Erfurt. Die Erfurter Bundesliga-Volleyballerinnen möchten beim Heimstart Potsdam ärgern. Frech sein und Spaß daran entwickeln ist ausdrücklich erlaubt.

Das Spiel zwischen Wiesbaden und Aachen findet an diesem Sonnabend ohne Zuschauer statt. Suhl bleibt ganz zu Hause, weil im Umfeld des MTV Stuttgart mehrere Corona-Fälle aufgetreten waren und die Partie mit dem Duell gegen Potsdam voriges Wochenende vorsorglich gleich mit abgesagt wurde. Die Corona-Lage wirbelt die Pläne in der Volleyball-Bundesliga der Frauen durcheinander. Die Freude auf ihren Heimstart an diesem Samstag (18 Uhr) wollen sich die Frauen von Schwarz-Weiß aber nicht trüben lassen, gleichwohl ein besorgter Blick bleibt.

Die täglich steigende Zahl der Coronafälle geht am Erfurter Bundesligisten nicht vorbei. Verbunden mit dem Wunsch, dass der Ligabetrieb aufrechterhalten werden kann. Verbunden mit der Hoffnung, dass die Mannschaft im erlaubten Rahmen große Unterstützung von den Rängen erhält. Und das bei weitem nicht nur aus wirtschaftlich überlebenswichtigen Gesichtspunkten heraus.

Fans seien extrem wichtig, um Heimspielatmosphäre zu schaffen. Und um den Spielerinnen „einen mentalen Push“ zu geben, hebt Schwarz-Weiß-Trainer Dirk Sauermann die Kraft der Zuschauer hervor. Gerade auch am Samstag, wenn die Erfurterinnen nach der siebenmonatigen Pause erstmals wieder in der Riethsporthalle um Bundesliga-Punkte kämpfen, wünscht er sich einen großen Rückhalt durch die zugelassenen 400 Besucher. Gegen einen Gegner wie Potsdam scheint er umso wichtiger zu sein.

Wiedersehen mit „Toni“ Stautz

Der SC Potsdam, das ist die Heimat von Antonia Stautz, die sich am Erfurter Sportgymnasium entwickelt hat, nach fünf Jahren beim SWE-Volleyteam zu den Brandenburgerinnen gewechselt ist und seit 2019 dort die Kapitänsrolle einnimmt. Und Potsdam, das ist auch das neue Team der vorige Saison für Erfurt zuspielenden US-Amerikanerin Lindsay Flory. Für Dirk Sauermann aber ist der morgige Gegner vor allem eines: eine Top-Mannschaft der Bundesliga. Erfahren, auf allen Positionen ausgeglichen besetzt und erfolgreich gestartet.

Nach einer Spielzeit in Erfurt spielt Lindsay Flory inzwischen bei Potsdam zu, neben der erfahrenen Brasilianerin Ana Tiemi Takagui.
Nach einer Spielzeit in Erfurt spielt Lindsay Flory inzwischen bei Potsdam zu, neben der erfahrenen Brasilianerin Ana Tiemi Takagui. © Sascha Fromm

Die Ergebnisse belegen das. Nachdem Stautz und Co. mit dem 3:0 gegen Dresden ein Achtungszeichen gesetzt hatten, gewannen sie in Aachen (3:2) und knöpften Rekordmeister Schwerin in der vorgezogenen Partie beim 2:3 einen Punkt ab.

Auf der Habenseite der Erfurterinnen stehen je ein gewonnener Satz in Straubing und Aachen. Ungleich erscheint so das Duell, in dem es für die Erfurterinnen wohl vor allem gilt, den Gegner zu ärgern und in seinem oft sicheren Spiel zu stören. Dirk Sauermann nennt es „unbequem sein, Spaß daran entwickeln und Nadelstiche setzen“. Die Kunst wird sein, so viele wie möglich davon anzubringen, um sich daraus Chancen für mehr zu kreieren. Gegen einen physisch sehr präsenten Gegner wird auch einiges auch davon abhängen, wie schnell die Erfurterinnen ins Spiel finden.

16-jährige Mittelblockerin steht vor Bundesliga-Debüt

Unwahrscheinlich ist, dass Sabrina Krause dabei mitwirken kann. Die Mittelblockerin war im Training umgeknickt und musste zuletzt beim 1:3 in Aachen passen. Um eine zusätzliche Alternative auf der Mitte zu haben, ist Sportschülerin Franca Merte in den Kader genommen worden. Die 16-Jährige aus dem Regionalliga-Team der Volley Juniors steht so vor ihrem ersten Bundesliga-Einsatz – und macht das ohnehin junge Team zu einem noch jüngeren.

Jugendlichkeit stellt für Dirk Sauermann jedoch keinen Nachteil dar, um im Konzert der erfahrenen Gegnerschaft bestehen zu wollen. Die damit verbundene Unbekümmertheit hofft er hingegen so zu nutzen, um das Gegenteil zu erwirken. Frech sein ist ausdrücklich erwünscht.