Regionalliga: Der FC Carl Zeiss Jena gewinnt beim SV Babelsberg mit 1:0. Nach einem Eckball konnte der Deutsch-Kosovare Shala zum Treffer des Tages einköpfen. Peßolat musste zehn Minuten vor dem Ende mit Gelb-Rot vom Platz.

Babelsberg. In Preußen ticken die Uhren anders. Und wenn ein Berliner in der alten Residenzstadt Potsdam zur Halbzeit pfeift, dann hat das seine Ordnung. "Genau 45 Minuten!" - Ruft Robert Wessel, Schiedsrichter der Regionalliga-Partie zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Carl Zeiss Jena, und tippt mit dem Zeigefinger auf seinen Chronometer. Doch diese Uhr tickt exklusiv: Nach 42 Minuten hat er diese erste Halbzeit abgepfiffen. Er wird es wieder gutmachen - schließlich dauert ein Spiel 90 Minuten -, hängt am Ende der zweiten Hälfte deren drei noch dran. Für den FC Carl Zeiss sind es drei Zitterminuten, die sie überstehen. Mit 1:0 gewinnen die Jenaer in Potsdam.

Nach vier Minuten trifft Tom Geißler den rechten Pfosten. Aus dem Hinterhalt hat er die Kugel abgefeuert, nachdem Marc-Philipp Zimmermanns Schüsschen problemlos abgewehrt wurde. Kurz danach kassiert Matthias Peßolat die Gelbe Karte, weil er einen Babelsberger vor dessen Sechzehner völlig unmotiviert von hinten umsäbelt. Peßolat nimmt sich damit frühzeitig selbst aus dem Spiel, kann doch schon die nächste Aktion den Feldverweis zur Folge haben.

Vom SV Babelsberg ist nichts zu sehen

Jena bleibt weiter die dominante Elf. Tino Schmidts Schrägschuss aus halbrechter Position streift übers Quergestänge (23.), nach einer geschmeidigen Marcel-Schlosser-Flanke köpft Andis Shala rechts vorbei (26.). Vom SV Babelsberg ist nichts zu sehen. "Wir haben die erste Halbzeit verschlafen", sagt deren Coach Cem Efe. Zu früh hätten seine Schützlinge die Option des langen Balls gezogen, sich dadurch selbst um den wichtigen Besitz des Streitobjektes gebracht. "Das hat Jena gut genutzt und war überlegen", sagt Efe. Allein sein Freigänger Süleyman Koc, der aktuell im offenen Vollzug eine Gefängnisstrafe absitzt, hat gehörig Betrieb gemacht. Um gefährlich zu werden, reicht das aber nicht. Bester Mann in Jenas Abwehrkette: Marius Grösch, der die Bälle erst stark antizipiert und dann klug verteilt hat.

In der Halbzeitpause reagiert Jenas Cheftrainer Andreas Zimmermann und nimmt den überaus blassen Marc-Philipp Zimmermann vom Feld. "Ich wollte mehr Schwung in den Angriff bringen", sagt der Trainer. Doch er kommt vom Regen in die Traufe: Neu auf dem Feld steht nun Gramoz Kurtaj, der zwar nach Riemer-Flanke das Leder gleich übers Tor schießt (48.), dann aber die Rolle des zweiten Angreifers fehlinterpretiert. "Ich musste ihn zu oft nach vorne scheuchen. Er war noch in Gedanken auf seiner Zehnerposition im Mittelfeld", sagt Fußball-Lehrer Zimmermann.

FC Carl Zeiss Jena führt nach Eckstoß

Als Severin Mihm nach 56 Minuten das Leder nach Schmidts Eingabe an die Hand bekommt, reklamieren die Jenaer einen Elfmeter. Vielleicht hat Schiedsrichter Robert Wessel gerade in diesem Moment zur Uhr geschaut, ob die auch richtig tickt - gepfiffen jedenfalls hat er nicht. Richtig notiert er gleich das 1:0 für den FCC. Nach einem Eckstoß von Schlosser von rechts auf den kurzen Pfosten steigt der Deutsch-Kosovare Andis Shala am höchsten, gibt dem Leder die entscheidende Wendung in die lange Ecke. Zum zweiten Sprung ins Vergnügen setzt er sogleich an: Rauf auf den Zaun und endlich mit den 500 mitgereisten Schlachtenbummlern jubeln. Der Preuße als solcher ist ziemlich genau und kann mit derlei lümmelhafter Jubelei nichts anfangen. Das Fußball-Regelwerk hat er auch noch auf seiner Seite: mit Gelb verwöhnt er den Missetäter Shala.

Nun ist Jena vollends am Drücker. Nach einem Konterlauf über die rechte Seite flankt Tino Schmidt auf links, wo Marcel Schlosser schon in der Box lauert. Der aber entschließt sich, uneigennützig abzulegen, direkt ins Zentrum auf Kurtaj - der aber wenig beherzt abschließt. Sein Schuss wird geblockt (67.).

FCC verteidigt Führung auch mit 10 Mann

Und Babelsberg? Da probiert es Daniel Becker mit einem 29-m-Freistoß, den Tino Berbig zur Seite wegfaustet (70.). Dann bringt Kurtaj die eigene Elf in die Bredouille. Mit "einem unnötigen Foul", wie Zimmermann sagt. Denn der anschließende Freistoß von Max Zimmer liegt nach Ping-Pong-Tour im Jenaer Strafraum plötzlich vor den Füßen von Lucas Albrecht. Der aber schießt aus fünf Metern drüber (77.). Gleich im Anschluss foult Peßolat ein zweites Mal derb, fliegt mit Gelb-Rot vom Platz (79.). Babelsbergs Schlussoffensive bleibt zum Glück aber ohne Erfolg. "Die letzten zehn Minuten stand so das Spiel nochmal auf Messers Schneider", sagt Zimmermann, der bei der Pressekonferenz von Babelsbergs Pressesprecher Thomas Hintze einen angedeuteten Klapps auf den Hinterkopf erhielt. Weil er Charlottenburger sei. Und die würden hier so begrüßt. Ach, ja: Andreas Zimmermann war einst Spieler der Hertha. Der Charlottenburger, nach Babelsberger Lesart.

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