Erfurt. Der Bedarf an Schuldnerberatung wird in Folge der Corona-Krise steigen, befürchten Thüringer Sozialverbände. 2018 suchten etwa 16.000 Menschen die Hilfe der Beratungsstellen.

Thüringens Sozialverbände rechnen damit, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise ab dem Sommer den Bedarf an Schuldnerberatung steigen lässt. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog.

In Familien, in denen ohnehin der Haushalt auf Kante genäht sei, können schon wenige Monate Kurzarbeit dazu führen, dass Verbindlichkeiten nicht mehr beglichen werden können, befürchtet Anja Draber von der Schuldner-Fachberatungsstelle der Liga in Thüringen. In ihrer aktuellen Aktionswoche stellen die Berater die Folgen von Überschuldung für Kinder besonders in den Fokus. Von den 170.000 überschuldeten Thüringern suchten laut Erhebungen von 2018 etwa 16.000 Hilfe in einer der 30 Schuldnerberatungsstelle im Freistaat. Weit mehr als jeder Dritte von ihnen habe Kinder, ein großer Teil sei alleinerziehend, so Draber. Die Kinder seien nicht nur von den materiellen Einschränkungen betroffen, die Anspannung der Eltern und ihre permanente Geldnot belaste die Kinder auch psychisch stark. Um die Situation zu erleichtern, mahnt die Liga auch strukturelle Veränderungen an, wie ein Ende der Anrechnung von Kindergeld und Unterhaltsvorschuss auf Hartz-IV-Leistungen.

Auch die Praxis der Jobcenter, Jugendliche bei Volljährigkeit zur Kasse zu bitten, wenn sich aus vergangenen Zahlungen an die Familien Rückforderungen ergeben, müsse beendet werden. Zwar könne dagegen Einspruch erhoben werden, doch dies sei vielen Familien gar nicht bekannt. Ohnehin zeigten Erfahrungen, dass viele Eltern aus Unkenntnis zustehende Hilfen gar nicht beanspruchen, das gelte auch in der aktuellen Situation. Für die Sozialverbände ein Argument mehr, endlich eine eigenständige Grundsicherung für Kinder einzuführen.

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