Sömmerda. Die Geschichte des Sömmerdaer Fußballs ist eng mit dem Robotron-Büromaschinenwerk verknüpft. Nach dessen Abwicklung 1991 ging es bergab.

Der Sömmerdaer Fußball muss rückblickend betrachtet zweifellos als ein Verlierer der politischen Wende bezeichnet werden. Spätestens mit dem Verschwinden des finanzstärksten Unterstützers, des Robotron-Büromaschinenwerks, Ende 1991 nahm für den Fußballsport der Kreisstadt der Sturz in die Bedeutungslosigkeit unterer Ligaebenen seinen Lauf.

Der im Jahr 1911 gegründete VfB Sömmerda schaffte bereits 1918 ebenso wie der SC Sömmerda den Sprung in die 1-a-Klasse Nordthüringen und gehörte ab 1934 der seinerzeit höchsten Thüringer Liga, der Bezirksklasse, an. Dort konnten bis Anfang der 1940er Jahre mehrfach Mittelfeldplatzierungen erreicht werden.

Nach Zerschlagung der bürgerlichen Sportvereine qualifizierte sich die SG Sömmerda 1948 für die Ostzonenmeisterschaft, scheiterte aber bereits in der Ausscheidungsrunde an den Sportfreunden Burg aus Sachsen-Anhalt. Dem ersten von insgesamt sechs Bezirksmeistertiteln folgten ab 1957 vier Jahre 2. DDR-Liga. Deren Auflösung 1963 wurde zum Schicksal für die BSG Motor, die als Bezirksliga-Zehnter in die Bezirksklasse absteigen musste. Doch postwendend gelang den Sömmerdaern der Wiederaufstieg.

Erst meint es das Schicksal schlecht, dann gut mit den Sömmerdaern

Nachdem dann die BSG Motor 1970 den Sprung in die DDR-Liga noch verfehlte, kam ihr schon ein Jahr später die Erweiterung jener zweithöchsten DDR-Spielklasse auf fünf Staffeln und der damit verbundene Wegfall der Aufstiegsrunde entgegen. Das Schicksal hatte es diesmal also gut gemeint mit den Sömmerdaer Fußballern.

Mit dem direkten Aufstieg gehörte man – 1972 in BSG Zentronik und 1978 in BSG Robotron jeweils mit dem Trägerbetrieb umbenannt – bis zum Ende der Liga mit zwei Unterbrechungen für insgesamt 14 Spielzeiten an, zählte zuletzt sogar zu deren Spitzenteams. So trugen neben anderen ehemaligen Erfurtern Torwart Wolfgang Benkert und Stürmer Martin Busse zwei Akteure, die einst zu Einsätzen in der DDR-Nationalmannschaft gekommen waren, zum vierten Platz in der Staffel B 1988/89 als bester Liga-Platzierung bei.

Im FDGB-Pokal der DDR überstanden die Sömmerdaer mehrmals die erste Runde und drangen 1989/90 bis ins Achtelfinale vor, wo der Ex-Europacup-Finalist 1. FC Lok Leipzig dem „Aufstand“ der Sömmerdaer ein Ende bereitete.

Nach Abwicklung des ehemaligen Büromaschinenwerks, dem größten Betrieb der Region mit bis zu 13.000 Beschäftigten, folgte eine Abwanderungswelle unter den Aktiven. So stürzte der als Nachfolgerverein 1993 gegründete FSV Sömmerda schließlich bis in Bezirksliga, die heutige Kreisoberliga, ab.

Jetzt zwar nur noch Landesklasse, aber der Verein ist gut aufgestellt

Mittlerweile hat sich der FSV in seiner insgesamt 23. Landesklasse-Saison im Mittelfeld der Staffel 2 eingepegelt. Noch ist den Sömmerdaern der Aufstieg in die Thüringenliga, mit dem sie in den letzten Jahren immer mal wieder heimlich liebäugelten, bisher nicht gelungen.

In der aktuellen Saison, die höchstwahrscheinlich ohne Wertung abgebrochen wird, ist das Team von Trainer Dominik Hoffmann Siebter. Der zweiten Mannschaft wird in der Kreisliga der angepeilte Aufstieg verwehrt bleiben, doch zusammen mit dem Nachwuchs FSV, der in vielen Altersklasse erfolgreich aktiv ist, ist der Verein insgesamt wieder stabil aufgestellt.

So können Aufstiegsziele möglicherweise in den nächsten Jahren verwirklicht werden, sodass der Geschichte des Wendeverlierers, der zu DDR-Zeiten stark auftrumpfte, wieder erfolgreiche Kapitel hinzugefügt werden können.