Bad Klosterlausnitz. Hürdensprinter Erik Balnuweit peilt persönliche Bestzeit bei Olympia 2020 in Tokio an.

Das Stigma des Alters lässt er sich nicht anheften. „Auch wenn es der eine oder andere schon versucht hat“, sagt Erik Balnuweit. Der gebürtige Geraer sieht sich auch mit 30 Jahren noch lange nicht am Ende seiner Karriere als Spezialist für die 110 Meter Hürden. Die Freiluft-Bestzeit von 13,43 Sekunden, gelaufen im Jahr 2013, „ist noch nicht das Ende. Ich habe noch Potenzial, mich zu verbessern.“

Ein Potenzial, das Balnuweit, der inzwischen mit seiner Freundin und dem Nachwuchs in Bad Klosterlausnitz wohnt, in den zurückliegenden Jahren nicht voll ausgeschöpft hat.

In seiner Zeit in Leipzig warfen ihn immer wieder Verletzungen zurück. Probleme mit dem Mittelfuß, die später sogar eine Operation nach sich zogen, kosteten ihn unter anderen auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Der Sportler, der beim 1. SV Gera zur Leichtathletik fand und später das Jenaer Sportgymnasium besuchte, musste und wollte im Herbst seiner Karriere noch einmal umdenken.

Nach einer Saison 2018, „die im Großen und Ganzen ganz ordentlich war“ und mit der Teilnahme an der Europameisterschaft in Berlin endete, schloss er sich im Oktober des vergangenen Jahres schließlich Falk Balzer an. Der Vize-Europameister von 1998 sah das Leistungsvermögen Balnuweits, der seit 2017 für den TV Wattenscheid 01 startet, und nahm ihn in seiner Trainingsgruppe beim Bad Lobensteiner TC auf. Hier kann der gebürtige Geraer von Balzers Kenntnissen und seiner Erfahrung profitieren.

Acht Monate später kommt sich der erfahrene Hürdensprinter in den Übungseinheiten nun „manchmal wie ein Anfänger vor“. In der Vergangenheit habe er viel Kraft trainiert. Die Balzer-Schule legt den Fokus aber auf die Technik.

„Ich habe viel dazu gelernt“, sagt Balnuweit. Nach und nach versuchen er und sein neuer Coach die „eingeschlichenen Fehler abzustellen“. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Umstellung so groß ist. Jetzt haben wir den Salat“, sagt Balnuweit und lacht.

WM-Teilnahme ist dieses Jahr das große Ziel

Dass es auch immer mal wieder Rückschläge geben würde, sei ihm und Balzer von Anfang an klar gewesen. Aktuell plagt sich der 30-Jährige, der täglich von Bad Klosterlausnitz nach Bad Lobenstein pendelt, mit Adduktorenbeschwerden. „Klar, das wirft einen immer wieder zurück.“ Schon die Hallensaison verlief für den einstigen deutschen Serienmeister über die 60 Meter Hürden nicht ganz optimal. Ein Lehrgang bei der Bundeswehr kostete dem Sportsoldaten über fünf Wochen wertvolle Trainingszeit. Rang zwei bei den nationalen Titelkämpfen in 7,71 Sekunden war zu wenig, um die Norm (7,70) für die Hallen-EM zu erzielen. Balnuweit trommelte wenige Tage später beim Finale der World Indoor Tour in Düsseldorf 7,67 Sekunden auf die Bahn, doch die Frist war abgelaufen, und der Deutsche Leichtathletik-Verband sah, warum auch immer, keine Veranlassung für eine Nach-Nominierung.

Nun gilt das ganze Augenmerk des Thüringers der Freiluft-Saison. Erik Balnuweit ist froh, dass die Höhepunkte mit der deutschen Meisterschaft (August) und der Weltmeisterschaft (September/Oktober) diesmal spät liegen, sodass ihm genügend Zeit bleibt, seine Verletzung auszukurieren und rechtzeitig in Top-Form zu kommen. Für die European Games (21. bis 30. Juni) in Minsk hat ihn der deutsche Verband, genau wie Trainingskollegin Tiffany Eidner, nominiert.

Eine Medaille bei der deutschen Meisterschaft und die Teilnahme an der WM sind aber die erklärten Ziele für 2019.

Der Saisoneinstieg soll Anfang Juni erfolgen. Diesmal wird er aller Voraussicht nach die Duelle mit der internationalen Konkurrenz suchen, weniger auf kleinere deutsche Meetings setzen. „Sich mit den Besten zu messen, bringt mir mehr. Man kann sich etwas abschauen, dazulernen.“

„Vielleicht“, sagt Balnuweit, „dauert es aber auch noch ein bisschen länger, bis sich das Training von Falk auszahlt“. Dann sei die Saison eben ein Übergangsjahr. Das ganz große Ziel sind sowieso die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. In Japan eine neue Bestzeit laufen, ins Halbfinale einziehen: Erik Balnuweit wird alles tun, damit dies kein Traum bleibt. Und er will allen beweisen, dass der neue Weg mit Falk Balzer der richtige ist. Und man nie zu alt ist, um schnell zu sein.