Erfurt. Der Schuler Konzern verlagert seine Fertigung ins Ausland. Der damit verbundene Abbau von Mitarbeitern betrifft auch den Standort in Erfurt. Von Wirtschaftsminister Tiefensee gibt es ein Angebot an das Unternehmen.

Autokarossen und Teile vieler bekannter Marken entstehen auf den Großpressen des Göppinger Schuler Konzerns. Jetzt hat das baden-württembergische Unternehmen – das seit einigen Jahren ein Werk in Erfurt betreibt – eine Verlagerung der Fertigung aus Deutschland in andere Länder angekündigt.

Man passe die Betriebskapazitäten in Deutschland an die veränderten Wettbewerbsbedingungen und den gestiegenen Kostendruck an, erklärte der Vorstand sein jüngst beschlossenes Maßnahmepaket. Das bis ins Jahre 2022 angelegte Zukunftskonzept ziele darauf ab, „durch die Stärkung der internationalen Standorte und eine marktgerechte Erweiterung des Produktportfolios weltweite Wachstumschancen besser wahrzunehmen“.

Gleichzeitig erhalten nach Meinung des Vorstandes damit die in Deutschland verbleibenden Unternehmensaktivitäten eine nachhaltige Perspektive. „Durch eine Verbesserung der Rentabilität stärkt das Konzept zudem den Handlungsspielraum für technologische Innovationen und die konsequente Digitalisierung der Schuler-Gruppe“, heißt es.

Konkret bedeutet dies die Einstellung der Fertigung am Stammsitz des Unternehmens in Göppingen und den Abbau von rund 500 der 4195 Arbeitsplätze in Deutschland. Nach Gewerkschaftsangaben entfallen allein auf Göppingen 320 Stellenstreichungen. Dort soll neben der Verwaltung, nach den aktuellen Firmenplänen auch der Service und die Außenmontage verbleiben. Zudem bleibe die Stadt wichtiger Standort für Forschung und Entwicklung.

Die Fertigung von Großpressen hatte Schuler bereits vor einiger Zeit komplett an seinem Standort Erfurt angesiedelt. Der soll nach dem Willen des Vorstandes als Fertigung erhalten werden. Allerdings gebe es auch in Thüringen – wie an allen deutschen Standorten – eine „Reduzierung der Kapazitäten für die Fertigung, Außenmontage und Montage“, kündigte Schuler an.

Für das Erfurter Werk bedeutet dies laut Gewerkschaft einen geplanten Stellenbau von derzeit 556 Mitarbeitern um 100. Diese Zahl sei den Arbeitnehmervertretern bei der ersten Vorstellung der Sparpläne des Konzernvorstandes genannt worden, bestätigte der Erfurter IG-Metall-Chef Ilko Vehlow.

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sieht die Entwicklungen bei Schuler mit großer Sorge. „Die Reduzierung der Produktionskapazitäten und der geplante Abbau von 500 Stellen an allen deutschen Standorten ist keine gute Nachricht“, sagte Tiefensee. Darüber könne kaum hinwegtrösten, dass Erfurt als wichtiger Produktionsstandort im Konzern erhalten bleiben solle. Offensichtlich mache sich der Anpassungsprozess in der Automobilindustrie, die Verschiebung wichtiger Märkte ins Ausland, aber auch der wachsende internationale Kostendruck nun schmerzhaft bei Maschinen- und Anlagenbauern bemerkbar.

Der Minister forderte, auf betriebsbedingte Kündigungen ganz zu verzichten und in jedem Fall sozialverträgliche Lösungen für Stellenreduzierungen zu finden. Zugleich bot Tiefensee an, in Thüringen gemeinsam mit dem Unternehmen alle Möglichkeiten für technologische Innovationen und eine konsequente Digitalisierung der Produktion auszuschöpfen.

„Es gibt in Thüringen das Know-how, Forschungseinrichtungen und Unterstützungsins-trumente, um solche Prozesse effizient und kostengünstig zu organisieren. Letztlich geht es doch darum, gemeinsam neue Modelle für den Industriestandort Deutschland zu entwickeln, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden und die Abwanderung von Produktion zu verhindern“, sagte Tiefensee.