Erfurt. Erfurts Pro-B-Basketballer vor der Saison mit Runderneuerung in den Schaltzentralen.

Da steht er nun. Mächtig gewaltig. Mit zu allem entschlossener Miene. Uvis Helmanis, der 48-jährige Riese aus Lettland. 2,04 Meter groß, 116 Kilogramm schwer. Der neue Trainer der Erfurter Löwen, seit elf Jahren professioneller Coach. Mit dem Ruhm eines Deutschen Meisters 2005 mit Brose Bamberg im Gepäck. Unwillkürlich kommt dem, der ihn in der BBL noch als gefürchteten defensiven Abräumer hat spielen sehen, in den Sinn: Der für die Löwen unter den Körben. Das hätte was! Darauf angesprochen, zuckt er nur milde mit den Schultern: „Ein Joke. Viel zu alt!“ Neben ihm wirkt der soeben verpflichtete, zuletzt in der Schweiz spielende Point Guard Ricky Price mit seinen „nur“ 1,84 Meter geradezu schmächtig.

Beide sind angetreten, die immer noch unerfahrene, weil blutjunge Mannschaft in ruhige Drittliga-Gewässer zu fahren.

Sportdirektor Gut freut sich über neue Spieler

Der nunmehr „nur noch“ als Sportdirektor fungierende Ex-Trainer Florián Gut sprach in beiden Fällen von hochwichtigen Glücks- weil Wunschgriffen. „Die Spielmacherposition mit einem Guard, der zudem auch von draußen werfen kann, mussten wir zwingend optimieren. Und auf der Centerposition haben wir mit dem 2,08 m großen und 1,08 kg schweren Leo Vincent Saffer einen jungen, unterm Korb körperlich präsenten Center aus Baunach verpflichtet.“

Uvis Helmanis, seit rund drei Wochen im Trainingsprozess, unterstreicht: „Beide werden uns dabei helfen, unser Saisonziel, die Playoffs der besten Acht, zu erreichen. Dass ich dabei auf eine absolut willige, lernbegierige junge Mannschaft bauen kann, macht mich fürs Erste sehr zufrieden. Mir hat vor allem das Programm, das man mit dem Verein und dem Team vorhat, gefallen.“ Dabei huscht zum ersten Mal ein Anflug von Lächeln über sein ansonsten eher ernstes Gesicht. Gerade im Lächel-Modus, fährt er fort: „Ich komme aus Riga, der lettischen Hauptstadt mit einer faszinierenden Altstadt. Wie in Erfurt. Da fühlt man sich sofort heimisch.“

Auch Ricky Price benennt seine ersten Eindrücke von der Mannschaft. Von der Stadt hat er noch nicht viel gesehen: „Die Jungs haben mich vom ersten Moment extrem positiv aufgenommen. Das ist für mich die Basis, auf der wir einiges erreichen können.“ Und mit Blick auf den Coach, der eine Aktie an seiner Verpflichtung hat: „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier in Erfurt sein darf.“

Etwas mehr als ein halbes Jahr ist’s her, dass die Löwen die Bälle durch die Reuse jagen durften. Corona, das Teufelszeug aus dem unendlichen Werkzeugkasten der Viren, hält auch jetzt noch die Welt, so auch die sportliche, weiter in Atem. Wenngleich es den Löwen sportlich das Überleben in der Pro B ermöglicht hat, weil es ohne finales Ende keine Absteiger gab. Alles auf Null hieß die Beschlussfassung der Liga-Verantwortlichen. Ergo: Die Löwen starten neu, runderneuert.

Der Nachwuchs spielt in Deutschlands höchster Liga

Mit einer vorab schon mal positiven Nachricht: Die U 19 der Löwen hat den Sprung in die höchste deutsche Juniorenliga, die NBBL, geschafft. Florian Gut freut’s besonders: „Damit werden wir unseren Grundanliegen, vor allem auf den Nachwuchs zu setzen, auch vom Ergebnis her absolut gerecht.“ Und er ergänzt mit Blick in die Zukunft: „Damit ist gesichert, dass wir immer wieder junge Spieler haben, die den Sprung in die erste Männermannschaft schaffen können. Für uns als Verein gut, für unsere jungen Spieler und deren Entwicklung gut.“

Die Mannschaft mit Trainer und den gewünschten zehn Spielern steht. Und trainiert in Lutz Leßmanns „Fit-in“ zu Elxleben, was das Zeug hält. Uvis Helmanis unterstreicht: „Wir werden rundum fit in die Saison gehen.“

Eine Saison, die „dank“ Corona noch einige Unwägbarkeiten bereit hält. Die Löwen, bei denen inzwischen die Physiotherapie um Torsten Rocktäschel gesundheitsverantwortlich mitarbeitet, sind der zwölf Spitzenvereine umfassenden Initiative „Teamsport Thüringen“ beigetreten. Die hat sich die konzertierte Krisenbewältigung auf die Fahnen geschrieben. Dass die Löwen-Verantwortlichen nicht nur aus finanziellen Gründen auf Zuschauer zum ersten Heimspiel in der Riethsporthalle am 25. Oktober (16 Uhr) gegen Koblenz hoffen,versteht sich von selbst. „Rund 1000 Fans wären, so es die Pandemie-Bedingungen zulassen, bei uns fürs Erste möglich“, sagt Löwen-Geschäftsführer Matthias Herzog. „Aber wer weiß, was bis dahin noch passiert.“

Indes: Die Löwen arbeiten akribisch daraufhin, auf den Punkt genau am 18. Oktober zum Auswärtsauftritt in Frankfurt bei den Skyliners Juniors topfit an den Start zu gehen. Wer „Schrank“ Uvis Helmanis sieht, glaubt sofort und unverrückbar genau daran.