnen Franziska Preuß und Vanessa Hinz landeten ebenfalls nach jeweils einem Patzer im Stehendanschlag auf den Plätzen acht und zwölf. Janina Hettich kam nach zwei Strafrunden nicht über Rang 31 hinaus.

Bestes Schießergebnis der Saison für Herrmann

Herrmann hatte im eiskalten, aber sonnenüberfluteten Triglav-Stadion derweil damit zu tun, ihre Gefühle einzuordnen. Einerseits spürte sie die Enttäuschung über das knapp verpasste Edelmetall. Es wäre auch Balsam auf die Wunden der gebeutelten Mannschaft gewesen. Andererseits freute sie sich über ihr bestes Schießergebnis der gesamten Saison: „Ich bin schon erleichtert, dass ich jetzt endlich auch im Rennen abrufen konnte, was ich im Training zeige“, sagte sie.

Im bisherigen Winter hatte die 32-Jährige mit großen Problemen zu kämpfen. Nach einem zweiten Rang zum Weltcup-Auftakt in Kontiolahti rannte die Top-Läuferin zunächst ihrer Form in der Loipe hinterher. Auch am Schießstand häuften sich die Fehler und sorgten für immer neue Selbstzweifel. Statt um den Gesamtweltcup mitzukämpfen, rutschte Herrmann ins Mittelmaß ab. Rechtzeitig zur WM scheint sie nun, in die Erfolgsspur zurückgefunden zu haben. „Mir ist klar geworden, dass man es am Stand nicht erzwingen kann. Deshalb habe ich versucht, bewusst locker ranzugehen.“

Herrmann: „Wenn das so weitergeht, bin ich optimistisch für Olympia“

Dass sie ihr Vorhaben umgesetzt und den tückischen Böen getrotzt hat, macht ihr Mut für die Verfolgung am Sonntag (15.30 Uhr/ARD, Eurosport): „Ich will wieder angreifen, keine Frage“, sagte Herrmann und verwies auf die vergangenen beiden Jahre. Da hatte sie in dieser Disziplin Gold und Silber gewonnen.

Die Jagd scheint ihr offensichtlich zu liegen. Und auch in WM-Sprintrennen konnte sie ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Nach den Rängen sechs (2019) und fünf (2020) wurde Herrmann nun Vierte und meinte lächelnd: „Wenn das so weitergeht, bin ich optimistisch für Olympia.“

Für die drei verbliebenen deutschen Männer (Arnd Peiffer, Benedikt Doll, Johannes Kühn) geht es am Sonntag ab 13.15 Uhr auf der Pokljuka indes nur um Schadensbegrenzung. Die Rückstände von mehr als anderthalb Minuten aus dem missratenen Sprint sind einfach zu groß, um noch realistische Chancen auf eine Medaille zu haben.

Waterloo auf der Pokljuka: Debakel für deutsche Biathleten