Würzburg. Weil seine Mannschaft angeblich von Schiedsrichtern verpfiffen wird, kündigt ein Unternehmen seine millionenschweren Sponsorendeals mit dem DFB. Mit der Aktion sorgt der Chef von Flyeralarm für Wirbel. Genauer erklären will er sich nicht.

Vor einiger Zeit ist Thorsten Fischer mal gefragt worden, warum er sein Unternehmen Flyeralarm nannte. "Weil wir ein bisschen Alarm machen wollten", antwortete der Würzburger.

Mit der Online-Druckerei sorgte Fischer schon häufig für Aufsehen. Durch die Ankündigung, wegen Schiedsrichter-Fehlentscheidungen gegen seine Würzburger Kickers sämtliche Sponsorenverträge mit dem Deutschen Fußball-Bund zu kündigen, rückte Fischer nun in den Fokus. In einem Statement warf er dem DFB indirekt Ungleichbehandlung und unseriöses Geschäftsgebaren vor. Das saß!

Vom überrumpelten Verband gab es zunächst keine Reaktion, wohl aber zur vermeintlichen Fehlentscheidung im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg (1:1). Dabei sieht der DFB kein Fehlverhalten des Video-Schiedsrichters. Die Sportliche Leitung der Elite-Schiedrichter halte zwar eine Rote Karte bei der scheinbaren Notbremse des Nürnbergers Lukas Mühl gegen Würzburgs Ridge Munsy für die bessere Entscheidung des Referees auf dem Platz.

"Um dem Schiedsrichter einen On-Field-Review zu empfehlen und die Entscheidung zu korrigieren, muss der Video-Assistent jedoch zweifelsfrei belegen, dass der Stürmer mit Sicherheit eher am Ball gewesen wäre und somit ein klarer, offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters vorliegt", hieß es auf der DFB-Homepage. Dieser Beleg könne nicht erbracht werden. "Die Gelbe Karte wurde vom Video-Assistenten daher korrekterweise akzeptiert."

Fischer wollte sich auf dpa-Anfrage nicht weiter äußern. In der Mitteilung, die er kurz nach dem Spiel verschicken ließ, sei alles gesagt, hieß es.

Einige Fragen sind aber freilich schon noch offen. Etwa, was aus der Bandenwerbung bei Länderspielen wird, über die Flyeralarm mit dem DFB noch einen Deal hat. Laufende Verträge werden natürlich eingehalten, sagte ein Sprecher - verlängern will man sie aber nicht mehr. Über die Frauen-Bundesliga, bei der das Unternehmen sogar Namenssponsor ist, wurde eine separate Entscheidung angekündigt.

"Ich habe den Verantwortlichen bei den Kickers schon länger geraten, sich viel deutlicher zu den Fehlentscheidungen zu äußern, weil sie sonst nie gehört werden", sagte Felix Magath, der Fußball-Chef von Flyeralarm, der "Bild"-Zeitung. "Die Kleinen haben keine Lobby. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison."

Elf spielentscheidende Fehler der Schiedsrichter in dieser Saison zu Lasten der Kickers listete Fischer auf. Er wählte seinen Schritt nach eigenen Angaben "mit aller Gelassenheit und ohne Emotionen".

Von großem Frust ist aber dennoch auszugehen, zumindest wenn es ihm ging wie Sebastian Schuppan. "Wenn du immer wieder Schläge auf den Kopf kriegst", sagte der Kickers-Sportvorstand bei Sky, "da brodelt es in dir." Zum Schritt seines Aufsichtsratschefs sagte er: "Da stehe ich zu tausend Prozent dahinter und kann es auch nachvollziehen."

Für Thorsten Fischer ist die Maßnahme konsequent. Der 45-Jährige gilt als zielstrebiger und harter Geschäftsmann. Innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten machte er aus einer Garagen-Druckerei ein Unternehmen, das nach eigenen Angaben 2400 Mitarbeiter beschäftigt und im Jahr 2019 einen Umsatz von mehr als 385 Millionen Euro erwirtschaftete.

Gewerkschaften beklagten oft eine Ausbeutung der Mitarbeiter, was Fischer abstreitet. Wettbewerber schimpften in all den Jahren über Dumpingmethoden aus Würzburg - "faire Preise - kein Dumping", sagte Fischer dazu dem Branchenmagazin "brand eins" Anfang 2020.

Just in jener Zeit holte Fischer auch Felix Magath als Fußball-Chef in das Unternehmen. Für Flyeralarm war das damals ein PR-Coup. Der ehemalige Nationalspieler und Coach sollte in Würzburg und bei Admira Mödling in Österreich als Berater für Erfolg sorgen. Aktuell stehen übrigens beide Mannschaften vor dem Abstieg.

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