Marco Alles berichtet von der Biathlon-WM.

Unaufhaltsam rollt die Karawane durch das Antholzertal. Schon Stunden vor den Rennen werden die Zuschauer, Helfer und Medienvertreter im Ortsteil Mittertal eingesammelt und die sechs Kilometer hinauf zur Arena kutschiert. In unzähligen Linienbussen, Kleinbussen und Pkw. Es läuft wie am Schnürchen; es gibt kaum Wartezeiten, nur selten Stau – und auch manche Überraschung.

Als wir am Mittwoch an der Reihe sind, fährt plötzlich ein goldener Flitzer vor und öffnet seine Türen. Auf denen prangt eine große weiße 1. Nach anfänglichem Zögern nehmen wir vorsichtig auf den Ledersitzen Platz. „Ich bin der Toni“, sagt der Mann hinterm Lenkrad freundlich und meint grinsend: „Da saß gestern Abend noch die Doro.“ Ihm muss unsere Verblüffung nicht entgangen sein. Deshalb erklärt er nickend: „Ja, ja, die Wierer. Das ist der Wagen für die Sieger.“

Es gibt noch eine silberne Limousine sowie eine bronzene für die anderen Medaillengewinner. Doch das Goldauto steuert während der WM ausschließlich der Toni, der eigentlich Anton Klettenhammer heißt. Nach jedem Wettkampf steht er nur noch der Weltmeisterin oder dem Weltmeister zur Verfügung; chauffiert den Champion des Tages ins Hotel und von dort zu Sponsoren- und Medienterminen, später zur abendlichen Siegerehrung direkt vor die Bühne und – wenn gewünscht – sogar noch weiter.

Aber wer seinen Titel ausgiebig feiert, wie lange und wo, das fällt unter Tonis Schweigepflicht. Nachdem wir uns ein paar Minuten lang zumindest ein bisschen weltmeisterlich fühlen durften, verstehen wir das natürlich. Danke, Toni!