Jena. Petra Felke holte Olympiagold und hält den „ewige Weltrekord“ im Speerwerfen. Am Dienstag wird die Jenaerin 60 Jahre alt.

Speerwurf-Olympiasiegerin, viermalige Weltrekordlerin und einzige Speerwerferin der Welt, die das gut zwei Meter lange und 600 Gramm schwere Wurfgerät auf 80 Meter schleuderte – das sind in Kurzform die herausragenden Daten der Leistungssport-Karriere von Petra Felke, die heute ihren 60. Geburtstag im Kreis ihrer Familie feiert.

Was genau passieren wird, weiß die seit drei Jahren als Thüringer Landestrainerin für den Werferinnen-Nachwuchs tätige nicht. „Die Einzelheiten überlasse ich meinen Männern“, sagt sie mit ihrem typischen Schmunzeln. „Ihre Männer“, das sind ihr zweiter Ehemann Lars Felke-Lungershausen, die Söhne Maximilian und Tom Meier aus ihrer ersten Ehe. Nach der Scheidung hat Petra wieder den Familiennamen Felke angenommen. Zur Familie gehört seit Kurzem auch Willi, ein junger Beagle-Rüde.

Fest steht, dass es keine ausufernde Fete wird. „Ich bin ein Familienmensch, möchte den Tag gern mit meinen Söhnen, deren Freundinnen und vor allem mit meinem lieben Mann verbringen. Er steht voll hinter meinen sportlichen Aufgaben, unterstützt mich toll, hält mir immer den Rücken frei und bringt viel Verständnis dafür auf, dass ich immer wieder an Wochenenden unterwegs bin“, betont Petra Felke.

Petra Felke vor einem Jahr in ihrer Heimatstadt Jena.
Petra Felke vor einem Jahr in ihrer Heimatstadt Jena. © Sascha Fromm

Am vergangenen Wochenende Juli betreute sie den Thüringer Nachwuchs bei den deutschen Meisterschaften der Altersklassen U18 und U20 in Ulm. Am kommenden Wochenende wird sie in Berlin bei den deutschen Meisterschaften der Erwachsenen sein und sich dort vor allem um ihren Sohn Tom kümmern. Der 23-Jährige, der von seiner Mutter trainiert wird, ist in diesem Jahr schon deutscher Meister in der Altersklasse U23 geworden und hat Gold bei den deutschen Studentenmeisterschaften gewonnen.

Extrem schneller Wurfarm

Die Ausnahme-Athletin kam einst im heimischen Saalfeld über die Umwege Turnen und Kunstradfahren zum Speerwerfen. In Jena reifte die hübsche schlanke Blondine an der Seite der zweimaligen Olympiasiegerin Ruth Fuchs in der Trainingsgruppe Hellmann zur Weltklasse-Athletin. Seit ihrem dritten Platz bei den DDR-Meisterschaften 1978 gehörte sie zur Weltelite. 1985 warf sie in Schwerin mit 75,26 m ihren ersten Weltrekord, den sie noch im gleichen Wettkampf auf 75,40 m verbesserte. 1987 folgte in Leipzig mit 78,90 m ihr dritter Weltrekord, ehe sie kurz vor den Olympischen Spielen 1988 in Potsdam den Speer auf exakt 80 m katapultierte. In Seoul krönte die damals bei einer Größe von 1,72 m 64 kg wiegende Werferin mit viel Kraft im extrem schnellen Wurfarm ihre Karriere mit Olympiagold.

Die 80 Meter wurden ein Rekord für die Ewigkeit, weil der Leichtathletik-Weltverband IAAF 1999 eine Veränderung der Speere festlegte. Der Schwerpunkt wurde nach vorn verlegt, so dass die Wurfgeräte nicht mehr so weit fliegen, aber fast immer mit der Spitze in den Rasen einschlagen. „Beim Weltrekordwurf habe ich den Speer optimal getroffen. Das war der beste Wurf meiner Laufbahn“, ist Petra Felke überzeugt. Geworfen hat sie die Rekordmarke mit einem schwedischen Speer namens „Diana 80“, den sie später dem Leipziger Sportmuseum überließ. „Er war ein Ergebnis langer Versuche in der Fabrik von Borje Oesterberg in Lulea, mit dem wir sehr eng zusammenarbeiteten“, erzählt sie.

Solch maßgeschneiderten Wettkampfgeräte baute Oesterberg nicht nur für die Thüringerin. Mit persönlich modifizierten Modellen „Diana 80“ warfen auch Petra Felkes härteste Kontrahentinnen Tiina Lillak aus Finnland, Weltmeisterin 1983 und Olympiazweite 1984, und die Britin Fatima Whitbread, Weltmeisterin von 1987 vor Felke und Olympia-Zweite 1988 hinter Felke. Die Speere flogen hervorragend, aber nicht immer in einer solchen Kurve, dass sie mit der Spitze den für die Weitenmessung nötigen sichtbaren Eindruck hinterließen.

Zweimal mit dem „Goldenen Speer“ ausgezeichnet

Nach der Wiedervereinigung startete die DDR-Olympiasiegerin für das gesamtdeutsche Team. 1991 wurde sie WM-Zweite und bereitete sich entgegen ihrer ursprünglichen Vorhaben auf Olympia 92 in Barcelona vor. „Wir wussten, dass wir meinen Trainingsaufwand nicht mehr steigern konnten, rechneten uns trotzdem auch dank der Wettkampfergebnisse im Vorfeld Olympias Medaillenchancen aus. In Barcelona erlebte sie mit indiskutabler Weite von 59,02 m und Platz sieben eine bittere Enttäuschung. „Da hat der Kopf verrückt gespielt. Alle Gedanken kreisten nur darum, dass es mein letzter olympischer Wettkampf ist. Ich stand im Stadion und nichts ging mehr“, erinnert sie sich.

Die ehrgeizige Athletin, die auch zweimal mit dem „Goldenen Speer“ als jahresweltbeste Werferin ausgezeichnet wurde, stürzte sich mit großer Energie ins Diplomsportlehrer-Studium an der DHfK und verteidigte erfolgreich ihre Diplom-Arbeit zur Veränderung des Krafttrainings.