Erfurt. Sparkassen kündigen Sparverträge. Geldanlagen erscheinen wenig lukrativ. Trotzdem gibt es noch Möglichkeiten zu investieren. Welche, erklärt Thomas Beilner, Honorarprofessor für Finanzmarkttheorie an der Universität Erfurt.

Für Ihre persönliche Anlagepolitik bietet sich aktuell ein herausforderndes Umfeld. Die Kapitalmärkte sind von politischen und geldpolitischen Unsicherheiten beeinflusst.

Zu nennen sind ungelöste Probleme innerhalb Europas mit zögerlichen Taten der politisch Verantwortlichen, dem drohenden „harten“ Austritt Großbritanniens aus der EU mit Auswirkungen für den Rest von Europa, Strafzölle im Handelsstreit der USA mit China und der Iran-Konflikt.

Hinzu kommen die Einsätze der Notenbanken und hier insbesondere der Europäischen Zentralbank (EZB) mit weiteren in Aussicht gestellten Zinssenkungen, um einer etwaigen Deflationsspirale vorzubeugen. Die Folgen: die Geldmarktsätze sind ebenso wie die Renditen von Bundesanleihen mit Laufzeiten bis zu zwanzig Jahren negativ.

Der Zinssatz als Orientierungsgröße für Ihre Anlagepolitik fehlt. Berücksichtigt man die niedrigen Inflationsraten, die allerdings über den nominalen Renditen liegen, führt dies für den Investor zu einem realen Kapitalverlust (finanzielle Repression).

Aber genau hier sind die meisten Anleger positioniert. Rund 6170 Milliarden Euro beträgt nach aktuellen Berechnungen durch die Deutsche Bundesbank das Geldvermögen der privaten Haushalte. Davon sind aktuell per Ende März 2494 Milliarden Euro in Bargeld, Sicht-, Termin-, Spareinlagen und Sparbriefen investiert. Was also tun?

Das Umdenken muss bei Ihnen beginnen. Noch länger als erwartet werden wir „im Tal der toten Zinsen“ sein.

Sie müssen Ihre persönliche Anlagestrategie mit Ihren individuellen finanziellen Wünschen, zeitlichen Vorgaben und Liquiditätsquoten in Einklang bringen. Ihre persönliche Risikotragfähigkeit und –bereitschaft bestimmen das Verhältnis von Vermögensbausteinen. Generell schützen vor der finanziellen Repression Investments in Aktien, Gold, Immobilien, Fremdwährungen und spezielle Anlagethemen. Aktien von global tätigen Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, attraktiven Produkten, stabilen Dividenden verdienen eine Aufmerksamkeit. Anlagethemen wie Medizintechnik, künstliche Intelligenz, Datensicherheit können einbezogen werden, da dort tätige Unternehmen nicht so stark von Konjunkturzyklen beeinflusst werden. Niedrige Zinsen beflügeln Immobilieninvestments. Aber hier gilt: Lage, Lage, Lage, um Preisblasen zu vermeiden! Eine kleine Beimischung von Gold vor dem Hintergrund der anhaltenden politischen Verunsicherungen kann sich ebenso auszahlen wie Fremdwährungsanleihen aus bonitätsstarken Ländern. Nichts zu unternehmen in Zeiten des fehlenden Zinses ist keine Alternative. Ihre persönliche richtige Ausrüstung mit Vermögensbausteinen können allerdings nur Sie alleine bestimmen.