Erfurt. Die Karstadt-Filiale in Erfurt ist von den Schließungsplänen der Warenhauskette nicht betroffen, teilte ein Verdi-Sprecher mit. So sieht es im Rest Deutschlands aus.

Die Erfurter Filiale der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt-Kaufhof soll nicht geschlossen werden.

MDR Thüringen hatte berichtet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Erfurt bereits über die Konzernpläne informiert worden sind. In der Filiale in der Thüringer Landeshauptstadt sind 87 Männer und Frauen beschäftigt, 30 weitere arbeiten für Karstadt-Sport.

Die Erleichterung über den Erhalt der Filiale ist groß - auch bei Erfurts Stadtspitze. "Galeria Karstadt Kaufhof ist seit 1994 Hauptmieter im Anger 1", sagt Steffen Linnert, Erfurts Beigeordneter für Finanzen und Wirtschaft. Das Kaufhaus spielt für die Landeshauptstadt und ihre Attraktivität eine wichtige Rolle. "Es ist das einzige Kaufhaus in Erfurt mit Komplettangebot", so der Dezernent. "Dieser Angebotsmix zieht die Menschen in die Innenstadt. Besucher kaufen hier nicht nur ein, sie besuchen auch Cafés und Restaurants und stärken so die Wirtschaftskraft der Landeshauptstadt."

Filialen von Galeria Kaufhof in Dessau und Chemnitz schließen

Anders schaut es in Ostdeutschland laut dem Verdi-Pressesprecher für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Jörg Lauenroth-Mago, an den Standorten in Chemnitz und Dessau aus. 140 Mitarbeiter in Sachsen und 60 in Sachsen-Anhalt sind von den Schließungen betroffen. Bis Ende Oktober sollen die Filialen noch betrieben werden. Danach sollen die betroffenen Ex-Mitarbeiter für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft zur Beschäftigung und Qualifizierung überführt werden.

"Welche Kriterien die Konzernspitze bei der Auswahl der zu schließenden Häuser angelegt hat, können wir nicht nachvollziehen", teilte Verdi-Landesbezirksleiter Oliver Greie mit. Die Häuser in Chemnitz und Dessau-Roßlau hätten in der Vergangenheit ihre Umsätze gesteigert. Für die Arbeitnehmer sei die Situation doppelt schwer, hieß es. Zum einen seien sie teils seit Jahrzehnten bei dem Konzern beschäftigt, zum anderen gebe es eine Deckelung der Abfindungen, sprich weniger Geld.

Für die noch verbleibenden Häuser in Erfurt, Magdeburg und Halle konnten bereits im vergangenen Jahr ein Integrationstarifverträge abgeschlossen werden, teilte Lauenroth-Mago mit. Dieser schließe einen Personalabbau aus und vereinbart, dass die Gehaltsanhebungen in Zeitguthaben umgewandelt werden. Zunächst habe im Raum gestanden, in Mitteldeutschland zehn Prozent Personal abzubauen.

Wachsender Online-Handel

Bei aller Freude über den Erhalt des Standorts Erfurt - für die Schließung der 62 Filialen drückt Linnert sein Mitgefühl aus. "Am Ende sitzen wir als Verantwortliche alle im gleichen Boot", sagt der Beigeordnete. "Uns einen die Sorgen um unsere Innenstädte und die Frage, wie sie gegenüber dem wachsenden Online-Handel und den Einkaufszentren am Stadtrand konkurrenzfähig und attraktiv bleiben."

"Das Unternehmen darf sich auf den Schließungen keinesfalls ausruhen", fordert Linnert die Unternehmensleitung auf. "Der stationäre Handel braucht frische Ideen und attraktive Angebote, um mit der Online-Konkurrenz mithalten zu können. Filialschließungen als einzige Strategie, um auf die Veränderungen zu reagieren, reichen nicht aus."

Diese Häuser von Karstadt und Galeria Kaufhof sollen geschlossen werden

Bei der Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wird es ernst: 62 der 172 Filialen, dazu ein noch nicht geöffnetes Kaufhaus in Berlin-Tegel und zwei Schnäppchencenter sollen geschlossen werden. Betroffen sind Häuser in allen Bundesländern außer in Thüringen. Die Jobs von rund 6000 der insgesamt 28.000 Mitarbeiter in den Karstadt Warenhäusern (KWH) oder bei Galeria Kaufhof (GK) sind gefährdet. Die betroffenen Filialen, sortiert nach Bundesländern:

Bayern:

  • Ingolstadt
  • München Am Nordbad
  • München OEZ
  • München Stachus
  • Nürnberg
  • Nürnberg Langwasser

Baden-Württemberg:

  • Göppingen
  • Leonberg
  • Mannheim N7
  • Singen
  • Stuttgart Bad Cannstatt

Berlin:

  • Berlin Charlottenburg
  • Berlin Gropius-Passage
  • Berlin Hohenschönhausen
  • Berlin Müllerstraße
  • Berlin Ringcenter
  • Berlin Tegel (noch nicht eröffnet)
  • Berlin Tempelhof

Brandenburg:

  • Potsdam

Bremen:

  • Bremen
  • Bremerhaven

Hamburg:

  • Hamburg AEZ
  • Hamburg Bergedorf
  • Hamburg Mönckebergstraße
  • Hamburg Wandsbek

Hessen:

  • Frankfurt Hessen-Center
  • Frankfurt Zeil
  • Schnäppchencenter Frankfurt NZW (nur temporärer Betrieb)
  • Fulda
  • Schnäppchencenter Gießen
  • Sulzbach MTZ

Mecklenburg-Vorpommern:

  • Neubrandenburg

Niedersachsen:

  • Braunschweig
  • Goslar
  • Hannover Georgenstraße
  • Osnabrück

Nordrhein-Westfalen:

  • Bielefeld
  • Bonn
  • Brühl
  • Dortmund
  • Düsseldorf Schadowstraße
  • Düsseldorf Wehrhahn
  • Essen
  • Gummersbach
  • Gütersloh
  • Hamm
  • Iserlohn
  • Köln Weiden
  • Leverkusen
  • Mönchengladbach Reydt
  • Neuss
  • Witten

Saarland:

  • Neunkirchen

Sachsen:

  • Chemnitz

Sachsen-Anhalt:

  • Dessau

Schleswig-Holstein:

  • Flensburg
  • Lübeck
  • Neumünster
  • Norderstedt

Rheinland-Pfalz:

  • Landau
  • Mainz
  • Trier Simeonstraße
  • Worms

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