Bad Blankenburg. Welche Forderungen der LSB an die Politik hat und welche Ehrungen bei der Mitgliederversammlung in Bad Blankenburg stattfanden.

Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Landessportbundes Thüringen am Samstag in der Landessportschule Bad Blankenburg standen die aktuellen Herausforderungen für den organisierten Sport. Außerdem haben die 76 anwesenden Delegierten den Thüringer Dartverband als 49. Sportfachverband in die Thüringer Sportfamilie aufgenommen.

Auf ein „weitgehend normales Sportjahr“ blickte LSB-Präsident Stefan Hügel in seinem Bericht zurück. Nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie und Energiekrise hat der Thüringer Sport versucht zurück in die Normalität zu finden. Die Mitgliederzahlen zu Beginn des Jahres 2023 haben sich mit 360.494 Mitgliedern in 3.267 Vereinen erholt, für die nächste Bestandserhebung erwartet der LSB Thüringen auch durch die halbjährige Mobilisierungskampagne „Willkommen im Sportverein“ einen weiteren Zuwachs.

Forderung nach mehr Mitteln für Sportstättenbau

Die steigende Nachfrage stellt die Thüringer Sportvereine aber auch vor Herausforderungen. „Das Aufholen nach Corona wird nur funktionieren, wenn Sportstätten in ausreichender Anzahl vorhanden sind“, richtete Hügel an den anwesenden Staatssekretär Winfried Speitkamp vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, und ergänzte: „Dafür reichen die jährlichen Mittel für den kommunalen Sportstättenbau in Thüringen nicht aus!“

Neben der Forderung des LSB, mehr Geld in die Sportstätten zu investieren, muss trotz des durch die Mitgliederversammlung beschlossenen Haushaltsplans für das Jahr 2024 auch die generelle finanzielle Förderung des Sports in Thüringen diskutiert werden. „Die statische Finanzierung bei dynamisch wachsenden Ausgaben stellt uns vor große Herausforderungen. Deshalb müssen wir uns dringend mit der Landespolitik zusammensetzen und überlegen, wie wir den Sport in Thüringen in Zukunft aufstellen wollen“, erklärte Hügel und verwies auf den am 8. November erstmals stattgefundenen Landessportbeirat, der sich künftig mit strategischen Überlegungen zum Sportland Thüringen befassen soll. „Eines unserer Ziele dabei ist es, einen Zukunftsplan Sport für den Freistaat gemeinsam mit der Politik auf den Weg zu bringen“, so Hügel.

Kampf um das Ehrenamt

Eine weitere Herausforderung ist die Bereitschaft zur Übernahme ehrenamtlicher Funktionen im Sport. Regelmäßig klagen Thüringer Sportvereine über zu wenig Ehrenamtliche. Entsprechend betonten auch Staatssekretär Speitkamp und der per Videobotschaft zugeschaltete Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Weikert, die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements für die Gesellschaft. „Wir sind immer noch im Aufholen nach Corona und ich bin dankbar, dass Sie diese wichtige Aufgabe wahrnehmen“, dankte Speitkamp den 76 anwesenden Delegierten aus der Thüringer Sportfamilie und verwies auf die elementare Förderung des Ehrenamtes für die Sportstrukturen. „Wir müssen uns intensiver damit auseinandersetzen, wie wir junge Menschen zur Übernahme eines Ehrenamtes motivieren können“, erklärte Weikert und brachte die Anerkennung von Rentenpunkten für ehrenamtlich Engagierte ins Gespräch.

Thüringer Dartverband vergrößert die Sportfamilie

Als 49. Sportfachverband haben die Delegierten einstimmig den Thüringer Dartverband in den Landessportbund Thüringen aufgenommen. Dieser hatte sich am 4. Juni 2023 in Jena gegründet und vereint aktuell elf Vereine mit 230 Mitgliedern. „Wir wollen den Dartsport in Thüringen, vor allem im Jugendbereich, vorantreiben“, zeigte Präsident Klaus-Martin Stöcker das Wachstumspotential des Verbands auf, bei dem sich zahlreiche weitere Vereine derzeit im Aufnahmeprozess befinden.

Ethik-Code und neue Bildungskonzeption

Nach der letztjährigen Wahl einer erstmaligen Ethik-Kommission mit den Mitgliedern Hubertus Gersdorf (Professor für Staats- und Verwaltungsrecht sowie Medienrecht an der Universität Leipzig), Kathrin Nordhaus (Interventionsstelle für Opfer von häuslicher Gewalt Gera), Ariane Friedrich-Lange (Landeskriminalamt/ ehemalige Leichtathletin) sowie Sigurd Hanke (Chefarzt/ ehemaliger Schwimmer) beschloss die Mitgliederversammlung nun einen Ethik-Code. Dieser bildet die Grundlage für eine gute Verbandsführung mit sogenannten Good-Governance-Regeln. Einen konkreten Fall hatte die Ethik-Kommission bisher noch nicht zu bearbeiten.

Ebenfalls von der Mitgliederversammlung beschlossen wurde eine neue Bildungskonzeption. Diese bildet die Grundlage für die Bildungsarbeit im Sport, wurde inhaltlich überarbeitet und ist nun erstmals zeitlich unbefristet. Sie kann aber weiterhin je nach Bedarf geändert werden.

Antrag der Kreissportbünde Eisenach und Bad Salzungen abgelehnt

Abgelehnt wurde durch die Mitgliederversammlung der gemeinsame Antrag der Kreissportbünde Eisenach und Bad Salzungen auf Änderung des Paragrafen zehn der LSB-Satzung. Gemäß LSB-Satzung erfolgt die Gliederung der Kreis- und Stadtsportbünde nach den kommunalpolitischen Kreisgrenzen. Da die ehemalige kreisfreie Stadt Eisenach zum 1. Juli 2021 in den Wartburgkreis zurückgekehrt ist, können nach LSB-Satzung keine zwei eigenständigen Kreissportbünde Eisenach und Bad Salzungen bestehen bleiben. Der eingereichte Antrag der beiden Kreissportbünde sah vor, weiterhin eigenständig gemäß der bisher bekannten Gliederung existieren zu können. Eine deutliche Mehrheit der Mitgliedsorganisationen sprach sich für die Beibehaltung der bisherigen Regelung aus und damit dafür, dass die sportpolitischen Strukturen den Landkreisstrukturen entsprechen. „Wir werden die Kreissportbünde aber nicht im Regen stehen lassen. Auch eine Kürzung von Personalstellen ist nicht vorgesehen. Wir werden mit beiden Institutionen besprechen, wie es weitergeht“, versprach LSB-Präsident Hügel.

Zwei besondere Ehrungen

In Anerkennung besonderer Verdienste um die Förderung des Sports ehrte der LSB zudem im Rahmen der Mitgliederversammlung zwei besondere Persönlichkeiten im Ehrenamt. Sylvia Stanek (HBV Jena 90) erhielt die GutsMuths-Ehrenplakette in Gold, Silber wurde an Stephan Thon (Präsident des Thüringer Schützenbundes) verliehen.

Die sportliche Leidenschaft von Sylvia Stanek ist der Handball, ihre sportliche Heimat ist der Handballverein Jena 90 (HBV Jena 90). Die ehemalige aktive Handballerin mit Einsätzen in der DDR- sowie Bundesliga, ist seit der Vereinsgründung im Jahr 1990 ehrenamtlich engagiert. Sei es als Vorstandsmitglied bis 1996 oder als erfolgreiche Trainerin. Aktuell trainiert sie die zweite Frauenmannschaft in der Regionsoberliga. Zu Ihren Erfolgen zählt unter anderem der Landesmeistertitel in der weiblichen Jugend, die Berufung als Landesauswahltrainerin, die Teilnahme an der Länderpokalendrunde (2006, 2010) und der erfolgreiche Aufbau einer Trainingsgruppe „Minis“ im Verein.

20 Jahre Lehrwartin im Handballverband

Zudem übernahm Stanek im Ehrenamt mehr als 20 Jahre die Funktion der Lehrwartin im Thüringer Handballverband – und verantwortete damit die Ausbildung der Thüringer Handballtrainer. Nicht zuletzt engagierte sie sich, dass der Handball als Sportart am Sportgymnasium Jena aufgenommen wurde und verknüpfte damit ihre wissenschaftlichen Kenntnisse mit der Praxis. Beruflich ist sie tätig im Institut für Sportwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Eine Institution im Schützensport

Schützensport in Thüringen – diese Aussage ist seit mehr als 33 Jahren untrennbar mit dem Namen Stephan Thon verbunden. Noch vor der Wiedervereinigung 1990 sorgte er dafür, dass der Scharfschützenverein Heyerode am 15. Juni als einer der ersten Schützenvereine in Thüringen gegründet wurde. Von Beginn an bis heute – mit einer kurzen Unterbrechung von 2002 bis 2006 – fungiert er als dessen Vorsitzender. Zudem war er maßgeblich an der Gründung des Schützenkreises Mühlhausen am 28. August 1991 beteiligt, seit dem Zusammenschluss zum Schützenkreis Unstrut-Hainich ist er dort als Kreisschützenmeister aktiv.

Auch die Entwicklung des Thüringer Schützenverbands trägt maßgeblich seine Handschrift. Seit 1992 bringt er sich ehrenamtlich mit seinem Wissen ein – nach der Funktion als Kassenwart folgte die Wahl zum Schatzmeister, 2010 die Wahl als Vizepräsident Tradition/ Brauchtum. 2014 wurde er zum Präsidenten des Thüringer Schützenbundes gewählt und leitet den Verband seither mit großem Engagement und Weitblick. Besondere Verdienste hat er sich bei der Erhaltung und Entwicklung des Schießsportzentrums Suhl erworben.

Auch auf Bundesebene ist er aktiv – seit 2007 ist Stephan Thon im Gesamtvorstand des Deutschen Schützenbundes vertreten, seit dem Jahr 2017 ist er Mitglied des Stiftungsbeirats. „Stephan Thon verkörpert das Schützenwesen mit Leib und Seele und steht bundesweit für dessen positive Wahrnehmung“, brachte es LSB-Präsident Hügel auf den Punkt.