Bischofsgrün. Die drei Erfurter Skisportler Sofie Monrad-Krohn, Linus Grüner und Robert Wiegand waren unter 40 Auserwählten beim Deutschen Olympischen Jugendlager. Warum das nicht in Peking stattfand, wie sie das deutsche Team dennoch gut unterstützen konnten und wie man sich dafür bewerben kann, erzählen sie uns in einem Erfahrungsbericht.

Alle vier Jahre treten internationale Athletinnen und Athleten an, um dabei zu sein, wenn es um höchste sportliche Leistungen und um olympisches Gold geht. Viele sportbegeisterte Menschen in aller Welt fieberten auch in diesem Jahr der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele entgegen.

Wir, das sind Linus Grüner, Sofie Monrad-Krohn und Robert Wiegand vom Skisportverein Erfurt 02, waren voller Vorfreude, denn für uns hieß es ab zum Deutschen Olympischen Jugendlager (DOJL).

Das DOJL

Immer parallel zu den Olympischen Spielen organisieren die Deutsche Olympische Akademie (DOA) und die Deutsche Sportjugend (dsj) das DOJL. Rund 40 Nachwuchssportlerinnen und -sportler und junge ehrenamtlich Engagierte dürfen zwei Wochen lang die Olympischen Spiele – normalerweise am Austragungsort – miterleben und vielfältige Erfahrungen im kulturellen Austausch machen. Vor dieser einmaligen Chance stand ein langer Bewerbungsprozess – und wir haben es geschafft! Wir wurden ausgewählt, um unsere Sportart Ski Alpin und unser Bundesland Thüringen in China zu vertreten. Peking, wir kommen! Die Vorfreude war gigantisch.

Leider kam es anders als geplant. Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund der aktuellen Situation platzte unser Traum von einer Reise nach Peking. Stattdessen ging es für uns nach Bischofsgrün in das neue Sportcamp Nordbayern des Bayerischen Landes-Sportverbandes.

Unsere Motivation

Drei junge Erfurter Sportler waren dabei: Robert Wiegand, Sofie Monrad-Krohn und Linus Grüner (v. l.).
Drei junge Erfurter Sportler waren dabei: Robert Wiegand, Sofie Monrad-Krohn und Linus Grüner (v. l.). © Kai Peters

Das DOJL ist eine einmalige Möglichkeit, die Olympischen Spiele hautnah mitzuerleben und den olympischen Geist zu erfahren. Außerdem haben wir uns sehr gefreut, andere Jugendliche aus dem Sport kennenzulernen. Trotz der mehr als 20 vertretenen Sportarten konnten wir viele Gemeinsamkeiten entdecken und so in einen regen Austausch treten.

Das Programm

Obwohl das DOJL nicht in China stattgefunden hat, hatten wir ein sehr abwechslungsreiches Programm. Neben Sport, Workshops und Vorträgen haben wir uns intensiv mit der chinesischen Kultur auseinandergesetzt. Leider konnten wir ja nun nicht nach China reisen und mussten andere Möglichkeiten finden, um der chinesischen Kultur näher zu kommen. Neben einem kompletten chinesischen Tag mit chinesischem Essen, Kung-Fu und chinesischer Sprache, hatten wir Liveschaltungen mit der deutschen Botschaft, einer Schule in Peking und deutschen Sportfunktionären vor Ort. Natürlich setzten wir uns auch kritisch mit der politischen Situation in China auseinander.

Persönliche Höhepunkte

Robert Wiegand: „Von den vielen verschiedenen Sportarten, die wir ausprobieren durften, war die Schneeschuhwanderung mit einem lokalen Guide mein Highlight.“
Linus Grüner: „Bei unserer Skischanzenbesichtigung durften wir Henrik Ohlmeyer, einen Teilnehmer der Olympischen Spiele 1968, kennenlernen und uns mit ihm über seine damaligen Erfahrungen austauschen. Das war spannend.“
Sofie Monrad-Krohn: „Mein persönlicher Höhepunkt war der chinesische Thementag, an dem wir eine für uns völlig neue Kultur kennenlernen durften.“

Der olympische Geist

Durch den Zeitunterschied konnten wir die Wettkämpfe nicht alle live miterleben. Je nach Sportart der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DOJL wurde der Fernsehraum aber die ganze Nacht über besucht. So haben wir morgens um 4 Uhr zur alpinen Abfahrt die Eiskunstläufer bei der Liveübertragung abgelöst.

Durch Workshops, Athletengespräche und das gemeinsame Schauen von olympischen Wettkämpfen ist die olympische Atmosphäre auch in unserem Camp in Bischofsgrün angekommen.

Unterstützung des Team D

Überall im Haus wurden Deutschlandfahnen aufgehangen und die Medaillengewinner präsentiert. Mit unserem Schlachtruf „Team D!“ und selbstchoreographierten Tänzen haben wir die Sportler aus der Ferne angefeuert. Auch über den „Team-D-Tree“ wurden viele Glückwünsche verteilt. Das ist ein künstlicher Baum, der jeden Glückwunsch oder Gruß, der über Instagram geschickt wird, ausdruckt, wie echte Blätter, die an dem Baum wachsen. Wir haben natürlich immer mitgefiebert und die Daumen gedrückt.

Das hat uns inspiriert

Wir konnten viel über andere Sportarten erfahren, die wir vorher nur vom Namen kannten und es war

Ein Hauch von China: Coronabedingt fand das Lager nicht in Peking statt, aber es wurde Kung-Fu und anderes ausprobiert.
Ein Hauch von China: Coronabedingt fand das Lager nicht in Peking statt, aber es wurde Kung-Fu und anderes ausprobiert. © Kai Peters

motivierend, so viele andere ehrenamtlich engagierte Jugendliche zu treffen. Unser Leitungsteam und viele der Referenten haben uns mit ihrem Engagement sehr beeindruckt und uns gezeigt, wie viel man bewegen kann.

Einige der Teilnehmer trainieren bereits auf ihre eigene Olympiateilnahme hin. Auch war es sehr interessant, Einblicke in die verschiedenen Trainingspläne zu bekommen.

Corona-Zwischenfall

Leider hat uns Corona trotz eines 2G-Plus-Hygienekonzepts, umfassender Vorsichtsmaßnahmen und äußerst disziplinierten Teilnehmern am Ende erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht: Das DOJL musste wegen positiver Fälle vorzeitig abgebrochen werden. Die Gesundheit stand natürlich an oberster Stelle. Trotzdem konnten wir dann online an den restlichen Programmpunkten teilnehmen.

Obwohl nicht alles wie geplant gelaufen ist, hatten wir eine unvergessliche Zeit und denken gerne an die Tage im DOJL zurück.

Bewerbung beim DOJL

Es waren tolle Tage mit Teamspirit, unglaublich interessanten Menschen und unvergesslichen Eindrücken. Und für uns eine riesige Ehre, Teil und Unterstützer des deutschen Teams zu sein und diese einmalige Erfahrung machen zu dürfen.

Wir würden jedem, der die Möglichkeit hat und die Kriterien erfüllt, eine Bewerbung empfehlen. Dafür sind entweder außerordentlich gute sportliche Leistungen, wie Kaderstatus, oder außerordentlich hohes ehrenamtliches Engagement im Sport erforderlich. Alle Informationen zur Bewerbung findet man auf der Website des DOJL:
olympisches-jugendlager.dosb.de