Berlin. Depressionen oder Angststörungen – die Höhe der Fehlzeiten im Job auf Grund seelischer Leiden ist in diesem Jahr so hoch wie noch nie.

Überstunden, Dauerstress und selbst im Urlaub kommt man nicht richtig zur Ruhe. Immer mehr berufstätige Menschen leiden in Deutschland unter psychischen Belastungen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind die Zahlen der Fehlzeiten im Beruf auf Grund dieser mit einer Zunahme von 85 Prozent massiv gestiegen. Das ergibt eine Untersuchung der Kaufmännischen Krankenkassen (KKH).

Die Fehlzeiten haben laut den Krankenkassen auf 303 Ausfalltage je 100 eigener Versicherter zugenommen. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 164 Ausfalltage, in den ersten sechs Monaten 2021 noch 137.

Fehlzeiten wegen Psychischer Belastung: Niveau so hoch wie noch nie

"Diese Entwicklung ist alarmierend, denn wir haben schon jetzt fast das Niveau des gesamten Jahres 2022 erreicht", erklärt Antje Judick, die KKH-Arbeitspsychologin.

Unter die seelischen Leiden fallen psychologische Diagnosen wie Depressionen, Anpassungs- und Angststörungen. Im gesamten Jahr 2022 registrierte die Kasse noch 339 Fehltage pro 100 Versicherten auf Grund dieser. 2021 und 2020 waren es 287 und im Vor-Corona-Jahr 2019 rund 274 Tage. "Diese Entwicklung ist alarmierend, denn wir haben schon jetzt fast das Niveau des gesamten Jahres 2022 erreicht", so Judick.

Fehlzeiten könnten Folgen für Kolleginnen und Kollegen haben

Für die Untersuchung wurde die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten eigenen Mitgliedern ausgewertet. Die KKH ist nach eigenen Angaben mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen.

"Der besonders starke Zuwachs bei den Fehlzeiten deutet darauf hin, dass es zunehmend schwere, langwierige Fälle von psychischen Erkrankungen gibt", sagt Judick. Mit Sorgen beobachtet die Arbeitspsychologin diese Entwicklung auch, weil andere Kolleginnen und Kollegen diese Arbeitsausfälle abfedern müssten und so ebenfalls für erschöpfungsbedingte psychische Erkrankungen gefährdet sind.

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