Erfurt. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise stand auch das Leben in den Sportvereinen schlagartig still. Inzwischen ist das Training dort wieder möglich. Doch die Zwangspause hat Spuren hinterlassen.

Nach der coronabedingten Zwangspause ist das Training in vielen Breitensportvereinen in Thüringen wieder angelaufen – auch in körpernahen Sportarten wie Judo oder Fußball. Mancher kleinere Verein tue sich allerdings schwer mit den für das Training in Sporthallen erforderlichen Hygienekonzepten, sagte der Sprecher des Judo-Verbandes, Tobias Tejkl, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem gehörten in einigen Vereinen Trainer zur Corona-Risikogruppe und hätten Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus. Auch der Thüringer Fußballverband sieht einen erhöhten Aufwand für die Vereine wegen der Hygieneregeln. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Nachdem in Thüringen wie in anderen Bundesländern auch während der weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens zunächst gar kein Sport im Verein getrieben werden durfte, waren die Beschränkungen Schritt für Schritt gelockert worden. Zunächst durfte in den Vereinen ohne Kontakt zwischen den Sportlern wieder trainiert werden. Inzwischen ist auch Sport mit Körperkontakt wieder erlaubt. Allerdings müssen für die einzelnen Sportanlagen und -arten spezielle Hygienekonzepte erarbeitet und befolgt werden.

So müssen etwa Judomatten regelmäßig desinfiziert werden. Im Fußball müssen die Mannschaftsleibchen nach jeder Benutzung gewaschen werden, wie der Koordinator Fußballentwicklung beim Thüringer Fußball-Verband, Stefan Schaper, erläuterte. Auch müssten die Teilnehmer an den einzelnen Trainings genau protokolliert werden. Nach Angaben von Tejkl trainieren zudem in vielen Judo-Vereinen feste Kampfpartner über einen längeren Zeitraum miteinander, die Trainer achten auf einen ausreichend großen Abstand.

Bislang keine Verstöße oder Beschwerden bekannt

Es sei immer noch besser, diesen Mehraufwand zu betreiben, als völlig auf das Training zu verzichten oder ein zu hohes Ansteckungsrisiko einzugehen, sagte Schaper. Dem Thüringer Sportministerium sind bislang keine Verstöße oder Beschwerden gegen die Auflagen bekannt geworden. „Aus der Sicht der Landesregierung hat sich die Thüringer Sportfamilie alles in allem korrekt an die Vorgaben zu Hygiene und Infektionsschutz gehalten und hat große Anstrengungen dazu unternommen, Sporttreiben und den nötigen Infektionsschutz unter einen Hut zu bringen“, sagte Ministeriumssprecher Felix Knothe.

Ganz spurlos ist die Zwangstrainingspause an Sportlern und Übungsleitern nicht vorbei gegangen. „Als Trainer hat man das Gefühl, in vielen Dingen noch einmal von vorne anfangen zu müssen“, sagte Tejkl, der selbst einen Verein in Gotha trainiert. Die Fitness und auch die Technik hätten unter der langen Pause bei manchen Sportlern sehr gelitten. „Einige Sportler, vor allem viele Kinder, haben zudem deutlich an Gewicht zugenommen“, sagte er.

Welche Auswirkungen die Corona-Krise langfristig auf die Mitgliederentwicklung im Thüringer Breitensport haben wird, ist nach Einschätzung des LSB derzeit noch nicht abzusehen. Weniger organisierte Sportveranstaltungen seien zwar grundsätzlich für die Nachwuchsarbeit im Sport nicht förderlich, sagte Sprecher Alexander Krospe. Es gebe aber auch Berichte aus Vereinen, wonach der Zulauf von Kindern und Jugendlichen gestiegen sei. In der Zeit des Heimunterrichts hätten Kinder und Eltern oft den Wert von Sport und Bewegung und von ehrenamtlicher Arbeit in den Sportvereinen schätzen gelernt, so Krospe. Im LSB sind 3384 Sportvereine mit gut 365.000 Mitgliedern organisiert.