Erfurt. Rennsteiglauf-Chef Marcus Clauder und Mediziner Norman Klöppner sprechen im „Sporttalk im Steigerwaldstadion“ über die Faszination des Sportereignisse auf dem Rennsteig – und sie sagen, warum es in Ordnung ist, unterwegs auch mal zu ungewöhnlicher Sportlernahrung zu greifen.

Der GutsMuths-Rennsteiglauf begeistert die Massen – auch in diesem Jahr. Mehr als 15.000 Teilnehmer erwarten die Organisatoren für die 47. Auflage am 18. Mai auf den sieben Lauf- und Wanderstrecken auf dem Höhenweg des Thüringer Waldes.

Beim „Sporttalk im Steigerwaldstadion“ von Thüringer Allgemeine, Salve TV und thueringen24.de erklärt im Gespräch mit den Moderatoren Marco Alles und Gerald Müller der Rennsteiglauf-Gesamtleiter Marcus Clauder den Mythos dieser Veranstaltung. Und Kardiologe Norman Klöppner vom Erfurter Helios-Klinikum sagt, warum es aus medizinischer Sicht völlig in Ordnung ist, unterwegs als Verpflegung auch mal Würstchen oder ein Fettbrot zu essen.

FASZINATION DES LAUFES

Marcus Clauder: Wir sind der einzige Landschaftslauf unter den Top-10-Läufen in Deutschland und zum fünften Mal in Folge zum beliebtesten Marathon im deutschsprachigen Raum gewählt worden. Dazu tragen auch unsere 1700 ehrenamtlichen Helfer bei, die die persönliche Note reinbringen. Die machen das, weil es seit Jahrzehnten so gelebt wird. Bei uns gibt es eben auch Haferschleim, mal ein Fettbrot oder Wiener Würstchen. Und da gibt es auch mal ein Schlückchen Bier an der letzten Verpflegungsstelle vor dem Ziel. Seit Jahren ist es auch Tradition, dass sich die Teilnehmer die Startnummer ausdrucken und hinter die Autoscheibe kleben, so dass man sich schon auf der Autobahn erkennt. Norman Klöppner: Ein Schluck Bier, Haferschleim, Fettbrote oder Wiener Würstchen sind aus medizinischer Sicht bei einem Marathon oder Supermarathon völlig in Ordnung. Das gehört zum Rennsteiglauf dazu und soll bitte auch so bleiben. Das hat Charme und Tradition.

Das darf sein. Man verliert ja unterwegs mehrere Tausend Kilokalorien. Wie viel genau ist sicher abhängig davon, wie groß die Belastung für den Körper ist, aber auch wie hoch oder niedrig zum Beispiel die Temperaturen am Lauftag sind.

VERZICHT AUF REKORDE

Marcus Clauder: Der Rennsteig kann ja schon aufgrund seiner Topografie nicht mit Bestzeiten locken. Berlin bietet sich da in Deutschland am ehesten für Rekorde an. Da können wir nicht mithalten. Es hat wenig Sinn, bei uns Marathon-Weltrekordler Kipchoge laufen zu lassen. Die Stadtmarathons brauchen diese leistungssportliche Note, um Fernsehzeiten zu generieren. Wir haben die Philosophie, ein Volkslauf zu sein. Bei uns gibt es keine Antrittsgelder oder Siegprämien. Und das soll auch so bleiben.

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LAUFEN ALS KRAFTQUELL

Norman Klöppner: Laufen ist gesund, keine Frage. Wir empfehlen für jeden, sich regelmäßig zu bewegen. Das Minimum sind zweieinhalb Stunden in der Woche. Das Optimum scheint eine Stunde Bewegung am Tag zu sein. Es haben aber auch schon fünf bis zehn Minuten am Tag durchaus einen gesundheitsfördernden Effekt. Und Laufen ist eine Sportart, die gut ist. Sie ist flexibel, weil ich nicht an Hallenzeiten gebunden bin, und bei Wind und Wetter meine Laufschuhe anziehen kann. Aus meiner Sicht gehen zwei Marathonläufe im Jahr. Mehr würde ich persönlich nicht machen.

RICHTIGE VORBEREITUNG

Norman Klöppner: Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben und mit einem guten Gefühl in den Lauf zu gehen. Ich würde in den letzten Tagen keine besonderen Dinge mehr ausprobieren. Im Training sollte man jetzt die Intensität herausnehmen. Und bei der Ernährung ist es ratsam, auf das zurückzugreifen, was einem bislang immer gut getan hat. Nahrungsergänzungsmittel sind für den Hobbyläufer, der nur aus Spaß läuft, nicht notwendig. Das, was zur Verfügung gestellt wird beim Rennsteiglauf, ist absolut ausreichend. Vielleicht hilft auch eine Mütze Schlaf, um erholt ins Rennen zu gehen. Ein Wettbewerb, wie zum Beispiel der Supermarathon, sollte sehr gut vorbereitet sein über Wochen, wenn nicht sogar Monate.

GESUNDHEITS-CHECK

Norman Klöppner: Wir empfehlen grundsätzlich allen Teilnehmern, dass einmal im Vorfeld eines solchen Laufes ein Gesundheits-Check gemacht wird. Das muss nicht unbedingt beim Spezialisten sein. So etwas kann auch der Hausarzt machen, der den Patienten kennt und genauer zu Problemen im Training nachfragt. Das können mal Luftnot sein oder Schwindel und damit Auffälligkeiten, die dazu bewegen sollten, sich genauer un­tersuchen zu lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Sportme-dizin empfiehlt bei jedem Läufer über 35 Jahren, auch ein Belastungs-EKG durchzuführen.

HELFER IM EINSATZ

Marcus Clauder: Wir haben an der Strecke über 130 Kameraden der Bergwacht, ergänzt an einigen Punkten mit Ärzten. Allein im Zielraum in Schmiedefeld haben wir vier Notärzte und weitere Rettungsassistenten, Krankenschwestern und Physiotherapeuten. Wir haben eine Kleinstadt auf den Beinen, wobei man ehrlich sein muss, dass man nie einen Notfall ausschließen kann. Im vergangenen Jahr hatte ein Traditionsläufer – er war über 40 Mal dabei – einen Herzinfarkt auf der Marathonstrecke. Das war eine dramatische Rettungsaktion, die zum Glück erfolgreich war. Es kam aber auch schon vor, dass wir Zuschauern über unsere Helfer an der Strecke das Leben gerettet haben. Daheim im Garten hätten sie wesentlich schlechtere Chancen gehabt.

LAUFSZENE IN BEWEGUNG

Marcus Clauder: Der Trend geht dahin, dass der Tourismus den Sport für sich entdeckt hat, um gezielt Läufe zu organisieren. Was sich immer mehr entwickelt, ist die Trail-Running-Szene. Es geht in den Wald, bis hin zu alpinen Geländeläufen. Da ist selbst ein geschotterter Weg noch zu urban. Wir sind das Bindeglied zwischen Stadt und dem alpinen Gelände. Der Weg führt über den Rennsteig.

RENNSTEIG-STAFFELLAUF

Marcus Clauder: Wir laufen am 22. Juni beim Rennsteig-Staffellauf zum ersten Mal in umgekehrter Richtung, weil wir mit der Logistik im Ziel in Hörschel an unsere Grenzen gestoßen sind. Zeitgleich kam hinzu, dass das Gelände in Blankenstein um den Selbitzplatz fertiggestellt ist und die Logistik dort weit besser ist. Zudem hat der Ort nicht nur einmal angeklopft und gesagt: wir können und wollen Zielort sein. Aus sportlicher Sicht ist es nach 20 Jahren an der Zeit, auch mal von West nach Ost zu laufen. Wir wollen aber jetzt nicht jedes Jahr den Lauf drehen. Vielleicht entspannt sich an der Wechselstelle an der Hohen Sonne ja nun die Verkehrssituation. Aus der Erfahrung heraus werden wir prüfen, ob wir künftig dann auch vielleicht mehr als die bislang genehmigten 230 Staffeln antreten lassen können.