Holger Zaumsegel über den Freispruch von Manchester City

Stellen Sie sich vor, der Angeklagte darf sich seine Richter selbst aussuchen. Gibt’s doch gar nicht! Doch – im Sport. Deshalb rückt der ohnehin viel kritisierte Freispruch für den englischen Fußball-Club Manchester City wegen des Verstoßes gegen das Financial Fairplay durch den Internationalen Sportgerichtshof Cas in ein noch fragwürdigeres Licht, als er ohnehin schon stand.

So durfte das Team von Trainer Pep Guardiola, der nach dem Freispruch zweiter Klasse noch zum Rundumschlag gegen alle Kritiker ansetzte, mit dem portugiesischen Anwalt Rui Botica Santos den Leiter des Drei-Mann-Gremiums vorschlagen. Was die Uefa, der Kläger, genauso durchwinkte wie der Cas, dem das Vorschlagsrecht zusteht. Zudem schickte ManCity auch Anwalt Andrew McDougall ins Gremium, der laut der britischen Zeitung „Guardian“ wohl einst sogar berufliche Kontakte nach Abu Dhabi pflegte. Der Hauptstadt jenes Landes, aus dem mit Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan der über eine Holding-Gesellschaft eigentliche City-Eigentümer kommt. Jenem Land, aus dem die Millionen stammen, die unter so merkwürdigen Umständen nach Manchester gelangten, dass es überhaupt zur Anklage kam.

Der 2:1-Freispruch für Manchester City, obwohl die Vorwürfe der finanziellen Unregelmäßigkeiten laut Urteilsbegründung nicht „völlig falsch“ seien, war aus diesem Blickwinkel wenig überraschend.

Unparteiisch scheint im Sport ein sehr dehnbarer Begriff zu sein. Wer nimmt ein Gericht ernst, dessen Richter er selbst beruft.

Der Prozess ist ein Freibrief für alle Regelbrecher, weil sie sehen, wie einfach Vorschriften ausgehebelt werden können. Im Endeffekt beweist der ganze Vorgang einmal mehr, dass die vielgelobte Selbstregulierung des Sports gescheitert ist.