Eisenach. Jonathan Hilbert spricht im Interview über Vorbilder, Ausdauersucht und die Olympianorm.

Nach harten Trainingsjahren erfüllte sich Jonathan Hilbert von der LG Ohra Energie/SV Einheit Eisenach mit der Teilnahme an den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019 in Doha (Katar) über 50 Kilometer Gehen seinen Traum. Doch es gibt ein ganz großes Ziel für den 24-jährigen gebürtigen Mühlhäuser: Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Noch fehlen dem deutschen Meister im 50 km Gehen 82 Sekunden an der Olympianorm von 3:50,00 Stunden. Die möchte Hilbert knacken.

Woher nehmen Sie ihren Optimismus, Olympia bereits beim Walking Challenge in Dudince perfekt zu machen?

Ich habe sehr gut trainiert, bin bis jetzt total verletzungsfrei geblieben und die zwei Trainingscamps im Januar und dann noch einmal im Februar bis zum 17. März mit den besten deutschen Gehern und einer Reihe leistungsstarker internationaler Aktiver, unteranderem auch aus Südafrika, die das Weltniveau bestimmen, werden mein Selbstvertrauen stärken.

Und sollte es nicht im ersten Anlauf klappen, gibt es eine zweite Chance bei der Team-Weltmeisterschaft in Minsk. Doch soweit möchte ich es erst gar nicht kommen lassen, verfolgt doch auch mein Trainingspartner und Freund Karl Junghannß (Team Erfurter LAC) das gleiche Ziel. Das ist eine nicht zu unterschätzende Motivation, wenn sich zwei Thüringer für Olympia qualifizieren.

Wie sind Sie denn überhaupt zum Gehen gekommen?

2010 wechselte ich noch als Ausdauerläufer vom SV 1899 Mühlhausen zum Sportgymnasium nach Erfurt. Doch schon nach einem Jahr zeichnete sich ab, dass mein sportliches Potenzial wohl nicht im Laufbereich liegt, um Spitzenleistungen zu erreichen. Und da ich mit Gehertrainer Pedro Zaslavskyy öfter Kontakt hatte, bot er mir einen Wechsel zum Gehen an, um mein Talent für diese Disziplin zu testen.

Was hat Sie fast von null auf hundert so am Gehen fasziniert?

Die extreme Ausdauerbelastung über die wesentlich längeren Distanzen als im Mittelstreckenbereich hat mich fasziniert. Schon nach kurzer Zeit wurden Trainingskilometer bis zu 40 Kilometer zur Sucht. Und dann ging es schon bald über 50 Kilometer. Das ist der blanke Wahnsinn, welche Leistungen mein Körper erbringen musste.

Haben Sie ein Vorbild?

Ja. Das ist zum Beispiel 50 km-Geher-Weltmeister von 2013 in Moskau, Robert Hefferman aus Irland mit einer Bestzeit von 3:37:56 Stunden. Aber auch der Skilangläufer Johannes Hösflot Klaebo aus Norwegen, mit 21 Jahren jüngster Skilanglauf-Olympiasieger der Geschichte 2018 von Pyeongchang. Ihre Leistungen faszinieren mich und da kommt immer der Wunsch auf, einmal ähnliche Leistungen abzurufen.

Warum starteten Sie erstmals beim ältesten Silvesterlauf Deutschlands in Meiningen?

Ich wollte noch eine schnelle Trainingseinheit einlegen, um physisch und auch psychisch gestärkt ins Trainingslager zu fliegen.

Hat es Sie gefreut, als Geher beim Silvesterlauf über zehn Kilometer dem starken Neuseeländer Mittelstreckler Rhys Bishop den Alleinsieg vermasselt zu haben?

Auf jeden Fall. Vielleicht hätte ich beim Laufsport bleiben sollen. Nein, nein, da hätte ich mir nie den Olympiatraum erfüllen können.