Steffen Eß über Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton.

Sebastian Vettel kniete neben dem Silberpfeil und gratulierte. Die Motorsportwelt verbeugt sich vor Lewis Hamilton. Mit dem siebten WM-Triumph stellte er die Rekordmarke von Michael Schumacher ein. Ein weiterer Meilenstein.

Die Tränen im Ziel sprechen für den Briten. Dafür, wie viel ihm diese siebte Titel bedeutet. Und vor allem dafür, welche Klasse Hamilton im Cockpit der Stern-Flotte verkörpert. Von Rang sechs fuhr er in der Türkei nach ganz vorn – auf einer rutschigen und regennassen Strecke. Viel besser geht es nicht. Die Vermutung liegt nah, dass er Schumacher in seinem ungebremsten Erfolgshunger überholen wird.

Keiner hält mehr Pole Positions, niemand hat mehr als Grand Prix gewonnen. Die Hundert dürfte bei 94 Rennsiegen bald fallen, drei Läufe stehen noch in diesem Jahr aus.

Zu einem der größten Rennfahrer und großen Sportler macht den 35 Jahre alten Star aber nicht nur das Können am Steuer oder die Fähigkeit, unter gewaltigen Fliehkräften in Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidungen zu treffen. Er nutzt seine Popularität, um sich für das Leben abseits der Jagd um die Kurven starkzumachen.

Für Menschen mit anderer Hautfarbe ist der Enkel grenadischer Einwanderer das Symbol, das Herkunft keine Rolle, um groß zu träumen. Und Kindern vermittelt er die Botschaft, dass auch das Unmöglich scheinende erreichbar ist.

Er kämpft gegen Rassismus, setzt sich für Menschenrechte ein, für den Klima- und Umweltschutz.

Vielleicht wäre es kompromisslos, im kommenden Jahr nicht nur seinen Rennstall in der vollelektrischen E-Serie an den Start zu bringen, wie es Hamilton plant, sondern dort ins Cockpit zu steigen.

Der Formel 1 aber würde etwas fehlen: ein wahrer Weltmeister.