Eisenach. Was macht eigentlich Christoph Jauernik (36), der ehemalige Spieler und Trainer des ThSV Eisenach?

Nahezu 16 Jahre trug Christoph Jauernik das Trikot des ThSV Eisenach, beginnend als C-Jugendlicher bis zum Coach der Zweitbundesliga-Männer. In der Saison 2016/2017 kam der ThSV Eisenach mit ihm auf Platz sieben in der 2. Handball-Bundesliga der Männer ein. Im Dezember 2017 trennte sich der ThSV von Jauernik. Seit dem Sommer des Vorjahres wohnt Christoph Jauernik mit seiner Partnerin und den zwei gemeinsamen Kindern (5 und 1 Jahr) im westlichen Zipfel Deutschlands, im Kreis Heinsberg, direkt an der Grenze zu den Niederlanden, und ist hauptberuflicher Coach des niederländischen Erstligisten Limburg Lions. Wir sprachen mit dem 36-Jährigen über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.

Was ist bei Ihnen aus der Eisena-cher Zeit haften geblieben?

Vor allem sind es natürlich 16 Jahre Erfahrung im Leistungssport. Wenn ich daneben meinen Freundeskreis betrachte, dann kann ich feststellen, dass auch hier ein großer Teil mit dieser Zeit verbunden ist. Darüber hinaus bleibt natürlich ein großes Netzwerk von Personen, die in vielfältiger Weise mit dem Handball in Kontakt sind.

Im Dezember 2017 kam für Sie als Zweitliga-Trainer das vorzeitige Aus. Mit über drei Jahren Abstand betrachtet: Wie sehen Sie die damalige Situation?

Leider muss ich rückblickend sagen, dass sowohl über mein eigenes Tätigkeitsfeld als auch über das von Mitstreitern viele Unwahrheiten etabliert worden sind. Als Freund der Logik möchte ich nur kurz anfügen, dass ich weiß, wie sich Dinge abgespielt haben und was dabei Ursachen und Wirkungen sind. Nicht umgekehrt. Wer sich intensiver mit dem Eisenacher Handball beschäftigt, wird mir sicher leicht folgen können und wissen, dass es hierbei ausdrücklich nicht um die gute Zusammenarbeit mit Manager Karsten Wöhler geht.

Im Sommer 2020 übernahmen Sie als Vollzeit-Trainer den niederländischen Erstligisten Limburg Lions. Was reizte Sie an dieser Aufgabe?

Zum einen war ich auf der Suche nach einer weiteren Aufgabe mit einem professionellen Umfeld. Darüber hinaus reizte mich der Gedanke einer Auslandserfahrung. Aus meiner Tätigkeit in Eisenach war mir klar, dass es auf Dauer nicht gut ist, einen Kompromiss im Sinne einer Doppelbelastung als Lehrer und Trainer im Spitzenbereich einzugehen. All dies finde ich bei meinem aktuellen Engagement.

Über den Handball in den Niederlanden ist hier wenig bekannt. Erteilen Sie uns gerne etwas Nachhilfe-Unterricht...

Der niederländische Handball ist überaus interessant. Aktuell sind die Frauen Weltmeister. Die Männer haben den ersehnten Schritt zur Europameisterschaft 2020 realisiert. Der weibliche Bereich ist vor allem bekannt für seine exzellente Ausbildungsarbeit. Alle Nationalspielerinnen spielen im Ausland in europäischen Topligen.

Skizzieren Sie bitte Ihre Mannschaft sowie den Trainings- und Wettkampfbetrieb?

Unsere Spieler sind Halbprofis. Alle gehen einer beruflichen Tätigkeit, einem Studium oder einer schulischen Ausbildung nach. Trotzdem ist es ihnen in Abstimmung mit Arbeitgebern und Schulen in der Regel möglich, zweimal pro Woche am Vormittag zu trainieren. Im Minimum trainieren wir weiter vier Einheiten handballspezifisch. Un-sere regulären Spiele absolvieren wir in der BeNe-League. Eine internationale Liga, in der die besten sechs Teams aus den Niederlanden und die sechs besten Teams aus Belgien gegeneinander spielen. Dazu kommen der nationale Pokalwettbewerb in den Niederlanden und Meisterschafts-Playoffs.

Wie sah es sportlich bis zur Corona-Pause aus?

In der BeNe-League hatten wir über die externen Erwartungen hinaus nach der regulären Spielsaison den zweiten Platz inne. In einem Final-Four sollte der Meister bestimmt werden. Weil dies nicht durchgeführt werden konnte, gilt nun die Tabelle nach der regulären Spielzeit als Endtabelle. Normalerweise definiert sich darüber auch das Startrecht für den EHF-Cup in der neuen Spielzeit, aber auch hier gibt es derzeit aus finanzieller Sicht und wegen der Corona-Pandemie im Allgemeinen mehr Unsicherheiten als Gewissheit. Wie alle hoffe ich, dass wir zeitnah wieder in reguläre Abläufe übergehen und vielleicht in eine gewohnte Saisonvorbereitung starten können.

Sie verfolgen sicherlich die Entwicklung beim ThSV Eisenach. Wie bewerten Sie diese?

Ich verfolge die Entwicklungen beim ThSV Eisenach durchaus aufmerksam. Auch wenn ich selbstverständlich zu dem ein oder anderen Sachverhalt eine Standpunkt habe, gehört es sich deshalb meiner Meinung nach trotzdem nicht, aktuelle Entscheidungen oder Entwicklungen zu bewerten.

Fehlt Ihnen die Wartburg nicht? Sie halten bestimmt zu einigen Weggefährten noch Kontakt...

Auch seit dem letzten Sommer war ich immer wieder mal in Eisenach. Wir halten Kontakt zu unseren Freunden und Familien. Ich hoffe, dass in der Sommerpause die Aufhebung der Kontaktsperre einen Aufenthalt in Eisenach wieder einfacher möglich macht.

Ist die Corona-Pandemie auch eine Chance, dem stetig steigenden Kommerz, dem „Schneller-Höher-Weiter“, etwas anderes entgegen zu setzen?

Ich denke, dass sich doch einige Dinge nachhaltig verändern. Der Bereich „Homeoffice“ wird vermutlich einen viel größeren Anteil nach der Krise haben als vorher. Auch die Wertschätzung einiger Berufe wird hoffentlich nach der Krise weiter einen hohen Stellenwert behalten.

Welche Vision hat der Trainer Christoph Jauernik?

Ich absolviere gerade meinen EHF-Master-Coach. Damit will ich natürlich auch weiter mit dem internationalen Handball in Kontakt bleiben. Für die neue Spielzeit hoffe ich auf einen regulären Start – und ich will mit meiner Mannschaft an diese Spielzeit anknüpfen.