Weimar. Die Oberliga-Basketballer des HSV/KSSV Victoria Weimar sind Letzter. Auch am vergangenen Wochenende setzte es eine Pleite, diesmal gegen Erfurt.

Martin Mirsch war gar nicht da. Der Abteilungsleiter der Basketballer vom HSV/KSSV Victoria Weimar hat früher keine Sekunde verpasst, jetzt die Niederlage seiner Mannschaft gegen den BC Erfurt (71:106) nicht gesehen. Wir sprachen mit ihm.

Was war los? Keine Lust?

(Lacht.) Nein. Ich bin schlichtweg beruflich stark eingebunden, habe Frau und Kind, bin Schiedsrichter – deswegen habe ich ja auch vor einem Jahr aufgehört zu spielen.

Ein Sieg aus 14 Spielen müssen Sie als Abteilungsleiter dennoch aufhorchen lassen.

Das tut es auch. Wir hatten in den vergangenen Jahren ein starkes Gerüst, mit den Brüdern Schmidt, vielen Studenten, die inzwischen weg sind und auch mit mir. Wir waren eine gefestigte Mannschaft. Aber dann waren wir eben alle plötzlich alt. Der Schnitt war notwendig, die Mannschaft stark zu verjüngen. Der Bruch war aber so groß, dass man – übertrieben gesagt – von einem von ‘Hundert auf Null’ sprechen muss. Das war uns aber im Vorfeld bewusst.

Ist das nicht schlecht für die Moral?

Könnte man denken. Aber die Jungs ziehen das durch. Magnus Theisling hält das Gebilde als Trainer zusammen, bietet ein Training an, was gut besucht ist. Ja, sportlich ist es ärgerlich – aber es ist am Ende egal, wie viele Spiele man gewinnt, weil die Meisterrunde außer Sicht und absteigen kann man nicht.

Also will man weiterhin an der Oberliga-Zugehörigkeit festhalten?

Natürlich. Es braucht aber jemanden, der sich um den ganzen Schnickschnack kümmert. Jemand, der die Schiedsrichter bezahlt, die Spielerpässe pflegt, die Trikots wäscht. Das sind alles Kleinigkeiten, aber ohne die läuft es nicht. Die Frage wird sich wieder stellen, ob sich dafür ein Trainer findet, ob Magnus weitermacht. Wir wollen als Verein keine Strafen riskieren, weil es eine Mannschaft nicht gebacken kriegt. Es steht und fällt mit dem Engagement aller. Das ist da.

Und sportlich?

Haben wir derzeit keine großen Ambitionen. Wir wollten immer mal Meister werden, sind dann mehrfach Zweiter geworden und haben uns geärgert. Jetzt rücken die jungen Leute auf und die brauchen ihre Zeit. Erzwingen werden wir das nicht. Wir sollten die Regionalliga-Mannschaft unterstützen, dort mehr den Fokus darauf legen, damit die Identifikation wechselseitig wächst. Das ist mir lieber als mehr Siege in der Oberliga.

Sie sprechen das Projekt ‘Culture City’ an. Inwieweit ist man strukturell mit dem aus Jena importierten Team verwoben?

Wir kümmern uns um einige organisatorische Dinge, stellen das Kampfgericht, regeln die Tageskassen und den Imbiss. Da gibt es noch einiges aufzubauen. Ideen gibt es viele. Zum Beispiel ein Jugendcamp mit den Regionalliga-Jungs – einfach es intensiver verknüpfen.

Gibt es Nachholebedarf in Sachen Identifikation auf beiden Seiten?

Das ist eine Zeitfrage und eine Frage der helfenden Hände. Wenn es darum geht, dass die Jungs zur Weihnachtsfeier kommen oder Infoblätter verteilt werden müssen, ein Schulcup veranstaltet werden soll. Es braucht Leute, die Zeit haben, das zu machen. Fakt ist, dass das Projekt weitergehen soll. Und das finde ich gut.

Hätten Sie gern selbst in diesem Team gespielt?

Für mich kommt das drei, vier Jahre zu spät. Und dann wäre der Übergang auch deutlich einfacher gewesen, weil ich als Spieler und Abteilungsleiter mittendrin gewesen wäre. Jetzt ist es schwieriger, etwas anzuschieben, wenn man nicht so nah dran ist. Es ist eine coole Mannschaft, bei der es Spaß macht, zuzuschauen. Das müssen wir nur mehr vermitteln. Es gibt in Weimar viele Handballer, Fußballer oder Volleyballer – warum sollten die Samstagabend nicht auch mal beim Basketball vorbeischauen. Wir müssen vermarkten, dass da Bayern München oder Rosenheim kommt, die Amis in ihren Reihen haben, die richtig was drauf haben.

Wurde die Oberliga aufgrund von Culture City vernachlässigt?

Nein. Das ist eher Zufall. Wir lassen die Oberliga nicht hängen, wissen aber, dass es ein Übergangsjahr ist.