Erfurt. Bei seinem Heimatverein SC 1910 Vieselbach wurde Wolfgang Gäbler zum Unparteiischen, inzwischen pfeift er für den FC Rot-Weiß Erfurt.

„Ich habe mich schon als Fußballer für die ‚andere Seite’ interessiert. Deshalb habe ich auch bei meinem Heimatverein SC 1910 Vieselbach angefragt, ob ich Schiedsrichter werden kann. Das war in der Saison 2000/01. Umgehend wurde ich, auch weil der Verein zu wenig Unparteiische hatte, zu einem Lehrgang geschickt.“ So beschreibt Wolfgang Gäbler seinen Anfang als Mann mit der Pfeife. Damals habe er nach der Ausbildung allerdings keinen Coach an seiner Seite gehabt, es klingt ein wenig bedauernd. Zumal Schiedsrichter Gäbler, der aktuell auf der Liste des FC Rot-Weiß Erfurt steht, heute im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Erfurt-Sömmerda jungen Leuten bei ihren ersten Spielen beisteht.

Einige Jahre habe er Begegnungen in Erfurt geleitet. „Ich stand zwar etliche Jahre bei den Beobachtungen immer ganz oben, aber man hat mich nicht gefördert. Als dann personelle Wechsel im KFA erfolgten, hat mich mein Weg, vielleicht acht Jahre zu spät, als Schiedsrichter bis in die Landesklasse geführt, ehe ich 2018/19 als schon etwas älterer Unparteiischer in die Thüringenliga eingestuft wurde“, plaudert er etwas aus dem „Nähkästchen“.

Das Coaching junger Referees ist sein Ding

Wolfgang Gäbler freut sich, wenn beide Mannschaften in seinen Partien nach dem Schlusspfiff zufrieden sind, er als Schiedsrichter unauffällig geleitet und die Partie auch ein hohes Niveau hatte. „Doch das sind Momentaufnahmen aus der Vergangenheit. Ich hole mir die positiven Dinge immer aus dem Aktuellen heraus“, sagt er.

Die Vorzüge des Schiedsrichters Wolfgang Gäbler sieht er so: „Mich zeichnet eine gewisse Gelassenheit aus, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen und das Bestmögliche daraus zu machen. Für mich ist wichtig, die Entwicklung von jungen Menschen beim Coaching zu erleben, daraus selbst zu partizipieren, sich und andere vorwärts zu bringen.“

Seit 2015 ist er im KFA Erfurt-Sömmerda gerade mit diesem Ziel ehrenamtlich tätig. Zunächst im Lehrwesen und im Coachingbereich, den er komplett übernommen und in dem er von Anfang an eine Betreuung von gerade ausgebildeten Referees organisiert hat. Damals begann auch seine Rolle als Beobachter, die ihn 2018 im Kreis-Schiedsrichterausschuss zum Chef des Beobachtungswesens aufsteigen ließ. Oft nahm er zu seinen Spielen Schiedsrichter, die am Anfang ihrer Karriere standen, mit – unter ihnen waren auch Daniel Bartnitzki (Regionalliga) und Nils Teichmann (Landesklasse). „Jede Begegnung, bei der ich später mit Daniel unterwegs war, war ein gewisses Highlight. Es war wunderbar zu sehen, wie er sich vom jugendlichen Referee hin zum Schiedsrichter in der Regionalliga und zum Assistenten in der 3. Liga entwickelt hat. Zuerst hat er von mir gelernt und jetzt lerne ich von ihm“, so der 41-Jährige.

Arbeit bei der Polizei, Hobby Tanzen

Der Corona-Pandemie gewinnt Gäbler trotz aller gravierenden Einschnitte ebenfalls Positives ab: „Ich habe mehr Zeit für die Familie, zu der meine Frau und mein vierjähriger Sohn gehören. Das ist das schönste Gut, das man haben kann. Man sollte es jetzt genießen und sich auch an die generellen Werte im Leben erinnern. Wenn es wieder Fußballspiele gibt, freut man sich umso mehr darauf, auch wieder pfeifen zu dürfen.“

Aber Langeweile kommt bei Wolfgang Gäbler nicht auf. Nach der Schule begann er ein Studium zum Diplom-Polizeiverwaltungswirt und trat danach direkt in die polizeiliche Tätigkeit ein, die noch heute sein Beruf ist. Zudem fungiert er als stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Auch diese politisch geprägte Aufgabe ist ein Ehrenamt. Ebenso wie die Mitarbeit im Elternbeirat des Kindergartens. Dennoch ist noch Zeit, wenn es wieder möglich ist, seinem Hobby, dem Tanzen, nachzugehen.

Doch die ‚andere Seite“, das Schiedsrichterwesen, bleibt natürlich sein Hobby Nummer eins.