Mainz. Die Thüringer Handballerinnen betreiben Maßarbeit und lassen beim 36:22 in Mainz Tore sprechen.

Pokalgegner Göppingen im Kopf, Buchholz-Rosengarten um Punkte vor Augen: Das erste Heimspiel für die Handballerinnen des Thüringer HC kann kommen. Eine Woche vor der Einweihung der Salzahalle nach ihrem Umbau haben sie Fühlung zur Bundesligaspitze aufgenommen. Mit 36:22 (18:11) setzten sie sich bei Mainz durch und schoben sich auch dank der zweistelligen Wurfausbeute von Emma Ekenman-Fernis auf Platz zwei.

„Ich bin sehr zufrieden“, sagte Trainer Herbert Müller und ärgerte sich zugleich noch immer schwarz. Über sich selbst. Weil er am Freitag auf dem Spielplatz, wo seine beiden Jungs sich austobten, ausgerutscht war und sich dabei eine Sehne im Oberschenkel gerissen hatte, konnte er das Spiel nur vom Krankenbett aus verfolgen.

Mit etwas weniger Schmerzen nach der OP sah er am Bildschirm, wie seine Mannschaft Maßarbeit betrieb, durch das Toreplus noch an Bietigheim vorbeizog.

Der Wunsch auf ein Heim-Los im verkürzten DHB-Pokalwettbewerb hatte sich vorher dagegen nicht erfüllt. Mit Göppingen bescherte Ex-Nationalspielerin Kim Birke den THC-Frauen am Freitagabend eine „nicht einfache, aber machbare Aufgabe“, so Müller.

Dass der Pokal nur unter den 16 Erstligisten ausgespielt wird, findet THC-Trainer Herbert Müller „sehr, sehr schade“. „Sein Reiz liegt gerade in den Duellen David gegen Goliath“, sagte er im Vorfeld. Ungeachtet dessen ist er froh über die Chance, den Titel nach dem zuletzt coronabedingt abgesagten Final Four verteidigen zu können. Auftaktgegner Göppingen, dazu in dessen Halle, ist am 7/8. November ebenso wenig zu unterschätzen, wie es Mainz am gestrigen Sonntag war. Müller hatte vor dem Gastspiel beim Bundesliga-Aufsteiger von 2019 gewarnt. „Die Liga steckt voller Überraschungen“, sagte er. Besonders schwer sei es, gegen die vermeintlich kleinen Mannschaften zu spielen. Nicht nur, weil sie zu Saisonbeginn schwer auszurechnen seien. Weil es durch die Aufstockung der Liga drei Absteiger und einen vierten Relegationsplatz gibt, erwartet er im unteren Teil der Tabelle einen härteren Kampf um die Punkte. „Niemand kann es sich leisten, etwas zu verschenken“, sagte Müller.

Den Hinweis beherzigte seine Mannschaft von Anfang an und setzte sich mit einem Zwischenspurt in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte deutlich ab. Über ein 11:8 (22.) zogen die Thüringerinnen auf 15:8 (26.) und dann auf 18:10 kurz vor der Pause davon.

Während sich Beate Scheffknecht in der Offensive mit vier Toren aus vier Versuchen hervortat und am Ende auf sieben Treffer kam, verlieh Torfrau Marie Davidsen ihrem Team den nötigen Rückhalt und bestätigte Müller in seiner Einschätzung, mehrere gleich gute Torhüterinnen zur Verfügung zu haben. Während Petra Blazek infolge einer Zerrung aussetze, fischte die Norwegerin einige Würfe weg und parierte kurz nach dem Wechsel beim 19:12 zudem einen Siebenmeter. Die Steilvorlage, auf deren Basis die Gäste weitermachten. Nina Neidhart warf erstmals einen Zehn-Tore-Vorsprung (24:14/39.) heraus.

Der THC blieb torhungrig, vor allem Emma Ekenman-Fernis. Von der Strafwurflinie stellte die Schwedin mit ihrem insgesamt zehnten Treffer den Endstand her. „Kompliment an ‚Helli‘“, freute sich Herbert Müller, wie sein Bruder Helfried die Mannschaft wie vorgerechnet zum klaren Sieg geführt hatte. Verläuft alles gut, wird Herbert Müller übermorgen wieder in der Halle stehen, zunächst aber auf Krücken.