Gotha. Berufsbildungszentrum der Firma Fahrzeugtechnik bildet besonders fähige Leute aus.

Die erste Seite der Gothaer Fahrzeugtechnik GmbH im Internet beginnt mit einem Foto, auf dem ein Gittermastkran eine halbrundschalenförmige Dachkonstruktion enormer Größe über Stützwänden schweben lässt. Man muss kein Technik-Experte sein, um zu verstehen, welchen Belastungen so ein Kranarm dabei ausgesetzt ist und was passieren würde, wenn an ihm eine Schweißnaht versagt.

Seit 1991 hat sich die Gothaer Fahrzeugtechnik, vor der Wende Lieferant für den Waggon- und Straßenbahnwagen-Bau, auf das Schweißen für höchste Qualitätsansprüche spezialisiert. Im Firmengelände steht eine schweißtechnische Kursstätte, in dem für diverse Schweißverfahren ausgebildet wird. Dort lernen auch Fabian Kunkel und Artur Strelko den Beruf Konstruktionsmechaniker in der Fachrichtung Schweißtechnik. Kunkel hat bereits abgeschlossen, Strelko ist im letzten Lehrjahr.

Fabian Kunkel (links) und Artur Strelko haben in unterschiedlichen Schweißverfahren den ersten Platz belegt. Sie sind für den Bundeswettbewerb nominiert. Foto: Peter Riecke
Fabian Kunkel (links) und Artur Strelko haben in unterschiedlichen Schweißverfahren den ersten Platz belegt. Sie sind für den Bundeswettbewerb nominiert. Foto: Peter Riecke © zgt

Sie qualifizierten sich zunächst gemeinsam mit anderen Schweiß-Spezialisten aus Mittelthüringen im Bezirkswettbewerb Erfurt des Deutschen Verbandes für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS) und nahmen dann am landesweiten Wettbewerb „Jugend schweißt“ in Merkers teil.

Fabian Kunkel erlangte im MAG-Verfahren (Metallaktivgas-Schweißen) mit 99 von 100 Punkten den ersten Platz, Artur Strelko erreichte den ersten Platz beim sogenannten Wolfram-Inertgas-Schweißen (WIG-Verfahren) mit 96 von 100 möglichen Punkten.

Heimliche Hauptstadt der Schweißer

Die beiden jungen Schweißer werden nun Thüringen im bundesweiten Wettbewerb des Verbandes vom 26. bis 28. September vertreten.

Gewinnen sie dort wieder, sind sie die Besten von über 1000 Schweißern bundesweit.

Mit Lukas Born (2. Platz MAG), Elias Gotza (4. Platz MAG) und Nick Steuding (2. Platz WIG) — alle drei Gothaer Fahrzeugtechnik — sowie Dustin Paak (3. Platz WIG) aus Bad Langensalza, Franz Wachsmann von der JTJ Sonneborn Industrie GmbH und Jonas Schilk von Bystronic mit dem 2. und 3. Platz beim Elektro-Handschweißen wird die Erfolgsreihe aus der Region ergänzt. Bystronic stellte mit Tim Petsch und René Schallenberg auch den 2. und 3. Platz beim Schweißen mit der Acetylen-Sauerstoffflamme (Gasschweißen).

Gotha sei die heimliche Hauptstadt der Schweißer, sagt Olaf Kopplin, Hauptschweißingenieur bei der Gothaer Fahrzeugtechnik und Leiter der Kursstätte. Er verweist auf drei erfahrene Schweißlehrer: Bernd Andres, Jens Kliem und René Döring. Deren Wissen und Können und die Fähigkeit, es weiterzugeben, sei Basis des Erfolges.

Der DVS ist ein technisch-wissenschaftlicher gemeinnütziger Verband mit Sitz in Düsseldorf, der sich der Förderung des Schweißens und verwandter Verfahren auf vielfältige Weise verschrieben hat.

Gerade das Marktsegment, das die Gothaer Fahrzeugtechnik bedient, stellt höchste Anforderungen an die Schweißgüte, da die Kräne nur durch die gute Metallgitterstruktur der hochfesten Stähle halten. Der Wärmeintrag beim Schweißen verändert diese Struktur. Die Schweißnähte müssen deshalb eine besondere Qualität haben.