Bietigheim. Lange lag im Topspiel der Handball-Bundesliga beim Meister Bietigheim eine Überraschung in der Luft.

Johanna Reichert machte noch einmal Dampf. Die Jüngste mit ihren 21 Jahren übernahm die Verantwortung, verwandelte nach einem starken Spiel ihren dritten Siebenmeter zum 28:23. Doch es half nichts. Annika Lott traf direkt im Anschluss nur die Latte und verpasste die Chance, das Gipfeltreffen in der Handball-Bundesliga Frauen nochmals richtig spannend zu machen. Inger Smits machte wenig später den Deckel drauf und ließ ihre Bietigheimerinnen ausgelassen jubeln. Mit einem 31:26 (14:14) gewannen sie gegen einen lange große Ge­genwehr leistenden THC auch das 53. Bundesliga-Spiel in Folge. Die nächste Meisterschaft ist ihnen damit so ziemlich sicher.

„Wir sind froh, dass wir ein Spiel, gezeigt haben, das einfach gut war“, lobte Bietigheims Coach Markus Gaugisch. Die bessere Chancenverwertung im zweiten Abschnitt hob er als entscheidenden Punkt hervor.

„Es war ein sehr schönes Spiel. Die beiden besten deutschen Mannschaften haben sich einen großen Kampf geboten. Das war Werbung für den Frauen-Handball“, meinte Herbert Müller.

„Bietigheim spielt in seiner eigenen Liga“, hatte er vor der Partie eindrücklich erneuert, auf welcher Seite die Vorteile im 21. Aufeinandertreffen liegen. Er konnte für sich und sein Team beanspruchen, den Top-Favoriten wie im Hinspiel beim 29:31 schwer gefordert zu haben.

Der amtierende Meister und Spitzenreiter musste sich nach einer Viertelstunde erst einmal kräftig schütteln. Nicht das Ausnahmeteam der Bundesliga besaß in einem intensiven Auftakt den besseren Start. Mit einem beherzten Zug zum Tor traf Jennifer Rode nach klasse Zuspiel Annika Lotts zur ersten THC-Führung (5:4, 13.) und leitete einen kurzen Sturmlauf ein, den Anika Niederwieser am Kreis sauber mit dem 9:5 abschloss (17.).

So schnell der Gast den Favoriten überraschte, so zügig bestrafte dieser wiederum die folgenden Fehler auf der THC-Seite und wendete durch Julia Maidhofs Doppelpack das Blatt (10:9, 23.). Der Tabellenzweite aber hatte Lunte gerochen, zumal die Abwehr mit viel Einsatz stand und Torfrau Irma Schjött ei­nen guten Rückhalt bot. Acht Würfe entschärfte die oft cool abwartende Schwedin bis zum Gang in die Kabine. Ihr Team profitierte aber auch von Holztreffern des Ersten. Bitter, dass es die Führung nicht in die Pause mitnehmen konnte. Xenia Smits hatte per Unterarmwurf zum 14:14 den Schlusspunkt einer ausgeglichenen ersten Hälfte gesetzt.

Die Erkenntnis danach war: Der Gastgeber schien nach dem Wahnsinnslauf von 52 siegreichen Bundesliga-Partien schlagbar zu sein. Die dafür nötige Konstanz konnten die Thüringerinnen aber nicht aufs Feld bringen. Fehler schlichen sich ein. Vor allem versagten bei entscheiden Strafwürfen die Nerven. Die Steilvorlage für Bietigheim, das durch Kapitänin Xenia Smits in der entscheidenden Phase auf vier Tore wegzog (25:21, 48.).

Nicole Roth sorgte mit zwei gehaltenen Siebenmetern in Folge für ein Achtungszeichen. Doch imstande, einen späteren Fünf-Tore-Rückstand aufzuholen, war das THC-Team gegen einen souveränen Meister aus Bietigheim diesmal nicht.