Erfurt. Das lange Ringen um eine Zukunft des Profifußballs ist gescheitert: Der insolvente Fußball-Regionalligist FC Rot-Weiß Erfurt stellt den Spielbetrieb ein und steht damit als erster Absteiger fest.

Der Fußball-Regionalligist FC Rot-Weiß Erfurt ist endgültig am Tiefpunkt angekommen. Nach tagelangem Ringen um einen neuen Investor hat sich der insolvente Viertligist vom Spielbetrieb abgemeldet und steht damit als erster Absteiger in die Oberliga fest.

„Ich musste der Mannschaft leider sagen, dass wir keine Lösung gefunden haben. Es stand kein Interessent kurzfristig bereit“, sagte Insolvenzverwalter Volker Reinhardt, der gestern im Steigerwaldstadion die Spieler und den Trainer informierte.

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Nachdem sich bereits vier Profis abgemeldet hatten, unterzeichnen die verbliebenen Spieler ihre Aufhebungsverträge oder erhalten die Kündigung. Bis Freitag ist das Transferfenster für einen Wechsel zu einem anderen Verein geöffnet. „Wir alle sind sehr enttäuscht“, sagte Trainer Robin Krüger mit Tränen in den Augen.

Verbindlichkeiten in Höhe von 1,4 Millionen Euro

Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Regionalligist einmal mehr in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten ist und die Dezember-Gehälter nicht gezahlt werden konnten. Allein in dieser Saison waren Verbindlichkeiten in Höhe von 1,4 Millionen Euro aufgelaufen. Seit vergangenem Freitag hat beim FC Rot-Weiß angesichts der unklaren Zukunft kein Training mehr stattgefunden.

Noch am Sonntagabend sprach der Insolvenzverwalter davon, dass es in letzter Minute eine Rettung geben könnte und nährte bei Spielern und Fans neue Hoffnung. „Bis 14 Uhr haben wir mit einem Interessenten verhandelt. Aber die letzte Option hat nicht funktioniert“, sagte Reinhardt gestern. Ziel sei es, trotz des Rückzugs aus der Regionalliga das Nachwuchsleistungszentrum zu erhalten und in der Oberliga einen Neustart in Angriff zu nehmen.

Wie es nun weitergeht, ist allerdings in den schwärzesten Stunden des 1966 gegründeten Vereins völlig offen. Das betrifft auch die Zukunft der weiteren Mitarbeiter des Clubs. „Wir sind da noch in der Prüfung, wer weiter bei uns bleiben kann. Wir haben aber Interesse daran, dass die Strukturen des Vereins erhalten bleiben“, erklärte Reinhardt.

Die Insolvenz von Rot-Weiß Erfurt in der Chronik

  • 14. März 2018: Der sportliche Abstieg aus der 3. Liga ist kaum noch zu vermeiden. Rot-Weiß Erfurt stellt einen Insolvenzantrag.
  • 22. März 2018: Volker Reinhardt wird als Insolvenzverwalter eingesetzt.
  • August 2018: Forderungen von 6,8 Millionen werden bei Reinhardt von 132 Gläubigern angemeldet.
  • Dezember 2018 bis März 2019: Zweimal steht RWE vor dem endgültigen Aus. Neue Darlehen retten den Club in letzter Minute.
  • 30. August 2019: Die Regionalliga-Mannschaft wird in die FC Rot-Weiß Erfurt Fußball GmbH ausgegliedert.
  • 11. Oktober 2019: Reinhardt findet neue Investoren und präsentiert die ASGV Grundbesitz- und Verwaltung GmbH aus Leipzig, die Millhouse Capital GmbH aus Erfurt und die Franz Gerber Reha- und Sportagentur GmbH.
  • 16. Januar 2020: Insolvenzverwalter Reinhardt gibt bekannt, dass die Dezember-Gehälter nicht bezahlt werden konnten und die Lage erneut kritisch sei. Die Ausgliederung der Profimannschaft in eine GmbH ist gescheitert.
  • 24. Januar 2020: Reinhardt steht vor der Aufgabe. Verhandlungen mit neuen Investoren verliefen ergebnislos, drei Tage später soll die Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet werden.
  • 26. Januar 2020: Völlig überraschend bahnt sich ein Durchbruch bei Investorengesprächen an. Reinhardt liegt eine Absichtserklärung vor, das erste Rückrundenspiel gegen Cottbus soll unbedingt ausgetragen werden.
  • 29. Januar 2020: Die Verhandlungen mit dem Investor bleiben erfolglos. Rot-Weiß Erfurt meldet sich vom Spielbetrieb in der Regionalliga ab. Ab Sommer soll ein Neustart in der Oberliga erfolgen.

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