Erfurt. Der Thüringer Arbeitsmarkt steht in den nächsten Jahren vor einem umfassenden Wandel. Nach einer Prognose von Experten wird bis 2040 etwa jede vierte Arbeitskraft altersbedingt ausscheiden – mit Folgen.

In Thüringen werden einer Prognose von Arbeitsmarktexperten zufolge bis 2040 rund 200.000 Erwerbstätige altersbedingt ausscheiden. Das sei etwa jede vierte Arbeitskraft, sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Markus Behrens, am Donnerstag in Erfurt. „Die demografische Entwicklung in den nächsten 17 Jahren ist sehr eindeutig und nicht änderbar.“

Sachsen-Anhalt und Thüringen seien die Länder, die in Deutschland am stärksten von dem demografischen Arbeitskräfteverlust betroffen seien, sagte Behrens. Es gingen immer mehr ältere Beschäftigte in den Ruhestand, hingegen fehle der Nachwuchs. Auf zwei altersbedingte Aussteiger aus dem Arbeitsmarkt komme nur ein Einsteiger. „Wir müssen alle Potenziale zur Fachkräftesicherung in Thüringen nutzen.“

Öffentliche Verwaltung, Einzelhandel und Bauwirtschaft stark betroffen

Laut Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsbildung (IAB/Nürnberg) können bis 2040 mit mehr als 31.700 die meisten Arbeitsplätze in Thüringen in der öffentlichen Verwaltung nicht besetzt werden. Aber auch der Einzelhandel (minus 19.414) und die Bauwirtschaft (minus 15.568) sind demnach stark betroffen.

Der immense Bedarf an Beschäftigten in den kommenden Jahren sei nicht ohne Zuwanderung zu decken. Es brauche künftig noch mehr ausländische Arbeitskräfte in Thüringen. „Wenn wir in der Vergangenheit von hunderten ausländischen Arbeitskräften geredet haben, müssen wir in den nächsten Jahren von tausenden ausländischen Fachkräften reden“, betonte Behrens.

Bereits jetzt basiere das Beschäftigungswachstum im Freistaat ausschließlich auf ausländischen Arbeitnehmern. Die meisten kämen aus Polen, Rumänien und Syrien. Sie arbeiteten vorrangig im verarbeitenden Gewerbe oder seien Zeitarbeiter. Behrens verwies auf Vermittlungsabsprachen für Fachkräfte. So würden etwa Pflegefachkräfte aus asiatischen Ländern, Elektroniker aus Kolumbien oder Ärzte aus Mexiko geholt.

In Thüringen gibt es den Angaben zufolge rund eine Million Erwerbstätige, davon 811.100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Im vergangenen Jahr kamen im Freistaat mehr als 62.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus dem Ausland. Das entspricht einen Anteil von 7,7 Prozent. Mitte Dezember waren im Freistaat 60.800 Männer und Frauen ohne Job. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 5,6 Prozent.

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