Eisenach. Vor wenigen Wochen sind die letzten Adam und Corsa von den Bändern gerollt. Eisenachs Opel-Chef Fernando Andreu sieht im neuen Modell Grandland X Herausforderungen und Chancen für den Standort.

Seit gut eineinhalb Jahren steht Fernando Andreu nunmehr an der Spitze des Opelwerkes in Eisenach mit 1400 Beschäftigten. Der Spanier hat zuvor bereits am Thüringer Standort in verschiedenen Funktionen gearbeitet, ehe er im Jahr 2015 das Opel-Werk im spanischen Saragossa übernahm. In Eisenach löste er Anfang 2018 Pieter Ruts als Werkleiter ab. Wir haben mit Fernando Andreu über den aktuellen Modellwechsel am Thüringer Standort gesprochen.

Dort sind vor wenigen Wochen die letzten Adam und Corsa von den Bändern gerollt. Die Werksferien und den Stillstand der Fabrik hat man für die Umrüstung auf das neue Modell benötigt und auch optimal genutzt, versicherte Amadeu.

Was hat sich in den drei Jahren ihrer Abwesenheit in Eisenach verändert?

Vieles. Solch ein Werk entwickelt sich ständig weiter.Beispielsweise in Sachen Kosten und Effizienz. Und bei der Qualität haben wir kürzlich sogar die besten Ergebnisse jemals erreicht. Aber wie bei den eigenen Kindern bekommt man das nicht mit, so lange man sie täglich sieht. Erst wenn man mit dem Blick von außen zurückkehrt, wird es einem bewusst.

Was überwiegt bei der Mannschaft, der Wehmut über den Abschied von Corsa und Adam oder die Vorfreude auf den Grandland X?

Es ist eine große Auszeichnung für den Standort und die Beschäftigten, dass unser Mutterkonzern uns dieses neue Modell übertragen hat. Damit sind wir in einem Wachstumssegment unterwegs. Die Perspektiven sind damit äußerst positiv und die Zukunft unseres Werkes liegt in unseren Händen.

Das bedeutet aber auch die größte Umrüstung in der Geschichte des Werkes?

Das ist definitiv so. Als hier der Adam hinzukam, war auch einiges umzurüsten. Aber es blieb bei einem Kleinwagen. Jetzt hat sich nicht nur die Größe des Autos verdoppelt, sondern auch das Gewicht ist signifikant höher. Darauf müssen die Hebezeuge und Förderer eingestellt werden. Zudem fertigen wir nicht mehr auf einer Plattform von General Motors, sondern auf der von PSA. Das bedeutet neue sind Handgriffe und Abläufe. Insgesamt steigt der Umrüstungsbedarf signifikant.

Was ihre Beschäftigten aktuell trainieren?

Wir haben quasi an dem Tag, an dem die letzten Corsa und Adam an einem Ende vom Band liefen, am anderen Ende mit den Umrüstungen begonnen. Die sind abgeschlossen, jetzt trainieren unsere Mitarbeiter – auch mit Unterstützung von Kollegen aus anderen Werken – die Abläufe. Wir fertigen erste Wagen bereits in zwei Schichten, aber noch in begrenzten Stückzahlen.

Für Ende August war der Serienanlauf angekündigt. Sind Sie im Zeitplan?

Wir liegen voll im Zeitplan und wollen ab Ende August die Fertigung hochfahren. Mit einer qualitativ hochwertigen und effizienten Fertigung wollen wir zeigen, dass Entscheidung, das Modell nach Eisenach zu geben, richtig war.

Das sich auch gut verkauft?

Kein anderes Modell von Opel und Vauxhall wächst gegenwärtig so stark wie der GrandlandX. In den ersten sechs Monaten zogen die Verkäufe um 50 Prozent zum Vorjahr an. Und das noch ohne den elektrifizierten Antrieb für das Fahrzeug.

Diese elektrifizierte Variante soll ebenfalls in Thüringen vom Band rollen?

Das ist so. Im ersten Quartal des kommenden Jahres wollen wir hier mit der Fertigung des Grandland X Hybrid4 beginnen.

Es gab Diskussionen, ob damit die Auslastung dieses Werkes gesichert ist?

Auf Basis der Verkaufsprognosen sind wir optimistisch, damit die volle Auslastung des Werkes im Zwei-Schicht-Betrieb sichern zu können.

Zulieferer bangten zuletzt um Folgeaufträge?

Natürlich wollen wir weiterhin auf regionale und lokale Zulieferer setzen. So haben wir etwa mit der TVS Supply Chain Solutions und mit dem Sitzproduzenten Lear Aufträge an zwei Firmen in unmittelbarer Nachbarschaft des Werkes vergeben.

Das Land Thüringen und die Stadt Eisenach hatten Opel in Hilfe bei der Sicherung des Standortes zugesichert...

....und das Land hat uns unterstützt. So haben wir etwa Flächen und Gebäude, die wir nicht für die Fertigung benötigen an die Landesentwicklungsgesellschaft verkauft. Das Training unserer Mitarbeiter wird gefördert und die Stadt bezieht Wärme aus unserem Kraftwerk – das alles hat auch dazu geführt, dass der Grandland X nach Eisenach kommt.