Frankfurt/Main. Jeweils drei deutsche Männer und Frauen dürfen im Marathon bei den Olympischen Spielen starten. Das Rennen wird in Sapporo ausgetragen, die begehrten Plätze sind umkämpft.

Die letzten Tickets nach Tokio werden bei den deutschen Marathonläufern auf dem Rollfeld vergeben.

Beim Rennen am vergangenen Wochenende auf dem Regionalflughafen im italienischen Siena empfahl sich Richard Ringer nachdrücklich für die Olympischen Spiele. Am Sonntag geht es auf dem Gelände des Enschede Airport Twente in den Niederlanden, Ersatzaustragungsort für den abgesagten Elite-Marathon in Hamburg, vor allem für die Frauen um die Qualifikation für Japan.

Melat Kejeta braucht sich vor Olympia die Quälerei über 42,195 Kilometer nicht mehr anzutun: Mit ihren 2:23:57 Stunden von Berlin 2019 hat sich die gebürtige Äthiopierin aus Kassel überlegen an die Spitze ihrer nationalen Mitkonkurrentinnen gesetzt und ist für die Sommerspiele gesetzt. Die 28-Jährige besitzt seit 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft - und hat ihre internationale Klasse bei der Halbmarathon-WM in Polen bewiesen, als sie in der Europarekord-Zeit von 1:05:18 Stunden überraschend Silber holte.

Aussichtsreichste Kandidatinnen für die zwei weiteren Olympia-Plätze sind derzeit die Berlinerin Deborah Schöneborn (2:26:55) und Katharina Steinruck (2:27:26). Die Frankfurterin knackte bereits 2019 bei ihrem Heim-Marathon am Main in 2:27:26 Stunden die Olympia-Norm, hatte aber im vergangenen Jahr mit der Verschiebung der Sommerspiele zu kämpfen: "Die Enttäuschung war sehr groß." In der Corona-Krise sei "nichts planbar", sagte die 31-Jährige der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und kündigte vor Enschede an: "Ich möchte jetzt einfach mal ein Frühjahrsrennen laufen."

Steinruck, Tochter der früheren Weltklasse-Läuferin Katrin Dörre-Heinig und des Langstreckentrainers Wolfgang Heinig, läuft erstmals bei einem Wettkampf in den neuartigen Schuhen mit Carbonsohlen, die Experten für die zahlreichen Bestzeiten in der Szene verantwortlich machen. Die Polizeioberkommissarin hat am Sonntag den Vorteil, dass sie ihre Konkurrenz genau im Blick haben kann. Laura Hottenrott aus Kassel und Rabea Schöneborn könnten ihr den Platz noch streitig machen. Falls sich Steinruck und Rabea Schöneborn verbessern, könnte die Berlinerin ihre Zwillingsschwester Deborah aus den Top Drei verdrängen. Die Schwester der beiden, Lena Schöneborn, war 2008 im Olympiasiegerin - im Modernen Fünfkampf.

Bei den Männern darf Amanal Petros aus Wattenscheid, der im Dezember in Valencia mit 2:07:18 Stunden deutschen Rekord rannte, für Olympia planen. Ringer glänzte in Siena auf dem Fünf-Kilometer-Rundkurs mit der viertschnellsten je von einem Deutschen gelaufenen Zeit von 2:08:49 Stunden. Dabei war es erst der zweiten Marathon des Bahnspezialisten vom LC Rehlingen. "Ich denke, dass es zwei Jahre dauert, um im Marathon richtig anzukommen", sagte er.

Hendrik Pfeiffer (Wattenscheid/2:10:18) ist derzeit drittbester Ausdauerläufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf der klassischen Distanz. In Enschede greift aber der Rostocker Tom Gröschel noch ins Geschehen ein.

Der frühere Rekordhalter Arne Gabius aus Stuttgart stieg in Siena frühzeitig aus und muss sich als 40-Jähriger endgültig von seinem Olympia-Traum verabschieden. "Es wird keinen weiteren Versuch geben", bestätigte der Stuttgarter dem Fachblatt "Leichtathletik".

Topstar in Enschede ist Weltrekordler Eliud Kipchoge. Und der 36 Jahre alte Kenianer hat einen Plan. "In den vergangenen Monaten haben wir gelernt, dass wir flexibel sein müssen und dabei eine positive Einstellung behalten müssen", schrieb der Superstar der Laufszene bereits nach der Absage des Hamburg-Marathons auf Twitter.

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