Eisenach. René Witte, Manager des ThSV Eisenach, spricht mit unserer Zeitung über seinen schwierigen Einstieg, viele Helfer und die Zukunft in Liga zwei.

Mit zwei Siegen in den Relegationsspielen gegen Konstanz haben die Handballer des ThSV Eisenach die Rückkehr in die 2. Bundesliga geschafft. Am Sonntag (2. Juni) lädt der Verein ab 13 Uhr zur Aufstiegsfeier in die Werner-Aßmann-Halle ein, ehe am kommenden Dienstag der Dauerkartenvorverkauf für die kommende Saison startet. Wir sprachen mit Geschäftsführer und Manager René Witte.

Glückwunsch zum Aufstieg! Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Ihren Start beim ThSV Eisenach im August des vergangenen Jahres denken?

Der Verein befand sich nach dem Abstieg in einer Art Schockzustand. Er hat sich nur noch verwaltet. Zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel war kaum jemand auf die 3. Liga vorbereitet. Auf den Werbeplakaten prangte noch das Logo der 2. Bundesliga. Etliche Sponsorenverträge mussten neu gestaltet werden. Mit vielen wurde bis dahin gar nicht gesprochen. Ich habe versucht, jeden Stein umzudrehen, Gutes zu bewahren, Neues zu entwickeln. Es galt, verlorenen Boden zurückzugewinnen, Vertrauen im gesamten Umfeld zu schaffen.

Mit hochmotivierten Mitarbeitern der Geschäftsstelle, denen mein ausdrücklicher Dank gebührt, haben wir binnen der eingangs erwähnten zwei Wochen vieles noch geregelt. Ich habe ganz viele Menschen vorgefunden, viele ehrenamtliche Helfer und Enthusiasten oder die Mitglieder des Fanprojektes, die bereit waren, die Ärmel hochzukrempeln, um „ihrem“ ThSV zu helfen.

Dazu zählen auch die vielen Zuschauer...

Natürlich. Im Vergleich zur vorherigen Zweitbundesligasaison kamen im Schnitt 200 Besucher mehr zu den Heimspielen in die Werner-Aßmann-Halle. Mit nahezu 1700 Zuschauern verzeichneten wir den absoluten Spitzenwert aller vier Drittliga-Staffeln. Im Zuschauerranking der 2. Handball-Bundesliga hätten wir damit Platz neun belegt.

Was waren aus Ihrer Sicht die Säulen des Erfolges?

Da ist natürlich der im Sommer des Vorjahres verpflichtete Sead Hasanefendic zu nennen. Eine Trainer-Ikone von unschätzbarem Wert Er hat es perfekt verstanden, eine Einheit zu formen, Freude, Spaß und nötige Ernsthaftigkeit bei einem jeden im Training und Spiel zu wecken und zu stabilisieren.

Wichtig war auch die gute Zusammenarbeit zwischen der Marketing GmbH und dem Vereinsvorstand mit Shpetim Alaj und Peter Krauß an der Spitze. Es entstand ein neuer Zusammenhalt, für den ich sehr dankbar bin.

Was war noch für die sportliche Entwicklung wichtig?

Wir sind gut damit gefahren, nicht vom Aufstieg zu reden, sondern von Spiel zu Spiel zu denken, jedes Spiel neu anzugehen. Der Punktvorsprung schon zur Saisonhälfte gab uns Recht, stärkte das Selbstvertrauen. Wir sendeten das klare Signal an die Konkurrenz, am ThSV Eisenach gibt es kein Vorbeikommen. Wie Mannschaft und Fans die Aufstiegsrelegation gemeinsam gestaltet haben, spricht für sich.

Sie haben gerade die Zweitliga-Lizenz erhalten. Wirtschaftlich also alles in Butter?

Bei meinem Amtsantritt fand ich ein finanzielles Loch im mittleren sechsstelligen Bereich vor. Dank der Hilfe unserer Sponsoren und Gesellschafter konnten wir das Loch schließen, die Liquidität sichern. Allen, die daran mitgeholfen haben, gebührt riesengroßer Dank.

Es bleibt indes die Aufgabe, unser negatives Eigenkapital abzubauen, uns weiter zu gesunden. Um es klar zu sagen, wir sind auch in der neuen Saison nicht auf Rosen gebettet, kämpfen um jeden Cent, hoffen auf unsere langjährigen, aber auch auf neue Sponsoren.

Richten wir den Blick nach vorn. Sechs Abgängen stehen bisher zwei Neuzugänge gegen­über. Wird es weitere geben?

Ja, wir werden in den nächsten Wochen über weitere Neuzugänge für verschiedene Positionen informieren. Täglich hart an seinem Comeback arbeitet unser junger Martin Potisk, der sich in der vergangenen Saison frühzeitig einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und ausfiel. Von ihm erwarte ich noch viel.

Das Ziel heißt Klassenerhalt?

Ja. Das Ziel ist klar, ein stabiler Zweitligist zu werden, der mit dem Abstieg nichts zu tun hat. Wir wollen unseren Fans begeisternden Handball bieten. Das alles wird in der stärksten 2. Liga der Welt, die zur neuen Saison auf 18 Teams reduziert wird, eine ganz schwere Aufgabe.

Auch jenseits des Spielfeldes?

Wir müssen die Strukturen im Verein verbessern. Das gilt für die Infrastruktur der Geschäftsstelle, um optimal arbeiten zu können, auch für die Betreuung unserer Sponsoren, die noch besser werden muss. Wir müssen stärker in der Stadt als das sportliche Aushängeschild Eisenachs präsent sein, uns zugleich sozial engagieren. Und wir wollen nicht zuletzt ehemalige verdienstvolle Spieler mit ins Boot nehmen, deren Erfahrungen nutzen, um Tradition lebendig gestalten.

Wie steht es um den Nachwuchs?

Die Verzahnung zwischen dem Hauptverein und dem Marketing muss weiter vorangetrieben werden. Es gilt, unsere einst vorbildliche und erfolgreiche Nachwuchsarbeit wieder aufzurichten, mittel- und langfristige Strategien zu entwickeln und umzusetzen, um im Nachwuchs in Thüringen die Spitze zu übernehmen, aber auch, um überregional beachtet zu werden.

In und um das handballbegeisterte Eisenach, ja in ganz Thüringen, wird stets die 1. Bundesliga thematisiert. Wie stehen Sie dazu?

Als Geschäftsführer und Manager möchte ich gern mit dem ThSV Eisenach Erstliga-Handball präsentieren. Ehrlich gesagt kann das derzeit aber kein Thema sein. Unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen das nicht zu. Ohne eine neue Arena im geplanten Berufsschul- und Sportzentrum auf dem ehemaligen Gelände des Automobilwerkes kann an Erstliga-Handball in Eisenach nicht gedacht werden.