Erfurt. Wie sich die Handballerinnen des Thüringer HC abseits des Spielfeldes auf die neue Bundesliga-Saison vorbereiten.

Herbert Müller erzählt gerne eine Geschichte von seiner ersten Trainerstation in Augsburg. Damals, vor mehr als 20 Jahren, fragte ihn eine Spielerin, warum sie nicht zum Einsatz komme, sondern nur ihre Kollegin. „Weil die mir eine Torte gebacken hat“, entgegnete Müller – natürlich im Spaß und war wenig später überrascht. „Die Spielerin hat mir daraufhin eine Torte mitgebracht. Aber das hatte freilich keinen Einfluss auf die Besetzung auf dem Feld“, sagt der Cheftrainer des Thüringer HC schmunzelnd.

Niemand muss beim deutschen Handball-Pokalsieger dem Trainer etwas backen, um einen Stammplatz zu ergattern. Aber um die neuen Spielerinnen besser kennenzulernen und den Teamgeist zu stärken, hat sich die Mannschaft nun zu einem gemeinsamen Kochabend getroffen. „Wir haben das schon einmal in der Vergangenheit gemacht und uns diesmal wieder dafür entschieden. Auf diese ungezwungene Art lernen wir uns viel besser kennen“, sagt Nationalspielerin Meike Schmelzer mit Blick auf die vier neuen Teamkolleginnen Mikaela Mässing, Marianna Ferreira Lopes, Marie Skurtveit Davidsen und Almudena Rodriguez.

Eröffnet wurde die gemütliche Runde mit der Vorspeise, zu der Tapas mit Muscheln und Garnelen auf dem Tisch standen. Damit aber war es längst nicht getan. Die Mannschaft hat sich gut überlegt, wie denn den Neuen im Kader zum Beispiel Erfurt abseits des Trainingsalltags und nach dem Drei-Gänge-Menü besser kennenlernen können. Dazu wurde einfach der Stadtplan aufgemalt und den neuen Kolleginnen in die Hand gedrückt. Diese mussten schließlich die anderen Spielerinnen in der Stadt aufspüren und kamen nicht umhin, gleich mit den Sehenswürdigkeiten vertraut gemacht zu werden. „Für das Zusammenwachsen sind solche Abende wichtig“, sagt Kreisläuferin Schmelzer.

Spätestens im Trainingslager im tschechischen Most (3. bis 11. August) kann sich ohnehin niemand mehr aus dem Weg gehen. „Ich habe aber überhaupt keine Bedenken und das gute Gefühl, dass unsere neuen Spielerinnen auch menschlich zu uns passen“, sagt THC-Geschäftsführer Maik Schenk.

Langeweile wird in Most gar nicht aufkommen. Zu den Hits innerhalb der Mannschaft zählte im vergangenen Jahr das französische Gesellschaftsspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“. Und dass die Frauen vielleicht im Trainingslager bei allem Spaß abseits des Spielfeldes den Fokus für das Wesentliche verlieren, glaubt Trainer Müller nicht. „Alle arbeiten sehr professionell und sind alt genug, deshalb brauche ich im Trainingslager auch gar nicht kontrollieren, ob zum Beispiel alle die Nachtruhe einhalten.“