Ludwigsburg. Den ersten Cup der Saison müssen die THC-Handballerinnen Bietigheim überlassen. Das macht die Liga nur spannender.

Dort wurde noch ausgewertet, an anderer Stelle langsam begonnen aufzuräumen. Der Bietigheimer Jubel in der Ludwigsburger MHP-Arena nach dem 27:26 (10:12)-Erfolg war kaum verhallt, als der Su­percup schon Vergangenheit schien. Das große Vorspiel zwischen dem amtierenden Meister Bietigheim und Pokalsieger Thüringer HC machte am Samstag Lust auf die Bundesliga. Es lieferte einen Vorgeschmack auf einen packenden Titelkampf.

Wird es ein erneutes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bietigheim und dem THC? Wird es gar ein Dreikampf? „Ich denke, dass Dortmund mitmischen kann“, erweiterte THC-Trainer Herbert Müller den Favoritenkreis. Und er ergänzte, es sich ohnehin nicht vorstellen zu können, dass am Ende der Saison 2019/20 noch einmal zwei Vereine mit je zwei Minuspunkten an der Spitze stehen. Mit nur ei­nem verlorenen Spiel kein deutscher Meister zu werden, darf im Rückblick als historisches Drama für den THC in der Frauen-Bundesliga gesehen werden.

Zu Dramatik pur scheinen die beiden Kontrahenten jedoch von Haus aus zu neigen, wie das Duell um den Supercup am Sonnabend bewies. In nur anderthalb Minuten ist am Ende noch einmal alles drin gewesen. Für den Thüringer HC, der insgesamt 50 Minuten auf Kurs schien, den ersten Titel der Saison zu holen. Und ebenso für die Gastgeberinnen aus Bietigheim, die im Zwischenhoch schon ei­ne Hand am Pokal hatten und ihn dann auch zum zweiten Mal nach 2017 gewannen.

Nachdem der THC vor 1500 Zuschauern von Beginn an vorn gelegen hatte, führte Bietigheim kurz vor Schluss 25:22, dann aber nur noch 27:26. Noch einmal durfte der THC dank des achten Treffers von Iveta Koresova und des erneutes Anschlusses durch Meike Schmelzer angreifen. Knapp 20 Sekunden blieben. Noch einmal die Chance zum Ausgleich und die Hoffnung auf eine Verlängerung. Doch wieder fuhr der Fuß der Bietigheimer Torhüterin Dinah Eckerle blitzschnell bei Emily Bölks Wurf heraus. Foul. Die Uhr war abgelaufen. Freiwurf. Emily Bölk zog ab. Der Ball knallte an die Lattenunterkante - sprang ins Feld. Ein Herzschlagfinale auch für eine stark haltende Torfrau Dinah Eckerle. Die 23-Jährige, die von 2011 bis 2018 beim Thüringer HC zur Auswahltorhüterin reifte, sprach von einem Dejà-vu-Erlebnis. Im Pokalfinale im Mai markierte Emily Bölk gegen sie in einem ebenso packenden Schluss das Siegtor, diesmal blieb die THC-Rückraumspielerin zweiter Sieger.

„Ihr Vorteil ist, dass sie alle beim THC in- und auswendig kennt“, honorierte Emily Bölk die Leistung der Nationalmannschaftsgefährtin. Der standen die THC-Torhüterinnen indes in kaum etwas nach. Nach der Verleihung das HBF-Awards an die langjährige Nationaltorhüterin Clara Woltering für ihre Verdienste und einer Gedenkminute für den verstorbenen Schlussmann Stefan Hecker trugen Ann-Cathrin Giegerich auf THC-Seite und Dinah Eckerle mit einigen Paraden maßgeblich dazu bei, dass beim 10:12 zur Pause kaum mehr als die Zehn-Tore-Marke erreicht wurde.

Durch den besseren Start aber lagen die Thüringerinnen von Beginn an vorn und schienen dank der stabilen Deckung auch weiter den Meister auf Distanz halten zu können. Im Schlagabtausch nach Wiederbeginn aber reichten zwei Fehlwürfe, dass der effektiv treffende Gastgeber zum Ausgleich kam (16:16, 36.).

Spätestens mit der erstmaligen Führung 17:16 (39.) war die Mannschaft von Trainer Martin Albertsen im Spiel. Und während der Pokalsieger aus Thüringen nun mit Marie Davidsen im Tor weiter auf einen guten Rückhalt bauen konnte, aber mit seinen Würfen hängenblieb, setzte sich Bietigheim auf 21:18 (45.) ab.

Der THC kämpfte. Beim 21:21 und 22:22 (50.) jeweils durch Iveta Koresova keimte Hoffnung. Doch im Sieben-gegen-Sechs kassierte der siebenmalige deutsche Meister zu leichte Tore, sodass die Einheimischen vorn blieben.

Dem THC hat das „Fünkchen Glück gefehlt“

„Schade“, meinte THC-Trainer Herbert Müller. Die Serie, dass seit der Wiederbelebung des Supercups 2015 stets der Meister gewinnt, hätte er zu gern unterbrochen. „Die Fehler haben wir selber gemacht.“ Er spielte auf die Schwächephase zwischen der 35. und 45. Minute an, sprach aber von einem „tollen Handballspiel“.

„Ich hatte ein gutes Gefühl, dass wir es dann doch noch schaffen. Aber das Fünkchen Glück hat uns gefehlt. Das muss in Ordnung gehen“, merkte Emily Bölk an und hatte den Supercup bereits abgehakt. „Jetzt freue ich mich sehr, dass die Bundesliga endlich losgeht.“

In der sei keine Mannschaft zu unterschätzen. Der Kampf um den Titel beginnt gerade erst.

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