Erfurt. Beide Seiten unterzeichnen Forschungskooperation. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Opfern die Aufarbeitung erleichtern.

Wie funktionierte Doping in der DDR? Was wussten Trainer, Ärzte und Sportler über Nebenwirkungen der leistungsfördernden Substanzen? Wie wurde bereits zu DDR-Zeiten mit gesundheitlichen Folgen umgegangen? Solchen Fragen geht das Forschungsvorhaben „Vergabepraxis von Dopingmitteln und erlittenes Unrecht im DDR-Sport“ am Zentrum deutsche Sportgeschichte nach, für das Landessportbund und Staatskanzlei gestern eine Kooperationsvereinbarung unterzeichneten. Erstmals sollen dafür auch die Vernehmungsprotokolle aus den Dopingprozessen der 1990er Jahre ausgewertet werden. Bis 2022 steuert das Land dafür 25.000 Euro bei, LSB und DOSB geben jeweils 10.000 Euro.

Aufgedeckt werden sollen Muster, die Opfern den Nachweis des Zusammenhangs von Doping, Krankheit und Schädigung erleichtern sollen, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Für den glorreichen Sieg des Sozialismus bei Sportevents hätten Trainer, Betreuer und Ärzte als Tätern das Vertrauen in den Sport zerstört.

Rückschlüsse für die Gegenwart verspricht sich Stefan Hügel, Präsident des Landessportbundes. Zwar habe man in Vergangenheit sicher nicht alles richtig gemacht, der Thüringer LSB sei letztlich aber Vorreiter bei der Aufarbeitung des DDR-Dopings gewesen. Einen Zusammenhang mit dem aktuellen Fall des Dopingarztes Mark Schmidt wies Hügel zurück. Unglücklich sei, „dass Mark Schmidt in Erfurt wohnt. Wir begreifen seinen Fall aber nicht als Erfurter Dopingskandal“, so der LSB-Chef. Man glaube an einen fairen Sport.

Vorgestellt wurde die Dokumentation „Gemeinsam aus dem Schatten ins Licht“ mit Berichten eines Thüringer Symposiums zum DDR-Doping aus dem Jahr 2019. Ein Betroffener beklagte sich bei der Videokonferenz darüber, das die Zuständigkeit für DDR-Doping-Fälle jüngst bundeseinheitlich vom früheren Tatort an die heutigen Wohnorte übertragen wurde, wodurch viele Dopingopfer vor Ort wieder bei Null stünden. Bodo Ramelow versprach länderübergreifende Unterstützung mit Akten aus Thüringen.

Broschüre online: thueringen-sport.de