Erfurt. Beim Tourismus hat Thüringen nach Einschätzung von Fachleuten sein Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Der Freistaat will attraktiver werden - dafür wird investiert.

Neue Hotels, Radwege oder Stellplätze für Wohnmobile - in Thüringens touristische Infrastruktur wird viel Geld gesteckt. Im vergangenen Jahr habe es allein 35 Projekte gegeben, für die staatliche Zuschüsse vom Land flossen, teilte das Wirtschaftsministerium in Erfurt auf Anfrage mit. Die Investitionen dafür beliefen sich auf insgesamt 51 Millionen Euro, 32,4 Millionen Euro steuerte das Land bei.

Das Spektrum der Tourismus-Investitionen reichte laut Ministerium von einem Hotelprojekt an dem Ausflugsziel "Hohe Sonne" bei Eisenach über eine Seepromenade am Quellenpark in Mühlhausen bis zu einem Abschnitt des Saaleradewegs bei Kaulsdorf in Ostthüringen. Aus dem Landesprogramm Tourismus seien die Vermarktung der Thüringer Bachwochen oder Informationsstellen zum Kurbetrieb in Bad Tennstedt (Unstrut-Hainich-Kreis) gefördert worden.

Tourismus-Gesellschaft soll für mehr Schwung sorgen

Nach dem Einbruch während der Corona-Pandemie hat Thüringen nach Einschätzung von Fachleuten sein Potenzial im Tourismus noch längst nicht ausgeschöpft. Für mehr Schwung soll auch die Tourismus-Gesellschaft des Landes (TTG) mit einem neuen Geschäftsführer seit Jahresbeginn sorgen.

"Obwohl der Tourismus zu den Branchen gehört, die von den Krisen der zurückliegenden drei Jahre besonders hart getroffen wurden, besteht in großen Teilen der Branche weiter eine hohe Investitionsbereitschaft", erklärte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Nicht nur Unternehmen, auch die Kommunen hätten 2022 Geld in Qualität, Infrastruktur und Angebote gesteckt. "Es freut mich, dass viele Akteure trotz des schwierigen Umfelds weiter in ihre Zukunft investiert haben."

2023 soll erfolgreiches Tourismusjahr werden

Zur Unterstützung der Wirtschaft habe das Land über die Angebote des Bundes hinaus ein Hilfspaket geschnürt - in Summe ständen dafür rund 230 Millionen Euro bereit. "Nicht nur Industrie und Handwerk, sondern auch Gastgewerbe und Tourismuswirtschaft können von diesen Programmen profitieren", erklärte der Minister.

Auch wenn noch keine endgültigen statistischen Daten vorlägen, sei das Tourismus-Jahr 2022 eher nicht zufriedenstellend verlaufen. "Wir wollen 2023 wieder zu einem erfolgreichen Tourismusjahr für Thüringen machen und gegenüber anderen Urlaubsregionen aufholen", so Tiefensee. Mit der Doppel-Weltmeisterschaft in Oberhof stehe gleich zu Jahresbeginn ein erstes Highlight im Tourismuskalender. Wichtig sei, neue Zielgruppen anzusprechen. Ein Zugpferd könnte dabei ein kürzlich eröffnetes Luxus-Familienhotel in Oberhof sein.

Kongresse, Tagungen und Messen stärker im Fokus

Tiefensee kündigte an, dass das Landesprogramm Tourismus überarbeitet wird. "Die Förderung soll künftig stärker dafür eingesetzt werden, um neue Reiseanlässe zu schaffen und diese Reiseangebote dann besser zu vermarkten." Auch Kongresse, Tagungen und Messen sollen stärker in den Fokus genommen werden.

Positiv wertete der Minister, dass wieder mehr Gastronomiebetriebe gegründet als geschlossen werden. Nach Zahlen des Statistischen Landesamts wurden im ersten Halbjahr 2022 418 Neugründungen und 404 Abmeldungen registriert - eine Trendwende nach den Corona-Jahren. Zahlen für das Gesamtjahr liegen noch nicht vor. "Dennoch zeigt das, dass es wieder größeres Vertrauen in die Entwicklung der Branche und ein verstärktes unternehmerisches Engagement gibt", äußerte Tiefensee.

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