Jakob Maschke über entmutigte und zunehmend wütende Breitensportler.

Warum dürfen die Sport treiben und wir nicht? Diesen Satz hört man oft seit Beginn der Pandemie, sei es bezogen auf die Fußball-Bundesliga, die Erfurter Profisportler und nun jüngst die wenigen „privilegierten“ Nachwuchssportler des Coubertin-Sportgymnasiums.

Bei den Breitensportlern liegen die Nerven blank. Sie fühlen sich vergessen, sehen keine Perspektive, keinen Ausweg, keinen Tag X am Horizont, an dem sie wieder gemeinsam mit anderen ihrem liebsten Hobby frönen und damit was für die eigene körperliche und geistige Gesundheit tun dürfen. Und vor allem können sie – damit sind sie nicht allein – die politischen Entscheidungen oder vielmehr Nicht-Entscheidungen immer weniger nachvollziehen. Mit jeder Woche des Hingehaltenfühlens wächst ihr Zorn, aus der anfänglichen Überzeugung des „Wir schaffen das!“ ist längst ein halb wütend, halb entmutigt fragendes „Was soll das?“ geworden.

Wenn es um die eigenen Kinder und deren körperliche und seelische Entwicklung geht, kommt diese Wut an die Oberfläche. Ich selbst darf keinen Vereinssport treiben? Nicht schön, aber irgendwie aushaltbar. Meine Kinder dürfen es nicht, obwohl sie in der Kita oder Schule mit ihren Vereinskameraden zusammen auf engstem Raum sind? Nicht nachvollziehbar! Dass Thüringen das einzige Bundesland ist, in dem selbst für Kinder kein Gruppensport erlaubt ist, wie jetzt herauskam, verstärkt den hiesigen Volkszorn weiter.

Für den werden dann solche, die nichts für all die politischen Fehler der letzten Monate können, zu Blitzableitern. Natürlich ist es legitim, dass die Erfurter Sportschüler ihren Spezialsport ausüben dürfen. Gäbe es keine Herrschaften im Elfenbeinturm, die jegliche Studie ignorieren, die besagt, dass Vereinssport kein Pandemietreiber, stattdessen sogar förderlich für einen milden Corona-Verlauf ist, gäbe es solche Neiddebatten gar nicht.