Boxberg (Gotha). Dieses Jahr herrschte überwiegend Ruhe am Boxberg. Zumindest, was die beliebten Galopprennen betrifft. Nicht eines fand statt. Die Wettschalter blieben geschlossen, die Hutparade der Damen fiel aus. Das gefällt den Pferdefreunden dort allerdings ganz und gar nicht.

Sie wollen den Boxberg wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Einer dieser Schritte war am Tag der Deutschen Einheit ein Erlebnistag für Pferdeliebhaber, wie es der ausrichtende Reit- und Fahrverein Gotha nannte. Geboten wurden bei schönstem Sonnenschein mehrere Dressur- und Springprüfungen. Und natürlich fehlte auch das beliebte Bauernrennen nicht, ein Jedermann-Wettbewerb mit Ponys, Kleinpferden bis hin zum Vollblut. Eine Spaßvariante des Galopprennens - gewissermaßen.

Für 2014 wieder keine Vollblutrennen gemeldet

Mehr als 50 Teilnehmer aus ganz Thüringen, über 150 Starts, einige hundert Gäste - eigentlich könnten Anne Konradt und Karen Hölzer vom Reit- und Fahrverein zufrieden sein, dass sich ihre ehrenamtliche Arbeit bei der Vorbereitung und Organisation des Erlebnistages so gelohnt hat. Beide wissen aber auch, dass das nur ein Mosaikstein sein kann, um den Boxberg wieder stärker in den Fokus zu rücken. Denn er hat zuletzt viel von seiner früheren Anziehungskraft verloren.

Diana Gregorius wurde am Tag der Deutschen Einheit auf ihrem prächtigen Andalusier Anna Rento Zweite beim beliebten Bauernrennen. Foto: Michael Keller
Diana Gregorius wurde am Tag der Deutschen Einheit auf ihrem prächtigen Andalusier Anna Rento Zweite beim beliebten Bauernrennen. Foto: Michael Keller © zgt

"2012 ging nichts, 2013 wurde kein Galopprennen angemeldet, für 2014 ist auch nichts geplant", sagt Elmar Tillmann mit süßsaurem Lächeln. Tillmann ist Geschäftsführer der Eventpark Boxberg KG, der die Verwaltung der Rennbahn obliegt. Wenn es um die Ursachen geht, erhält man, spricht man mit den Pferdefreunden, ein sich immer ähnelndes Bild. Alles hängt, wer hätte das gedacht, am Gelde.

Konkret an jenen 50.000 Euro, die ein Renntag, von denen es früher drei im Jahr gab, kostet. Es sei, so Tillmann, immer schwerer, diese Beträge aufzutreiben. Von den 50.000 Euro müssten nämlich allein 35.000 durch Sponsoren hereinkommen. Bloß, die Sponsoren wollen nicht. "Ob in Gotha, Erfurt, Jena oder überhaupt in Thüringen - kein Interesse", sagt Tillmann, im bürgerlichen Leben Rechtsanwalt.

Das hat wohl auch dem Präsidenten des Rennvereins Gotha-Boxberg 2000, Andreas Hacker, den Spaß genommen. Er kümmere sich schlichtweg nicht mehr, hört man mehrfach. Hacker gibt auf TA-Anfrage unumwunden zu, dass das so sei. Ja, er habe die Lust am Präsidentenamt verloren, weil sich die Sponsorensuche zur Finanzierung von Galopprennen so schwierig gestalte. Deswegen habe er für 2014 auch keine Rennen angemeldet. Es gäbe aber noch andere Gründe, die keinen ordentlichen Rennbetrieb zulassen würden, so Hacker, ohne genauer darauf einzugehen. Er hätte deswegen auch sein Amt längst niedergelegt, aber das lasse die Satzung nicht zu, weil keiner da wäre, der bereit sei einzuspringen. Man könnte höchstens den ganzen Verein auflösen. Für 2014 halte er diesen Schritt durchaus für möglich, so der Georgenthaler Unternehmer.

Bis zum März muss Klarheit herrschen

Indes, neben dem Präsidenten gibt es Rennsportfreunde, darunter viele, die inzwischen dem Rennverein enttäuscht den Rücken gekehrt und ihre Mitgliedschaft gekündigt haben, die das ganz anders sehen und keinesfalls den Galopprennsport auf dem Boxberg dem Vergessen anheim fallen lassen wollen. Hinter den Kulissen laufen starke Bemühungen, für 2014 Sponsoren zu finden, um Galopprennen zu veranstalten. "Wir haben hier doch alle Voraussetzungen, nur kein Geld, um die Kosten für die Renntage zu stemmen", sagt Elmar Tillmann. In seinen Worten schwingt viel Skepsis mit.

Die Chancen, dass 2014 doch wieder richtig Leben auf den Boxberg kommt - und das sind eben nun mal die für die Zuschauer so attraktiven Vollblutrennen -, sieht er eher zurückhaltend. "50 zu 50", sagt er und zieht an seiner Zigarre. Spätestens, wenn im März 2014 die Bahnen für die neue Rennsaison abgenommen werden müssen, muss Klarheit herrschen.

Etwas Hoffnung, dass am Boxberg wieder richtig etwas los ist, gründen die Pferdefreunde aber nicht allein auf die großen Rennen. Zum 1. Oktober schied der bisherige Pächter aus. Das biete neue Möglichkeiten, meint Norbert Greif, Verwalter für die Eigentümerin, des Boxberges, die Galopprennbahn GmbH.

Vielschichtiger soll es werden, und es soll öfters etwas passieren. Greif denkt neben zwei bis drei Galopprenntagen pro Jahr auch an Trainings für Jagdreiter, die Nationalmannschaft der Distanzreiter, Turniere des Gothaer Reit- und Fahrvereins. "Diese 130 Jahre alte Galopprennbahn, die älteste Deutschlands, kann man nur mit einer Vielzahl an Veranstaltungen am Leben erhalten", sagt er knurrig.