Steffen Eß über die große Aufgabe, einen Mittelweg finden zu müssen.

Auf eines ist Verlass in Zeiten von Corona: Wann immer Lockerungen in Aussicht gestellt werden, hagelt es Protest. Der Weg in die Zukunft ist schwarz-weiß: Er führt hindurch zwischen Furchtlosen, denen es nicht schnell genug geht, und den Angstvollen vor vorschnellem Öffnen. Und der Fußball, der geht mittendrin voran.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ist angegriffen worden, nachdem er als erster Lockerungen angekündigt hat. Über Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) wird hergezogen, weil sie für ihr Bundesland alsbald Fußballspiele vor mehr als tausend Zuschauern wieder möglich machen möchte.

Bei allen Lücken, bei allen kleinen und größeren Fehltritten, die das Hygienekonzept hervorbrachte – für andere Nationen und Sportarten dient es inzwischen als Blaupause für eine gelungene Rückkehr in den Wettbewerbsalltag.

Die Fußball-Bundesliga hat bis über den großen Teich eine Tür geöffnet. Wie groß der Schritt ausfallen darf, um Zuschauer mit hindurch gehen zu lassen, will genau abgewogen sein. Im Pionierdenken gibt es kein Patentrezept. Das Problem dabei unentwegt zu benennen, ist keine Lösung.

So kann der Weg trotz gegensätzlicher Auffassungen nur über ein Herantasten führen. Hinreichend vorsichtig, um das Risiko von Masseninfektionen bei Fußballspielen wie einst in Italien gering zu halten. Flexibel, um auf Fallzahlen in den Regionen reagieren und einen fairen Wettbewerb garantieren zu können. Und offen genug, wieder mehr Freude Sport zu schaffen.

Jeder Schritt voran ist einer zurück – ins alte Leben.