Weimar. Der noch sehr rüstige Winfried Simmat vom HSV Weimar ist mit seinen 85 Jahren noch immer dem Sport sehr verbunden und agiert noch mit Diskus, Speer und Kugel.

Wenn man sein exaktes Alter nicht kennt, würde man Winfried Simmat am Sonntag, 9. Mai, zu seinem 70. Geburtstag in seinem Domizil in Oberweimar gratulieren. Der gebürtige Ostpreuße feiert im Rahmen seiner Familie mit Ehefrau Gudrun sowie den vier Kindern und fünf Enkelkindern aber schon sein 85. Wiegenfest bei bester Gesundheit und (fast) körperlicher Fitness, klammert man die Operationen mit dem Einsetzen von zwei künstlichen Kniegelenken aus.

„Das sind die Spätfolgen meines intensiven sportlichen Lebens“, erklärt der rüstige Jubilar, der aber nichts bereut und trotz der eingeschränkten Beweglichkeit sich noch immer jeden Mittwoch auf dem nahen Sportplatz an der Falkenburg zum Stoßen der Kugel, Schleudern des Diskus sowie Werfen des Speers mit sportlichen Altersgenossen trifft. „Der Sport hat mein langes Leben mit geprägt ich hatte das Gen schon immer in mir“, berichtet der gebürtige Rautenberger, der durch seinen Vater Herbert als passionierter Fußballer schon früh mit dem runden Leder in Berührung gebracht wurde, 100 Jugendspiele absolvierte.

Breites sportliches Feld

Aber auch der Denksport Schach zog den jungen Winfried Simmat in seinen Bann, lernte er bei den Landesmeisterschaften der Schüler im sächsischen Meißen sogar den späteren deutschen Großmeister Wolfgang Uhlmann kennen. Auch die Rückschlagsportarten Tennis und Tischtennis hatten es dem Jugendlichen angetan, agierte er schon als Schüler bei den Erwachsenen mit dem kleinen Zelluloidball.

Niemanden in seinem Umfeld überraschte es, dass Winfried Simmat sich nach dem Abitur zum Studium an der berühmten Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) entschloss, um seinen „Traumberuf“ Sportlehrer zu realisieren. Zudem erhielt er in der sächsischen Metropole noch die Zusatz-Ausbildung zum Leichtathletiktrainer.

Erste Stelle als Sportlehrer

Mit Herz und Seele verkörperte der vielseitige Sportler seine erste Stelle als Sportlehrer im Weimarer Land, sprang für Trainer und Sportlehrer ein und organisierte Sportfeste mit. „Auch die Kreativität war gefragt, denn auf dem Dorf fehlte es oftmals am notwendigen Sportmaterial“, informiert der (noch) 84-Jährige rückblickend. Dabei erinnert er sich auch an das Deutsche Turn- und Sportfest im riesigen Leipziger Zentralstadion, zudem er die jungen Sportler und Sportlerinnen aus 15 Kreisen des Bezirkes Erfurt für die Massenübungen in der Messestadt vorbereiten musste. „Dabei geriet ich gehörig ins Schwitzen, es klappte in letzter Minute aber alles“, sagt der damals noch aktive Leichtathlet, der im Sprint über 110 Meter Hürden zur DDR-Spitze gehörte.

Seine Kompetenz als Sportlehrer sprach sich schnell herum und er wurde bereits mit 23 Jahren als verantwortlicher Sportlehrer an die Hochschule für Bauwesen, der heutigen Bauhaus-Universität, in der Goethestadt berufen. „Ich hatte in meinem Leben beruflich und sportlich immer viel Glück gehabt“, betont der Diplomsportlehrer, dessen Stärken und Kompetenzen im Sport immer in der Praxis als Trainer und Initiator lagen und nicht als Funktionär im Bürokratischen. So förderte er zahlreiche talentierte Studenten in unterschiedlichen Sportarten.

Auch als Stadionsprecher tätig

Aufgrund seines sportlichen Wissens und seiner Rhetorik vernahmen ihn die zahlreichen Zuschauer oft auch als Stadionsprecher bei größeren Sportveranstaltungen wie die obligatorischen Spartakiaden im Wimaria-Stadion. Großen Erfolg verzeichnete er auch als Leiter des Trainingszentrums der Leichtathletik bei der HSG Weimar, förderte viele junge Athleten. „Aber ich habe mich immer um den gesamten Nachwuchs gekümmert, nicht nur um die Privilegierten“, betont der engagierte Sportpädagoge, der heute noch zu seiner großen Freude von früheren Schützlingen Post aus aller Welt erhält.

Dennoch ist er auch stolz auf Frank Nowack, den er zu einem international anerkannten Weitspringer förderte und der an einem Länderkampf zwischen der USA und der DDR in Los Angeles teilnahm, mit seinem weitesten Satz mit Rückenwind nach 8,10 Meter in der Sprunggrube landete. „Frank hat mir damals sogar eine Ansichtskarte aus Kalifornien gesandt“, erzählt Winfried Simmat mit stolzem Blick.

Auch noch im Alter aktiv

Nach der Wende leitete er bis 2001 den Hochschulsport, ging dann in seine wohlverdiente Rente. Sportlich zur Ruhe kam er aber nicht, unterhielt viele Kontakte zu Kollegen in allen deutschen Hochschulstandorten, Kümmerte sich um den in der DDR kaum ausgeprägten Seniorensport und betreute körperlich Behinderte. Zudem war er Herausgeber der „Weimarer Vorträge“ mit Abhandlungen namhafter Fachautoren wie Sven Güldenpfennig über die Beziehungen des Sports zu Kunst und Kultur. „Der Sport ist auch gestalterisch und damit auch Kunst“, sagt Sport-Enthuasiast, der in seiner restlichen Freizeit gern im Garten arbeitet und sich über jeden Fischreiher bei seinen Spaziergängen an der Ilm freut.