Erfurt. Auf den ersten Blick wirken die Umsatzzahlen der Thüringer Industrie gut, aber eine wichtige Branche schwächelt. Umsatztreiber sind vor allem die hohen Preise.

Thüringens Autoindustrie leidet weiterhin an fehlenden Zulieferteilen. Der Umsatz einer der wichtigsten Industriebranchen im Freistaat brach in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 342,7 Millionen Euro ein, wie das Statistische Landesamt am Montag in Erfurt mitteilte. Das sei ein Rückgang von 14,4 Prozent. Würden die Preissteigerungen herausgerechnet, läge das Minus sogar bei 15,7 Prozent. Insgesamt lag der Umsatz der Thüringer Industrie preisbereinigt per Ende Juli knapp unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Opel hatte erst am Wochenende beim 30-jährigen Jubiläum des Werks in Eisenach von zeitweisem Stillstand durch fehlende Elektronikteile in diesem Jahr berichtet - bei einer insgesamt guten Auftragslage des Werks mit 1300 Beschäftigten. In Eisenach fertigt der Rüsselsheimer Autobauer den SUV Grandland.

Instabile Lieferketten in diesem Jahr

Thüringens Automobilindustrie war lange Zeit das Umsatzschwergewicht in der Industrie und bietet einige zehntausend Arbeitsplätzen. Sie ist vor allem von Zulieferfirmen geprägt. Viele von ihnen berichteten in den vergangenen Wochen von instabilen Lieferketten in diesem Jahr. Es fehlten immer wieder Teile, um ihre Produktion kontinuierlich laufen zu lassen.

Insgesamt belief sich der Thüringer Industrieumsatz nach den Daten des Landesamtes in den ersten sieben Monaten auf rund 21,5 Milliarden Euro. Berücksichtigt wurden dabei Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten. Das Plus betrug danach wegen der Preissteigerungen 11,6 Prozent oder 2,2 Milliarden Euro. Preisbereinigt verbuchte die Industrie jedoch ein Minus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Grund war vor allem die Entwicklung in Deutschland.

Exporte auf Vorjahresniveau

Der Inlandsumsatz der Industrie betrugt 13,5 Milliarden Euro - preisbereinigt minus 1,3 Prozent. Die Exporte hielten sich auch preisbereinigt auf Vorjahresniveau und lagen bei 8,0 Milliarden Euro. Der Exportanteil am Umsatz blieb mit 37,2 Prozent etwa konstant.

Der Trend des ersten Halbjahres mit einer starken Umsatzentwicklung vor allem der klassischen Metallindustrie setzte sich im Juli fort. Sie erzielte nach sieben Monaten einen Umsatzzuwachs von 566,9 Millionen Euro - preisbereinigt waren das plus 26,6 Prozent. Stabil entwickelte sich die Lebensmittelindustrie und der Maschinenbau, berücksichtigt man den Umsatz, bei dem die Preisaufschläge herausgerechnet sind.

Im Betrachtungszeitraum entstanden rund 1900 Jobs. Insgesamt waren danach seit Jahresbeginn in der Industrie im Schnitt rund 142.500 Arbeitnehmer beschäftigt.

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