Brotterode. Beim Skispringen in Brotterode musste die Lauschaerin Pauline Heßler am Sonntag aussteigen. Landrätin Peggy Greiser träumt derweil von einer 3-Schanzen-Tournee.

Beim letzten Sprung am Sonntag fehlte Pauline Heßler plötzlich. Die 22 Jahre alte Skispringerin aus Lauscha musste verzichten. Schwindelgefühle bremsten die Lokalmatadorin beim Continental-Springen ohne Zuschauer in Brotterode. Am Samstag war Heßler im Training gestürzt und klagte danach über Kopfweh. „Ich habe bei der Landung einen Schlag bekommen und bin gefallen. Da galt es nur, sich lang zu machen“, meinte Heßler über die Unachtsamkeit.

Der Schreckmoment hatte die Blondine zunächst nicht beeindruckt. Am Samstag sprang Heßler, die sich zwischendurch ein bisschen hingelegt hatte, auf ihrer Lieblingsschanze zum dritten Mal in drei Jahren auf das Podest. Die Thüringerin belegte auf der Inselbergschanze Platz zwei, lag damit hinter der überragenden Österreicherin Hannah Wiegele, die gerade im finnischen Lahti bei der Junioren-WM Team-Weltmeisterin geworden war. Wiegele war auch am Sonntag nicht zu schlagen. Heßler musste nach Platz acht im ersten Durchgang auf eine Aufholjagd verzichten.

Im Vorjahr hatte Heßler beim Heimspringen bereits einen Wettbewerb gewonnen und einmal Platz zwei belegt. 2019 war sie in der zweiten Liga des Skispringens schon als Erste und Dritte auf das Podium gesprungen.

„Schade, dass die bombastische Stimmung diesmal fehlte“, sagte Heßler. „Mein großes Ziel ist Olympia im nächsten Jahr. Ich komme ihm Stück für Stück näher“, so die Studentin, die in diesem Winter schon einen Weltcup-Einsatz in Titisee-Neustadt hatte. Ein Springen verpasste sie, weil ihr Anzug ein paar Millimeter zu groß war. „Man lernt dazu“, musste Heßler diesmal nicht in der Kleiderkontrolle zittern. „Nächste Saison will ich regelmäßig im Weltcup springen und mich für den zweiten Durchgang qualifizieren. Dafür muss im Sommer im Kraftraum richtig arbeiten“, sagte Heßler, deren Vereinskollegin Luisa Görlich den Sprung ins A-Team bereits geschafft hat.

Auch die zweite Thüringerin im Feld schlug sich prima. Bei ihrer Premiere auf der Inselbergschanze kam die gerade mal 18 Jahre alte Alina Ihle (Bieberau) auf die Ränge 17 und 13. „Ich bin wirklich zufrieden“, lächelte Ihle, die sogar kurz auf dem Holzthron der Führenden in Brotterode Platz nehmen durfte.

Fünfte und Zehnte wurde die Jüngste im Feld. Nika Prevc ist die erst 15 Jahre alte kleine Schwester aus der berühmten slowenischen Skisprung-Familie mit den drei Brüdern Peter, Domen und Cene.

Freitag verpasst die Top10 – Schlierenzauer verletzt sich

Bei den Männern musste Olympiasieger Gregor Schlierenzauer nach seiner 120-Meter-Bestweite im Training wegen Kniebeschwerden auf die Wettkämpfe am Inselsberg verzichten. Auch Ex-Weltcupsieger Richard Freitag hatte keine guten Tage und landete auf Rang 17 und danach auf Platz 13. Der Auer verließ wortlos die Schanze, auf der er zuletzt 2009 gesprungen war. Die Siege in Brotterode gingen die Polen Stefan Hula und Tomasz Pilch. Kobayashi-Bruder Junshiro wurde einmal Dritter und Sonntag Zweiter. Rang drei holten die weltcuperfahrenen Athleten Markus Schiffner (Österreich) und Macej Kot (Polen).

Landrätin Greiser: Schanze ab 2022 für fünf Millionen Euro modernisieren

Die gekühlte Eisspur bestand den Wärmetest in der Sonne der Inselbergschanze. Trotz der über zehn Grad Lufttemperatur war der Anlauf für die Athleten mit minus elf Grad kaltem Krümel-Eis stabil.

Doch die moderne Anlaufspur war eine vergleichsweise geringe Investition zu dem, was die „alte Dame“ an Verjüngungskur braucht. Das sportliche Symbol über den Dächern von Brotterode benötigt mehr als nur Make-up.

Seit vielen Jahren kämpfen die Veranstalter um die Modernisierung ihrer Schanze. Zuletzt gab es immer wieder Ausnahmegenehmigungen vom Weltverband FIS, weil Brotterode mit seinen normalerweise fast 5000 Fans der Höhepunkt in der Continentalcup-Serie ist. Eine Aufstiegshilfe als Provisorium half zunächst. Doch es müssen ein neuer Schanzenturm und -tisch entstehen, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Nun soll es endlich etwas passieren. „Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen hat eine Million Euro im Haushalt eingestellt. Wenn das Land entsprechend fördert, können wir 2022 mit den wohl vier bis fünf Millionen teuren Bauarbeiten beginnen“, sagte Landrätin Peggy Greiser. Sie träumt danach sogar von einer 3-Schanzen-Tournee für die Frauen mit Klingenthal, Oberwiesenthal und Brotterode.