Nordhausen. Danny Kindervater und Stephanie Hoyer hatten sich auf Rennsteiglauf gefreut, aber nicht mehr viel Hoffnung.

Es vergeht mittlerweile kein Tag, an dem Absagen mit einhergehenden Verschiebungen von regionalen wie überregionalen Laufveranstaltungen über den Ticker laufen. Eine Absage kam nun hinzu, der GutsMuths-Rennsteiglauf am 16. Mai.

Zu diesen „Verrückten“, die bis zuletzt noch Hoffnung auf den Rennsteiglauf hatten, zählen Danny Kindervater und Stephanie Hoyer (Südharzer Laufshop Team), die sich für den Halbmarathon angemeldet hatten.

Für Danny Kindervater wäre es eine Premiere gewesen – sein erster Halbmarathon. Angemeldet hatte er sich schon im Vorjahr. Doch mit jedem Tag schwand auch sein Optimismus, dass er den Rennsteig über 21,2 Kilometer bezwingen könnte. „Ich ging schon länger davon aus, dass er abgesagt wird. Das ist bei solch einem großen Event im Mai nur vernünftig.“ Nicht ohne Grund, denn Jahr um Jahr treffen sich Mitte Mai um die 15.000 Laufenthusiasten zu ihrem Jahres-Höhepunkt. Die Absage ist für Kindervater durchaus verständlich. Wenngleich auch doppelt schmerzlich. So erzählt er, dass er seinem Chef Andreas Peter vom gleichnamigen Autohaus zu seinem 40. Geburtstag die Anmeldung zum Halbmarathon geschenkt habe. „Ich habe lange überlegt, was ich ihm schenken soll. Wir sind sehr gut befreundet und gehen sehr oft gemeinsam laufen. Er hat sich über den Startplatz sehr gefreut.“

Für die Aktiven bietet der Südharz reichlich Streckenkilometer. „Wenn ich allein unterwegs bin, dann starte ich in Hesserode, laufe nach Herreden und wieder zurück oder nach Großwechsungen. Das sind um die zehn Kilometer“, berichtet Danny Kindervater, der zwei bis drei Mal in der Woche die Laufschuhe schnürt. Zuletzt etwas weniger, die Muskulatur hatte dicht gemacht. „Ich war in der Zeit physiotherapeutisch gut betreut und bin dann Anfang März langsam wieder ins Training eingestiegen.“ Zu Jahresbeginn lief es noch richtig gut. So sei er gleich zwei Mal einen Halbmarathon gelaufen. „Danach war ich klipperklar“, sagt Kindervater lächelnd. Normalerweise sind es zwischen zehn und 15 Kilometer, die er an Trainingstagen zurücklegt. „Ich achte bei den Läufen nicht so sehr auf das Tempo. Für mich zählt das Durchkommen.“

Eine Profiläuferin ist Stephanie Hoyer nicht. Aber ambitioniert. So findet sich ihr Name fast regelmäßig in den Listen regionaler Laufveranstaltungen. Nach und nach folgten nun Absagen. „Im ersten Moment ist für mich eine Welt zusammengebrochen“, erzählt die 38-Jährige, die sich mit ihren Starts auf den Halbmarathon vorbereiten wollte. Das gestaltet sich nun schwieriger, so dass sie seit zwei Wochen ein bisschen struktureller trainiere. Neben den langen Läufen ist jetzt einmal auch eine Sprinteinheit dabei.

Wenn schon keine Veranstaltungen stattfinden, dann wird man erfinderisch. Das Streckenprofil vom Harztorlauf, den sie im Vorjahr über die Halbmarathonstrecke gewann, kennt sie bestens. Sie nutzt es nun spontan an einem der Wochenenden als Trainingsstrecke, um im gewohnten Lauf-Rhythmus zu bleiben. Auch wolle sie jetzt einen Teil der ursprünglich geplanten Harzquerung angehen. „Mir tut es für die Organisatoren des Rennsteiglauf unheimlich leid tun. Ich weiß, was für eine Arbeit dahintersteckt. Ich bin ziemlich hin- und hergerissen. Schweren Herzens hatten wir unsere Unterkunft schon storniert.

Nach der Absage hat Danny Kindervater schon einen Plan B parat. Den Halbmarathon wird der zweifache Familienvater im Mai trotzdem in Angriff nehmen. Dann allerdings im Südharz, auf einen der unzähligen schönen Laufstrecken. Einen Plan B gibt es bei Stephanie Hoyer nicht. Aber zwei Termine, die ihr Hoffnung geben. Fest im Visier hat sie einen Start bei den deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz im Triathlon (19. Juli). Zudem will sie es nach ihrer Marathon-Premiere in New York im Vorjahr noch einmal wissen. Sie hat einen Startplatz beim Berlin-Marathon (27. September) ergattert. Und das Wort Absage möchte sie in nächster Zeit nicht mehr lesen.