Marco Alles über den aktuellen Zustand des Thüringer Fußballs.

Das grüne Herz schlägt nur noch schwach. Fußball-Thüringen ist am Ende. Abstiege und Insolvenzen prägen das aktuelle Bild eines Landes, das nach der Wiedervereinigung Ausnahmespieler wie Thomas Linke und Bernd Schneider, Clemens Fritz und den unvergessenen Robert Enke hervorbrachte. Eines Landes, das unvergessene Europapokal-Abende erlebte und auf eine große Tradition zurückblicken kann. Eines Landes, dessen Vereine es aber auch verpassten, sich für die Zukunft aufzustellen; deren Selbstüberschätzung in den immer gleichen Fehlern und letztlich in einem historischen Absturz mündete.

Thüringen ist nur noch ein weißer Fleck auf der Fußball-Landkarte. Carl Zeiss Jena rauschte sang- und klanglos in die Viertklassigkeit. Das Team war nie konkurrenzfähig; die Punktausbeute gehört zu den schlechtesten in der Drittliga-Historie. Wacker und Rot-Weiß bezahlen jetzt den Preis für eine jahrelange Misswirtschaft, die sich im Falle von Erfurt im Insolvenzverfahren gar noch potenzierte. Selbst der Oberliga-Start beider Vereine hängt an einem seidenen Faden. Der Größenwahn einzelner Personen hat sie so tief in den Schlamassel befördert, dass helfende Hände allein nicht mehr ausreichen.

Es passt zur Tristesse, dass mit dem USV Jena auch das Aushängeschild des Thüringer Frauenfußballs die weiße Fahne hisst. Chancenlos in der Bundesliga endet für den Verein nicht nur eine ernüchternde Saison, sondern eine ganze Ära. Der Wechsel unter das Dach des FC Carl Zeiss soll Sicherheit bieten – und einen Neuanfang einläuten. Eine Hoffnung, die Thüringens Sorgenkinder allesamt eint.