Oberhof. Mit dem Sommer-Grand-Prix in Oberhof und Steinbach-Hallenberg soll die Nordische Kombination in Thüringen einen Aufschwung erfahren.

Johnny Spillane hat in seiner amerikanischen Heimat Steamboat Springs einen Laden fürs Fliegenfischen eröffnet, Hannu Manninen ist inzwischen Pilot bei der Fluggesellschaft Finnair. Die Nordischen Kombinierer waren am 2. und 3. Januar 2010 die letzten beiden Gewinner eines Weltcups im Thüringer Wald, bevor Oberhof wegen der sanierungsbedürftigen Schanzenanlagen im Kanzlersgrund von der internationalen Landkarte dieser Wintersportart verschwand.

Nun taucht der Standort im Thüringer Wald wieder auf, wenn am 31. August und 1. September die weltbesten Winterzweikämpfer um WM-Rekordmedaillengewinner Eric Frenzel aus Oberwiesenthal zum Sommer-Grand-Prix erwartet werden. Der Skiweltverband (Fis) hat den Termin nun auch offiziell bestätigt. „Wir freuen uns, dass es diese Bemühungen in Thüringen gab und haben deshalb die Bewerbung gerne unterstützt“, sagt Karin Orgeldinger, die Sportdirektorin des Deutschen Ski-Verbandes (DSV).

Die Wettbewerbe auf Schanzen mit Matten und Skirollern starten am 24. August in Oberwiesenthal mit einer Premiere. Dort soll erstmals ein Mixed-Team-Wettbewerb der Männer und Frauen ausgetragen werden, sofern die Gremien des Weltverbandes diesen Plänen zustimmen. Tags darauf ist ein Einzelwettbewerb vorgesehen.

Nach der Entscheidung in Klingenthal am 28. August reist der Tross nach Thüringen, wo an beiden Tagen bei den Männern und Frauen jeweils ein Springen von der Schanze im Kanzlersgrund sowie ein Langlauf vorgesehen sind. Am Samstag wird das Rennen im Zentrum von Oberhof ausgetragen, am Sonntag sollen die Sieger in Steinbach-Hallenberg ermittelt werden. Auch der weltbeste Nachwuchs wird beim Jugend-Cup, der schon am Freitag startet, seine Bühne bekommen.

Bevor der Sommer-Grand-Prix im slowenischen Planica beendet wird (7./8. September), steht noch ein Wettbewerb in Österreich aus (4. September). Zum letzten Mal gastierten die Kombinierer zum Grand Prix im Sommer 2007 in Oberhof, als damals der Österreicher David Kreiner siegte. Ohnehin kehrt der Grand Prix sozusagen zu den Wurzeln zurück. Hans Renner, der Namensgeber der großen Schanze und unter anderem der Trainer von Helmut Recknagel, hatte einst mit der Erfindung der Kunststoffmatte den Grundstein für das Skispringen im Sommer gelegt.

Mit jener Entwicklung ist auch die Hoffnung auf einen Aufschwung der Nordischen Kombination in Thüringen verbunden. Nach dem Rücktritt des Erfurters Tino Edelmann (SC Motor Zella-Mehlis) im November 2016 – er feierte mit Team-Gold bei der WM 2015 in Falun und olympischem Team-Bronze bei den Winterspielen 2010 in Vancouver seine größten Erfolge – nahm kein einziger Thüringer mehr an internationalen Höhepunkten teil. Der Weg zurück in die Weltspitze aber ist steinig. „Wichtig ist, dass in Thüringen mit den modernisierten Schanzen wieder die Infrastruktur stimmt. Bis ein Talent aber ganz oben ankommt, das dauert bestimmt zwei Olympiazyklen“, sagt Ex-Weltmeister Ronny Ackermann aus Oberhof, der als Co-Bundestrainer fungiert und einmal den seit 23 Jahren amtierenden Hermann Weinbuch als Chef beerben soll.

Thüringen rückt in diesem Sommer für Oberstdorf in den Kalender, wo wegen der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft 2021 die Schanzenanlagen modernisiert werden. Aber auch wenn im Allgäu die Arbeiten abgeschlossen sind, will Oberhof einer der Austragungsorte bleiben. „Wir wollen uns dauerhaft mit dem Grand Prix im internationalen Kalender der Nordischen Kombination etablieren“, sagt Frank Eismann, der Präsident des Thüringer Ski-Verbandes (TSV).