Meuselwitz. Beim Thüringer Fußball-Regionalligisten läuft die Planung für die nächste Saison an. Das gute Wirtschaften der vergangenen Jahre hilft nun

Horror-Szenarien, drohende Insolvenzen, Existenzängste: Täglich gehen Nachrichten ein, wie schlimm es um unseren Fußball steht. Die Diskussion um Geisterspiele, um die unterbrochenen Ligen doch noch zu Ende zu bringen, spaltet gar die Nation. Was ist sicher in Pandemie-Zeiten, was nicht?

Umso wohltuender fällt dabei der Blick ganz in den Osten Thüringens aus. Beim Regionalligisten Meuselwitz herrscht wohltuende Ruhe und Gelassenheit – trotz der Krise. Die Ursache dafür liegt nicht an der beschaulichen Lage der 10.000-Seelen-Gemeinde, wie manch einer vermuten mag. Sie ist vielmehr Ausdruck eines grundsoliden Wirtschaftens, und das seit vielen Jahren, gepaart mit einem nicht zu unterschätzenden Fußballsachverstand. Beim ZFC um Präsident Hubert Wolf wissen alle Verantwortlich genau, was möglich ist – und daraus machen sie das Beste.

So überrascht es auch trotz der Krise nicht, dass die Meuselwitzer mit Koray Gökkurt bereits den Trainer für die nächste Saison bekanntgaben. „Die Auswahl habe ich in sportlich kompetentere Hände als meine gegeben“, sagt Vereinspräsident Hubert Wolf. Sportdirektor Frank Müller und Vize-Präsident Holm Pinder hatten den 37-jährigen gebürtigen Norddeutschen un-ter zahlreichen Bewerbern als besten Kandidaten für die Nachfolge des am Saisonende scheidenden Heiko Webers ausgemacht.

In einem zweistündigen Gespräch habe er dann auch den Vorstand überzeugt. Mit Gökkurt, zuletzt bei Viktoria Köln im Nachwuchs tätig, gibt der ZFC einem jungen Trainer eine Chance. „Wenn man jedes Jahr Zehnter oder Elfter wird, war nicht so viel verkehrt. Er soll den eingeschlagenen Weg fortführen und ein Auge auf den Nachwuchs beim ZFC haben“, umschreibt Wolf das, was er sich vom neuen Coach wünscht. In seiner Funktion als Vorsitzender der Bluechip Computer AG, dem Hauptsponsor der Meuselwitzer, fügt er an: „Als Unternehmen Bluechip haben wir die Vorstellung, mal auf einen einstelligen Tabellenplatz zu kommen.“ Man muss sich ja auch verbessern können.

Der neue Trainer, der einen Einjahresvertrag unterschrieb, hat fernmündlich auch schon mit allen Spielern telefoniert. Chris Kroner, René Weinert und Ben-Luca Moritz bleiben dem Verein erhalten. In den kommenden Wochen sollen darüber hinaus viele weiter Akteure ihre Verträge verlängern.

Als Co-Trainer bleibt Marco Kämpfe an Bord. „Das freut uns sehr, wir haben großes Vertrauen zu ihm“, sagt Wolf. Kämpfe, der auch lange beim FC Carl Zeiss Jena als Co-Trainer gearbeitet hat, habe auch jedem Spieler fürs Heimtraining „eine Grundbesohlung“, wie Wolf sagt, mitgegeben. „Wer was gemacht hat, sehen wir aber erst, wenn wir wieder trainieren dürfen.“

Bis dahin kann es aber noch eine Weile dauern, glaubt der Vereinspräsident. Mit Blick auf die Auflagen für Unternehmen, besonders in Hinsicht auf Mindestabstände, ist er skeptisch, dass zeitnah der Trainingsbetrieb wieder starten kann. Grundsätzlich ist Wolf aber für eine Fortsetzung der Saison, wenn sie bis Mitte Juli beendet werden kann. Der ZFC ist in der Regionalliga bei zwölf noch ausstehenden Spielen aktuell Tabellenzehnter.

„Geisterspiele“ lehnt Wolf allerdings kategorisch ab, und da herrscht unter nahezu allen Clubs Einigkeit. Spielergehälter zahlen und keine Zuschauereinnahmen haben, das ist für viele das schlechteste aller Szenarien.

Auf zirka 50.000 Euro beziffert Wolf das Defizit, das seinem Verein durch einen Saisonabbruch droht. Dank Kurzarbeit für die Spieler und einer ins Leben gerufenen Spendenaktion, bei der insgesamt schon über 13.000 Euro zusammengekommen sind, „haben wir aber keine Unwägbarkeiten mehr“, sagt Wolf. Neben Geld können Unterstützer auch Wasser, Dünger, Bälle oder Anteile von möglichen Gewinnen aus Lotto-Tippgemeinschaften spenden. Beim ZFC denken sie wie immer auch pragmatisch.

Die Spendenaktion finden Sie im Internet unter: www.zfc.de