Gera. Der Geraer Werner Gladenbeck hat eine Chronik über Boxen in Gera vorgelegt, in der auch der Saalfelder Harald Ackermann eine große Rolle spielt

Einer sollte es aufschreiben, bevor es zu spät ist. Werner Gladenbeck hat es getan, mit ehemaligen Boxern und Trainern gesprochen, im Stadtarchiv recherchiert und Zeitungen gesichtet. „Boxen in Gera“ hat der 83-Jährige seine Chronik genannt. Von den Anfängen bis zum Heute, dem BC Wismut Gera, hat der langjährige Übungsleiter und Trainer die Entwicklung des Boxens in Gera aufgelistet.

Als Lehrer und Diplomtrainer mit der Fachvertiefung Boxen kam er 1963 nach Gera, begann seine Übungsleitertätigkeit bei der BSG Wismut Gera, nicht bei den Ringern, sondern bei den Boxern der BSG Fortschritt Gera.

Eberhard Nickisch war damals als Box-Bezirkstrainer für die Nachwuchsausbildung verantwortlich. In dieser Zeit lernte er auch Harald Ackermann kennen, ebenso Fortschritt-Trainer. „Wir hatten damals ein dickes Buch von Professor Gradopolow, einem Boxlehrer aus der Sowjetunion – das war unsere Boxbibel“, erinnert sich Harald Ackermann.

Die Fortschritt-Trainingsgruppe war in den Jahren 1963/64 eine der stärksten im Bezirk Gera. Bernd Dünkel und Ronald Krause von der BSG Fortschritt wurden auch später bei der BSG Wismut Gera Leistungsträger. Beruflich bedingt, verließ Harald Ackermann seine Heimatstadt Gera. So ganz vergessen hat man im Jahr 1977 in Sportlerkreisen des Bezirkes Gera seine erfolgreiche Arbeit als Trainer nicht.

In einem Schreiben der SG Wismut Gera, in dem auf die hohe politische Bedeutung des Leistungssports verwiesen wurde, sollte Harald Ackermann beim Sportklub eine hauptamtliche Funktion einnehmen. „Man bot mir den Posten des Cheftrainers an. Ich habe sofort bei der Maxhütte Unterwellenborn, da war ich in der Planung beschäftigt, gekündigt und bin nach Gera gefahren“, sagt der 76-Jährige.

Sogar die Wohnung in Lusan habe er sich angeschaut, doch am nächsten Tag war wieder Post aus der Bezirksstadt in seinem Saalfelder Briefkasten. Die SG Wismut ruderte zurück. Weiterhin Maxhütte statt Wismut. Harald Ackermann glaubt, dass ihm ein Beschwerdebrief an Erich Honecker, ob seiner dürftigen Wohnbedingungen, die Absage eingebracht hat.

Werner Gladenbeck hat Mitte der 60er Jahre miterlebt, wie aus Fortschritt Gera die BSG Wismut Gera wurde. Mit dem Zusammenschluss der beiden Vereine formte Eberhard Nickisch eine starke Mannschaft, die bis zur Oberliga aufstieg. 1970 erkämpfte die BSG Wismut Gera den DDR-Mannschaftsmeistertitel.

Die internationalen Siege der SG Wismut-Boxer Stefan Förster, Jürgen Fanghänel, Ulli Kaden, Enrico Richter, Markus Beyer oder Mario Loch finden sich auch in der Chronik, genau wie die Anfänge des Geraer Boxens vor 100 Jahren.