München. Im Wartestand hat sich Thomas Müller den Tag X in der Fußball-Bundesliga zumindest schon einmal ein bisschen vorgestellt. Noch hängt auch der Ex-Weltmeister “ein bisschen in der Schwebe“. Klarheit hat er in der Vertragsfrage - mit einem Geständnis.

Die eigene Zukunft hat Thomas Müller längst geklärt, auf die Frage nach dem Wie am Tag X sucht auch der Routinier noch eine Antwort.

"Die Geisterspiele werden für mich Neuland, für die ich mir noch keine wirkliche Strategie zurecht gelegt habe", sagte der 30 Jahre alte ehemalige Fußball-Weltmeister in einem Videochat. "Ich habe es mir zumindest schonmal so vorgestellt, dass es wie beim Abschlusstraining vor einem Champions-League-Spiel sein könnte - und da will man auch das Abschlussspiel gewinnen." Vor den Königsklassen-Auftritten trainiert die Gäste-Mannschaft in der Regel am Vorabend im leeren Stadion. Nahezu jedes Wort schallt dann vom Platz, ebenso jeder satte Ballkontakt.

Bis sich Müller mit diesem Szenario konkret auseinandersetzen muss, wird es noch etwas dauern. Frühestens im Mai rollt der Ball wieder - und dann ziemlich sicher ohne Zuschauer. Da dürfte laut Müller "die Mannschaft, die das am schnellsten und besten akzeptiert und die höchste Qualität auf den Platz bringt, mehr den Vorteil haben".

Immerhin hat er wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng, David Alaba und Robert Lewandowski schon ein Geisterspiel erlebt. 2014 gewannen die Münchner in der Champions League bei ZSKA Moskau mit 1:0. Nach dem Fehlverhalten von ZSKA-Fans waren keine Zuschauer zugelassen.

Der Vize-Kapitän sorgte in unsicheren gesellschaftlichen Zeiten in dieser Woche bei sich selbst für sportliche Klarheit. Viel hätte vor einigen Monaten nicht gefehlt, und Müller, der laut Präsident Herbert Hainer zum FC Bayern gehört "wie das Oktoberfest zur Stadt München", hätte für Katerstimmung bei den Fans gesorgt.

"Die Gefühlslage im Herbst war ziemlich angespannt. Da hatte ich nicht im Sinn, im Frühjahr unbedingt den Vertrag zu verlängern", gestand Müller. "Wären wir im Herbst erfolgreich geblieben und meine Rolle hätte sich nicht verändert, hätte auch wahrscheinlich der FC Bayern damit leben können, sich vielleicht mit dem Gedanken zu beschäftigen, mich abzugeben. Aber wir waren eben nicht erfolgreich."

Unter Trainer Niko Kovac war er zum Notnagel degradiert, unter Flick ist er wieder Führungskraft. "Es hat sich positiv entwickelt, und meine Rolle hat sich verändert. Ich habe nicht nur mehr Spielzeit, sondern kann im Spiel auch wieder mehr den Thomas-Müller-Stempel aufdrücken", sagte der 30-Jährige.

Wie Trainer Hansi Flick verlängerte er seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. "Ich bin froh, dass Thomas verlängert hat, und hoffe, dass der eine oder andere auch kommt", sagte Flick. Die Verträge von Kapitän Neuer, Alaba, Thiago und weiteren Akteuren laufen am 30. Juni 2021 aus. Sollten diese Profis nicht verlängern, "heißt das nicht, dass die übermorgen dann weg sind", sagte Müller mit Blick auf die Laufzeit der Kontrakte.

Die Vorbereitung auf den Tag X und die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga sei aktuell "kein leichtes Unterfangen", räumte Routinier Müller ein. Man befinde sich angesichts der Corona-Krise in einer "Ausnahmesituation nicht nur für den Fußball" und fühle sich "so ein bisschen in der Schwebe".

Doch wenn es soweit ist, sieht Müller den FC Bayern in einer Top-Ausgangslage. "Ich sehe unsere Mannschaft im internationalen Vergleich aktuell sehr gut aufgestellt. Es gibt keine Über-Mannschaft", sagte er. Zwar habe Liverpool einen starken Lauf gehabt, aber Jürgen Klopp und seine Champions-League-Sieger seien ja aus der Königsklasse ausgeschieden. "Ich sehe unseren Kader auch ganz oben mit dabei."