Ilmenau. Radprofi Alexander Kristoff hat die zweite Etappe der Deutschland-Tour von Sangerhausen nach Ilmenau gewonnen. Zu Thüringen hat der 34-Jährige eine ganz besondere Verbindung.

Die Anerkennung kam von höchster Stelle. Tour-Etappensieger Nils Politt gratulierte der Thüringer Mannschaft P&S Metalltechnik für den mutigen Auftritt. „Das tut natürlich gut und macht einen stolz“, sagte Robert Jägeler. Der 25-Jährige erlebte auf dem zweiten Abschnitt der Deutschland-Tour von Sangerhausen nach Ilmenau einen ganz besonderen Moment.

Im blauen Trikot, das er tags zuvor bei der einzigen Bergwertung zwischen Stralsund und Schwerin eroberte, fuhr er durch seinen Heimatort Sömmerda. „Die ganze Familie war da. Es war einfach grandios“, sagte Jägeler voller Euphorie. Dass er im Ziel das blaue Trikot wieder ausziehen musste, fiel nicht ins Gewicht.

Beim Sprint auf der Ilmenauer Friesenstraße siegte derweil nach 181 Kilometer der Norweger Alexander Kristoff. Für den 34-Jährigen war es aber auch aus einem anderen Grund ein besonderer Tag. Seine Oma Synnöve, die inzwischen in Stavanger lebt, wurde unter ihrem Mädchennamen Wiedemann einst in Erfurt groß, studierte hier Medizin, bevor damals die legendäre Friedensfahrt die junge Frau auf ganz besondere Weise in ihren Bann zog. Als die Pedaleure im Mai 1963 auch in Erfurt gastierten, verliebte sie sich in den norwegischen Rennfahrer Per Örn – und wanderte später mit ihm aus.

Auch sonst stand die zweite Tour-Etappe ganz im Zeichen Thüringens. Der Geraer Jannis Peter vom Team Rad-Net-Rose, der im Nationaltrikot mitfährt, gehörte wenige Kilometer nach dem Start in Sangerhausen zur ersten Ausreißergruppe und fuhr bei der Bergwertung am Kyffhäuser auf den dritten Platz. Der 20-Jährige hielt sich wacker in der Gruppe, wurde beim Sprint in Weimar als Zweiter mit drei Zählern belohnt und fiel erst nach 130 Kilometer zurück ins Hauptfeld.

Auch das Team P&S Metalltechnik präsentierte sich erneut angriffslustig. Als der Pulk dem Ausreißer-Quintett folgte, übernahm das Continental-Team am Riechheimer Berg das Kommando und Immanuel Stark nahm mutig im Alleingang die Verfolgung der Ausreißer auf. 23 Kilometer vor dem Ziel wurde er vom Feld geschluckt. „Wir haben uns was getraut, was sich nur wenige kleine Mannschaften trauen. Dass wir am Ende gegen die Fahrer mit den ganz dicken Beinen keine Chance hatten, ist keine Schande“, sagte Teamchef Lars Wackernagel.

Während hinter Tagessieger Kristoff erneut Phil Bauhaus wie schon zum Auftakt den zweiten Platz belegte, behauptete Pascal Ackermann nach dem Auftakterfolg nun als Dritter mit hauchdünnem Vorsprung von zwei Sekunden vor Bauhaus das Rote Trikot des Gesamtführenden. Nach einem Tag mit Regen und empfindlicher Kälte war der 27-Jährige erleichtert: „Ich hatte keine guten Beine. Es war einfach nur kalt und ein zäher Tag. Ich bin froh, dass ich noch im Trikot bin.“

Das widrige Wetter forderte Tribut. Während der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome nach einem Sturz mit zerrissener Hose ins Ziel kam, musste unter anderem Rick Zabel gänzlich aufgeben. Er ist nicht mehr dabei, wenn die Tour am Samstag um 12.15 Uhr in der Lindenstraße von Ilmenau auf die dritte Etappe über den Rennsteig nach Erlangen startet.